Schnelltest für Lehrer und Erzieher bislang in keiner Rintelner Arztpraxis möglich

„Absurd“ nennt eine Rintelner Lehrkraft der Berufsbildenden Schulen, was sie jetzt in Erfahrung gebracht hat: Als Lehrerin hat sie Anspruch darauf, einmal pro Woche einen Corona-Schnelltest durchführen zu lassen, und zwar in einer Arztpraxis. Doch: In Rinteln ist kein Arzt hierfür registriert. Die Rintelnerin müsste also eigens nach Bad Nenndorf, Stadthagen oder Bückeburg fahren, wo Praxen gemäß einer entsprechenden Liste des Landes Niedersachsen registriert sind. Für Test in eine andere Stadt? „Ich frage mich nun: Warum gibt es keine Arztpraxis in Rinteln, die diese Testungen durchführt?“, fragt die Rintelnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Ich finde es absurd, dass ich wegen eines Schnelltests nach Bückeburg oder Obernkirchen fahren soll.“ Dabei sollten solche Corona-Schnelltests, bei denen geschultes Personal Abstriche im Rachen oder Nasen-Rachen-Raum vornimmt, doch „schnell und unkompliziert“ sein, sagt die Lehrerin. Es sei „unsinnig“, dann nicht zum eigenen Hausarzt fahren zu können – oder zumindest zu einem Mediziner in der eigenen Kommune –, sondern bei einem fremden Allgemeinmediziner in einer anderen Stadt erst einmal einen Termin vereinbaren zu müssen. Mehr zum Thema: Niedersachsen kündigt Schnelltests für Lehrer und Erzieher an Als Bedienstete des Landes Niedersachsen hat sie laut aktueller Verfügung Anspruch auf einen Test einmal pro Woche, je nach Bedarf, bis Ende März. Dieser Test ist kostenlos, weil das Land Niedersachsen und die Kassenärztliche Vereinigung einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen haben. Testen lassen können sich alle Berechtigten, die sich von der Schulleitung einen entsprechenden Berechtigungsschein ausstellen lassen haben. Das gilt für „alle Beschäftigten des Landes in niedersächsischen Schulen und Studienseminaren, verbeamtet oder tarifbeschäftigt sowie Lehrkräfte, pädagogische Mitarbeiter und Schulassistenten an Schulen in freier Trägerschaft“. Und zwar unabhängig davon, ob es einen konkreten Verdacht gibt oder nicht. Wieso testet keine Praxis in Rinteln? Die Lehrerin versteht nicht, warum sich in einer Stadt wie Rinteln – mit IGS, Gymnasium und BBS – keine Arztpraxis bereit erklärt, diese Testungen durchzuführen. Nachfrage beim Kultusministerium. Das aktualisiert regelmäßig die Listen der niedersächsischen Ärzte, die sich freiwillig zur Durchführung der Tests bereit erklärt haben. Das Kultusministerium habe keinen Einfluss darauf, ob sich Praxen zur Durchführung der Tests entschieden oder nicht, heißt es da. Denn: Die Corona-Schnelltests gehörten nicht zu den Pflichtleistungen einer Arztpraxis, sondern würden nur auf freiwilliger Basis geschehen. Testungen an Schulen? : Thorsten Kaiser ist Allgemeinmediziner in Rinteln und erklärt, warum viele Kollegen diese Schnelltests nicht anbieten: „Dazu ist ein separates Abrechnungssystem nötig, das mit einem erheblichen bürokratischen Aufwand verbunden ist.“ Kaisers Gemeinschaftspraxis verfüge zwar über genug Personal, allerdings „spiegelt der Aufwand nicht den Ertrag wider“, teilt Kaiser auf Anfrage dieser Zeitung mit. Die Rintelnerin begrüßt ausdrücklich die Möglichkeit, dass sich Lehrkräfte testen lassen können. Sie hat einen anderen Vorschlag: Anstatt den Arztpraxen noch mehr Aufgaben aufzubrummen, sollten diese Testungen dezentral vor Ort geschehen, also an den Schulstandorten, an denen die Lehrkräfte tätig sind. „Die Ärzte haben schon genug anderes zu tun“, sagt sie. Sie hat übrigens einen anderen Weg gefunden, sich in Rinteln testen zu lassen: Über ihren Hausarzt, der sich – zähneknirschend – bereit erklärt hat. Doch auch er habe bestätigt, dass er sich bewusst nicht in die Liste des Kultusministeriums habe eintragen lassen – denn das Kultusministerium habe eine falsche Vorstellung davon, wie viel Mehrarbeit Testungen machten. Lesen Sie auch: So geht es weiter mit Schulen und Kitas im März von Marieluise Denecke und Malick Volkmann