Rinteln: Nahezu alle Bauplätze sind belegt

Der Corona-bedingte Bauboom hat auch Rinteln erreicht. Achim Lüders, Leiter des Immobilienzentrums der Sparkasse Schaumburg, schilderte, dass gerade Kunden bei ihm den Kauf der letzten beiden Baugrundstücke in Rinteln unterschreiben würden, die zeitnah bebaut werden könnten. Auch Altimmobilien in guter Lage seien schnell wieder weg. „Wir haben eine Liste von Interessenten. Wir wissen also, wer was sucht, und können das passende Angebot machen.“ Ein identisches Bild vermittelt Mike Harste, Leiter der Immobilienabteilung bei der Volksbank. In Corona-Zeiten habe die eigene Immobilie als „Ruhepol und Rückzugsort“ einen neuen Stellenwert bekommen. Auch die Volksbank könne nur noch wenige Bauplätze in Rinteln anbieten, dazu Bestandsimmobilien. Bereits Anfragen für neues Baugebiet: Immerhin hat man bei der Sparkasse mit Blick auf die Marktlage das neue Baugebiet an der Pomona weiter entwickelt. Lüders geht davon aus, dass die Grundstücke im nächsten Jahr bebaut werden können, wenn die politischen Gremien in Ausschüssen und Rat zustimmen. Anfragen nach Grundstücken an der Pomona habe er bereits auf dem Tisch. Auch in der Nordstadt geht es weiter: Auf der ehemaligen Fläche des britischen Sportplatzes soll gebaut werden, die Prince Rupert School wird abgerissen und einer Wohnbebauung weichen. Doch auch hier dürfte es noch über ein Jahr dauern, bis der erste Bagger anrücken kann. Lesen Sie auch: Rintelner Bauunternehmen bleiben von Corona-Krise verschont: Die Bücher sind voll Einfamilienhäuser kein Auslaufmodell: Eine Entwicklung am Markt, die zeigt, wie schnell Gutachten überholt sein können. Vor drei Jahren hatte das Institut für Wohnen und Stadtentwicklung GmbH (ALP) aus Hamburg für Rinteln ermittelt, dass es bis 2035 höchstens einen Neubaubedarf von 380 Wohnungen gebe. Große neue Baugebiete müssten nicht ausgewiesen werden. Dass in den aktuellen Wahlkampfzeiten Grüne und Linke Einfamilienhäuser als Auslaufmodell einstufen, halten Immobilienexperten in Rinteln allerdings für kaum realistisch. Baulückenkataster wird erstellt: Dass es besser sei, neue Baugebiete in Innenbereichen auszuweisen oder direkt an eine vorhandene Bebauung anzugliedern, wie ebenfalls gefordert werde, sei in Rinteln längst Realität, betont Baudezerent Stefan Eggert-Edeler. Die neuen Baugebiete in Exten (an der Kita), in Uchtdorf (Am Maasberg), in Todenmann (am Bleekebrink), in Möllenbeck und in der Nordstadt erfüllen diese Bedingung. Ideal wäre auch, wenn in Baulücken in den Dörfern und der Stadt neue Wohnungen entstehen könnten. Eine fast unüberwindliche Hürde hier: Der Grundeigentümer muss bereit sein, zu verkaufen. Die Stadt Rinteln hatte vor einem Jahrzehnt begonnen, ein Baulückenkataster zusammenzustellen. Diese Arbeit, schilderte Eggert-Edeler, sei bereits vor seiner Zeit aus Mangel an Personal wieder eingestellt worden. Immerhin behalte sich die Stadt beim Verkauf von stadteigenem Land ein Rückkaufsrecht per Vertrag vor. Lesen Sie auch: 90 Bauprojekte verfolgt der Landkreis in den Sommerferien: 8,6 Millionen Euro werden investiert Ist eine Abrissprämie sinnvoll? In den Dörfern gibt es viele Immobilien, deren Sanierung kaum lohnt, und sogar Häuser, die eigentlich Ruinen sind. Doch dort kann die Stadt nur eingreifen, wenn (wie bei einem Haus in Engern) von der Ruine oder einem Grundstück eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht. Eine Umfrage unter den Ortsbürgermeistern ergab, dass viele eine Abrissprämie durchaus für sinnvoll halten, um den Kauf von Altimmobilien für junge Familien attraktiv zu machen. Immobilienexperte Lüders ist überzeugt, dass sich vor dem Hintergrund der gestiegenen Neubaupreise die Sanierung von Bestandsimmobilien lohnen könne. Hindernisse seien hier, dass eine Sanierung aufwendiger sei als ein Neubau und länger dauere. Außerdem müsse man dafür auch die richtigen Handwerker finden. Schaut man sich in den Dörfern um, entdeckt man, dass durchaus in Baulücken gebaut wird und Altbauten saniert werden. Beispielsweise hat in Hohenrode an der Hünenburgstraße eine junge Familie ein altes Haus gekauft, das zuletzt von einer Seniorin bewohnt wurde, das Haus mit Holz verkleidet und das Grundstück neu gestaltet. In Strücken ist an der Saarbecker Straße ein Dorfladen zu Wohnraum umgebaut worden. Am Ortsteingang von Exten zwischen Landesstraße und Exter ist ein Altbau abgerissen und an gleicher Stelle durch einen modernen Bungalow ersetzt worden. Von hans Weimann

Rinteln: Nahezu alle Bauplätze sind belegt - Bauboom während Corona