Künstlerin entdeckt Muskelmasse im Stadthäger Mausoleum

Seit Ende Juli ist Mieves hier – bis Ende September soll sie eine Ausstellung bestücken. Ein ehrgeiziges Ziel. Es handelt sich um ein Projekt der Arbeitsgruppe Kunst in der Schaumburger Landschaft. 15 Studenten hatten Interesse an dem Residenz-Stipendium „Freiräume“ angemeldet. Drei Bewerber wurden der Landschaft von einer Professoren-Jury vorgeschlagen. Künstlerin passt zu Schaumburg: „Wir konnten dann gucken, wer am besten zu Schaumburg passt“, sagt Lu Seegers, Vorsitzende der Schaumburger Landschaft. „Es ging darum, jemanden zu finden, dessen Ausdrucksform hierher passt“, ergänzt Thomas Ritter, Mitglied der Arbeitsgruppe. Mieves arbeitet mit Fragmenten und Ausschnitten und versucht dann, „sie in einen momentanen Zustand zu bringen“, wie sie erklärt. Oft entstehe ein offenes Gefüge, das seinen Ausdruck auch aus der Beziehung zum Raum generiert. Es handle sich um einen festen Bausatz, der sich jedoch von Ausstellung zu Ausstellung ändert. Werkstoff: Holz aus Island: Die 37-jährige Hamburgerin verdeutlicht dies mit einer Arbeit, bei der sie einen Baumstamm verwendete, der aus Island stammt. Offensichtlich handelt es sich um ein Erzeugnis, das noch industriell weiter verarbeitet werden sollte. Mieves zerlegte den Stamm in unterschiedliche Teile – schmale Scheite und Späne beispielsweise. Diese ordnete sie dann zu einem Gesamtobjekt an. Viel durchs Schaumburger Land gefahren: In Schaumburg ist sie schon viel durchs Land gefahren, unter anderem machte sie Station im Mausoleum Stadthagen. Eine Figurengruppe von Adrian de Vries beeindruckte sie besonders, denn diese habe „viel Muskelmasse“. Dieses Objekt werde auch in ihrer Ausstellung eine Rolle spielen. Theo Vollmer, Mitglied der Arbeitsgruppe, betont, dass er so einen ganz neuen Blick auf die ihm lange bekannte Figurengruppe erlangte. Neuer Blick auf bekanntes Werk: „Die Handwerker mit Meißel und Schubkarre hatte ich bisher gar nicht wahrgenommen“, erklärt er. Derzeit arbeitet Mieves an Reliefs und Hohlformen, aus denen Objekte für die finale Ausstellung hervorgehen sollen. „Die Hälfte meines Studiums habe ich im Bühnenbau verbracht“, erzählt die Künstlerin, deren Werke bereits Preise gewannen und in Hamburg und Reykjavík ausgestellt wurden. So viel Musik gibt's im Kesselhaus Lauenau Dies stellte die erste Stipendiatin im vergangenen Jahr aus Schaumburger Landschaft: So wurde das Jubiläum gefeiert „Das objekthafte finde ich faszinierend“, sagt Seegers über die Kunst der 37-Jährigen. „Wir wollen dafür werben, dass es auch Kunst gibt, die ganz anders arbeitet“, betont Ritter. Am Donnerstag, 5. September, wird es ein offenes Gespräch mit Mieves im Kesselhaus geben. Beginn ist um 20 Uhr. Ausstellung in Sachsenhäger Wasserburg: Dabei will die Künstlerin auch einige Arbeiten zeigen und erklären. Die Ausstellung wird am Samstag, 28. September, um 19 Uhr in der Wasserburg Sachsenhagen eröffnet. Mieves‘ Werke sind dort anschließend bis zum 27. Oktober zu sehen. Mieves hat ihr Atelier in der neuen Galerie im Kesselhaus eingerichtet. Wohnen tut sie in der Herbertusstube. Dafür danken die Beteiligten dem Flecken Lauenau. Und ihr Eindruck vom Schaumburger Land? „Sanft, grün und gelb“ findet sie es. Von Guido Scholl

Anna Mieves - Künstlerin entdeckt Muskelmasse im Stadthäger Mausoleum