Rintelner Engagement: 100.000 Masken direkt aus China für Schaumburg

Jetzt also doch: Am Gründonnerstag hat der Rintelner Ratsherr Ralf Kirstan 59 Kisten mit der derzeit wohl begehrtesten Ware in Empfang genommen. Die 100000 Schutzmasken sind für die Stadt Rinteln sowie für den Landkreis Schaumburg bestimmt. Auch die Stadt Rinteln profitiert: Möglich wurde die Lieferung durch das ehrenamtliche Engagement von Kirstan, seiner Frau Liping sowie dem Rintelner Michael Werther. Sie haben die Masken im Auftrag des Schaumburger Krisenstabes direkt in China beschafft. Tongnan, die neue Partnerstadt von Rinteln in China, hat tatkräftig bei der Vermittlung geholfen. Schon in der Woche zuvor gab es eine Lieferung von 35000 Masken, weitere 120000 sollen am Freitag folgen. Vier Senioren in Schaumburg an Corona gestorben In Abstimmung mit Bürgermeister Thomas Priemer sind in den Lieferungen auch Kontingente für die Stadt Rinteln enthalten. Diese sollen unter anderem der Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes von Rintelner Firmen dienen, die nicht als „systemrelevant“ eingestuft seien und daher nicht die Möglichkeit hätten, sich aus öffentlichen Beständen zu versorgen, erklärt Kirstan. Auch für Feuerwehr und Ordnungsdienst sei auf Wunsch Priemers ein festes Kontingent geliefert worden. Ihnen allen solle Zugang zu gutem und zugleich bezahlbarem Schutzmaterial verschafft werden. Direkte Kooperation sehr schwierig: Durch die Vermittlung der Stadtregierung von Tongnan konnte der Landkreis direkt bei Produzenten in China einkaufen. Dies sei ein Glücksfall, denn normalerweise sei es sehr schwierig, im Falle überschaubarer Liefermengen Fabriken für eine direkte Kooperation ohne dazwischengeschaltete Händler zu gewinnen. Desinfektionsmittel und Masken sind Mangelware in der Eilser Julianen-Apotheke Die Kommunikation mit den Fabriken erledigt Liping Kirstan im Auftrag des Landrates ehrenamtlich. Dazu stellen die Kirstans fest: „In einer Zeit der Krise möchten wir – unterstützt durch unseren Freund Michael Werther – ehrenamtlich unserer Stadt helfen. Wir verfolgen dabei keinerlei Gewinnerzielungsabsicht und möchten im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten einen Beitrag zum Gesundheitsschutz der Menschen in unserer Stadt leisten.“ Kontrapunkt gegen unsolidarisches Verhalten: Die Kirstans danken besonders Bürgermeister Priemer für dessen „stets wohlwollende und auf das Wohl der Bürgerinnen und Bürger ausgerichtete Unterstützung“. Auch sind sie dem Bauhof dankbar für die unbürokratische Überlassung des Werkstattwagens. Mit diesem wurden die Masken vom Frankfurter Flughafen abgeholt. Ein besonderes Anliegen der Kirstans ist es, einen Kontrapunkt zu setzen gegen unsolidarisches Verhalten: „Als Rintelner Bürger haben wir kein Verständnis dafür, wenn selbst in unserer kleinen Stadt der allgemeine Mangel an Schutzmaterial dazu ausgenutzt wird, die Preise für FFP2-Schutzmasken auf astronomische 20 Euro heraufzusetzen. Wir wünschen uns mehr Solidarität statt Egoismus und Krisengewinnlertum.“ Deutlich günstigere Masken: Die jetzt gelieferten Masken seien deutlich günstiger als normalerweise auf dem freien Markt zu erhalten. Der Preis liege brutto mehr als die Hälfte unter dem Preis, den der Bund bereit sei, netto zu zahlen. „Das spart dem Kreis, uns Bürgern und letztlich den medizinischen Einrichtungen, die auf die Masken angewiesen sind, eine nicht unerhebliche Menge Geld“, so Kirstan. Schaumburg näht Masken: Fragen und Antworten rund um den Schutz vor Corona DIY Mundschutz-Anleitung: Wer kann Schutzmasken nähen? Vor diesem Hintergrund richtet Kirstan, der kürzlich aus der FDP ausgetreten ist und nun der WGS angehört, zwei Forderungen an die Bundespolitik: „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum auf europäischer Ebene nicht längst der Zoll auf Schutzmasken aus Nicht-EU-Ländern in Höhe von 6,3 Prozent zumindest zeitlich befristet aufgehoben wurde. Gerade wir in Deutschland sind doch bei Schutzausrüstung dringend auf Importe aus Ländern außerhalb der EU angewiesen.“ Kreis zeigt sich dankbar: Auch habe er kein Verständnis dafür, dass nicht schon längst eine zeitlich befristete Reduktion oder sogar Aufhebung der Einfuhrumsatzsteuer auf Schutzmaterial von der Bundesregierung initiiert worden sei. Diese beträgt weiterhin 19 Prozent. Landkreis-Pressesprecher Klaus Heimann betont, der Kreis sei sehr dankbar für die Organisation der Lieferung. Bisher habe man etwa 5000 Schutzmasken pro Woche verteilen können – damit sei der Bedarf im Landkreis aber noch lange nicht gedeckt gewesen. Mit den jetzt in Aussicht stehenden Masken sei man daher auch in Zukunft gut gerüstet. von Jakob Gokl LIVE-Ticker zur aktuellen Corona-Lage im Landkreis Schaumburg

Corona-Krise - Rintelner Engagement: 100.000 Masken direkt aus China für Schaumburg