Von Mord bis Reifenstecher: Was Lauenaus "Fleckensheriff" in elf Jahren erlebte

Der gebürtige Bakeder Wenthe hat gerade seinen letzten Tag im geliebten Beruf absolviert und sich über eine Beförderung zum Polizeihauptkommissar gefreut. Das ist zwar für die Pension nicht mehr von Bedeutung, aber Wenthe sieht die Urkunde vor allem „als persönliche Anerkennung“. 1978 begann die Ausbildung an der Polizeischule Hannoversch Münden, der 1980 die Versetzung an das Polizeirevier Bad Nenndorf folgte. Dort versah er fast 25 Jahre lang den Einsatz- und Streifendienst im Schichtbetrieb. 2005 wechselte Wenthe zur Polizeistation Rodenberg. Weil ihm die Aufgabe als Ordnungshüter im direkten Kontakt mit der Bevölkerung so gut gefiel, blieb er auch nach vier Jahren in dieser Vor-Ort-Funktion – ab da in Lauenau. Cyberkriminalität hat zugenommen: Wegen der gewünschten Bürgernähe häufiger machte Wenthe sich oft zu Fuß auf den Weg und suchte Kontakte zu Kindergärten und Grundschule. Doch letztlich überwog die Arbeit an Computer, Telefon und bei Vernehmungen. Wenn am Ende der Sommerferien die „gelben Füße“ als Symbol eines sicheren Fußwegs für Schulanfänger auf den Bürgersteig gepinselt werden sollten, „habe ich mir das schon aus der Arbeitszeit herausleiern müssen“. Mitten im Gespräch klingelt es schon wieder an der Tür. Ein Mann will wissen, ob er angesichts der aktuellen Corona-Beschränkungen sich „mit zwei Kumpels zu Haus treffen“ dürfe. Freundlich aber bestimmt lehnt der 62-Jährige das Ansinnen ab und erläutert den Grund. Solche Anfragen sind ihm stets lieber gewesen als Anzeigen betrogener Bürger. „Die Cyberkriminalität hat zugenommen“, sagt Wenthe. Auch der Kredit- und Girokartenmissbrauch sei gestiegen. Dagegen habe in der jüngeren Vergangenheit die Menge der Autoaufbrüche und Einbruchsversuche nachgelassen. Eine Zunahme verzeichnet er bei Umweltdelikten. Das Ausmaß des illegal in der Feldmark und am Straßenrand abgelegten Mülls sei schlimm geworden, findet Wenthe, der sich stets gern als „Polizist zum Anfassen“ fühlte. Folglich hat er auch in Lauenau etliche Freunde und Bekannte gewonnen. Der Tag, als Ines K. getötet wurde: Welches Ereignis ihn in seinen elf Lauenauer Jahren besonders beeindruckt hat? Ganz klar: Der Mordfall Ines K. „Dass ich gerade hier zu dem Zeitpunkt gesessen habe, wo dort ein Mord geschah“, sagt Wenthe nachdenklich. Im Mai 2015 war Ines K. unter bis heute ungeklärten Umständen getötet worden. Die Tat zog ein großes Polizei- und Medienaufgebot in den Flecken. In Feggendorf wurde er dagegen Ohrenzeuge eines anderen spektakulären Vorfalls. Während einer Feier im Garten eines Kollegen schallten unverhofft Martinshörner durch den kleinen Ort. Bei einer Familienstreitigkeit hatten sich Schüsse gelöst. Und noch etwas blieb ihm in heftiger Erinnerung. Ein Täter hatte 2013 mehr als 270 Autoreifen in Lauenau zerstochen, bis er überführt, verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wurde. Wirklich Schlimmes ist ihm selbst in seinen 42 Dienstjahren nicht widerfahren. Folglich würde er „jederzeit wieder zur Polizei gehen und auch auf dem Land eingesetzt werden wollen“. Nun hat er mehr Zeit für seine fünf Enkelkinder, für seinen Fischteich und für Reisen in den Süden. Und wenn er rund um Deister und Süntel mit Fahrrad oder Motorrad unterwegs ist, trifft er gewiss weiterhin auf Bekannte. Wie zum Beispiel einen einstigen Unruhestifter, an dessen Streiche er sich noch lebhaft erinnern kann. Dass dieser nun ein verantwortungsbewusster junger Familienvater geworden sei, „hat mich doch sehr gefreut“. So ging der Bürgerentscheid zur Lauenauer Herbertus-Stube aus Auch Lauenau muss wegen der Corona-Krise mit einem Defizit rechnen Dies sind die Pläne für den Aldi-Umzug in Waltringhausen Von Bernd Althammer