SN-Serie „Türen im Advent“: In Rinteln steht ein Archivhäuschen voller Geheimnisse

Eines der kleinsten Gebäude im Stil der Weserrenaissance steht an der Ritterstraße. Das Archivhäuschen wurde 1565 durch den Obristen Hilmar von Münchhausen errichtet und diente später zur Aufbewahrung von Urkunden und Akten. Aus der Bruchsteinmauer springt dieses kleine Bauwerk um etwa 1,40 Meter in die Ritterstraße vor. Es war ursprünglich nur als Gartenhäuschen erbaut und diente erst im 19. Jahrhundert kurzzeitig als Familienarchiv. Seit dieser Zeit wird es aber „Archivhäuschen“ genannt. 1669 wird es in einem Inventar als „Lusthaus“ und auch 1769 noch als „Lust Häuschen“ angeführt. Anlaufpunkt für Geocaching: Bereits seit Jahrzehnten zählt das Kleinod zu den festen Stationen auf dem Historischen Stadtrundgang durch die Weserstadt. Besucher bekommen es bei Spaziergängen gezeigt. Einige Fremde finden es ebenfalls auf Anhieb, da dem Gebäude seit 13 Jahren bereits ein Geocache gewidmet wird. Nur gelegentlich – etwa zu „Tagen des offenen Denkmals“ – werden die beiden Türen für die Öffentlichkeit geöffnet. Dann kann man über Malereien im Inneren staunen. Diese stammen aus einer Zeit um 1956. Damals hatte eine kleine Clique von Gymnasiasten, Schülerinnen des Lyzeums und Fechtern dort ihren Treffpunkt. Das Häuschen war beheizbar, also geradezu ideal, um dort manchmal bis spät in der Nacht die Zeit zu verbringen. Der „Künstler“ war vermutlich der bereits vor vielen Jahren verstorbene Hans-Dieter Hesemeier, der damals schon eine künstlerische Ader an den Tag legte, Bilder malte und Marionetten baute. Das Archivhäuschen steht auf dem Gelände des ehemaligen großen Adelshofes der Familie von Münchhausen, die 1525 durch Belehnung nach Rinteln kam. Es zeichnet sich durch seine besondere Architektur aus und gilt neben dem Ratskeller auf dem Marktplatz als Schmuckstück der Weserrenaissance in Rinteln. Allegorien der römischen Mythologie: Der vermutliche Baumeister war der Hamelner Cord Tönnies. Die Giebelseite des Archivhäuschens zeigt auf den schmalen Fensterpfosten drei Allegorien der römischen Mythologie: Lucrezia romana, Fides (Glaube, Treue) und Spes (Hoffnung). Neben diesen Plastiken zeigt die Giebelseite zwei Porträt-Medaillons des Erbauers Hilmar von Münchhausen und seiner Ehefrau Lucia von Reden sowie zwei Familienwappen. Übrigens: Rechts neben dem Münchhausenhof, der einstigen Scheune mit Renaissancefassade, wurde 1847 ein schlichteres Pendant zum Archivhäuschen erbaut. Von Tobias Landmann • Tür 1: Sicher aufgehoben: Das sind die Gewahrsamszellen der Polizei in Stadthagen • Tür 2: Das ist das Heeßer Bahnwärterhäuschen mit Steuertechnik von 1961 • Tür 3: Museumslandschaft gibt Einblicke auf Dachböden von Museum und Mühle • Tür 4: In Rinteln steht ein Archivhäuschen voller Geheimnisse • Tür 5: Der Blick in die Integrierte Regionalleitstelle Schaumburg/Nienburg • Tür 7: Altes Polizeigebäude soll Platz für Kunst und Kultur werden • Tür 8: Diese Türen in der Kirche in Sachsenhagen öffnen sich nur alle 30 Jahre • Tür 9: Internationales Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg: Wo Soldaten (und andere) das Fliegen lernen • Tür 10: Für ein volles WEZ-Lager sorgen Menschen, Maschinen und mobile Datenerfassung • Tür 11: Mit der Geldbombe zur Sparkasse: Ein Blick in den Panzerschrank • Tür 12: Das Rätsel des vergessenen Kellers unter dem ehemaligen Bahnhof Wiedensahl • Tür 13: Wasserwerk in Obernkirchen: Hier entsteht das Trinkwasser der Bergstadt • Tür 14: Der Sprecher-Turm des SV Nienstädt 09: Wo sich dänische Nationalspieler Bier besorgten