Downhill im Deister: Mountainbiker bauen Wege bei Rodenberg und Nenndorf um

Das Fahrradfahren ist im Wald grundsätzlich gestattet – allerdings nur auf den Wegen. Zudem gibt es zwei sogenannte offizielle Trails nahe des Nienstedter Passes und des Annaturms. Während sich viele Fahrradfahrer an die Vorschriften halten, gibt es auch einige Downhill-Fahrer, die sich zwischen den Bäumen hindurch ihren eigenen Weg suchen. Dies schürt bereits seit Jahren den Ärger der Wald-Eigentümer. „Ich bin kein einzelner Querulant“, beteuert Michael Peters (Name von der Redaktion geändert). Um nicht ins Kreuzfeuer der hitzigen Diskussion zu geraten, will er seinen Namen aber nicht in diesem Artikel lesen. Seine kleine Parzelle bewirtschafte er nicht mit einem Wertschöpfungsgedanken, ihm gehe es um Naturschutz und Idealismus. „Einen Wald aufzubauen, heißt, in Generationen zu denken“, so Peters. Junge Bäume sterben wegen der Trails: Dieses Unterfangen sei aber aussichtslos, wenn die Arbeit immer wieder zerstört werde. „Das wird alles kurz und klein gefahren“, sagte Peters mit Blick auf absterbende Jungbäume am Rande einer Fahrspur. Die Vegetation werde teils „abgesägt, umgefahren oder abgetreten“. Zudem werden auf dem Waldboden Hügel, Sprungschanzen und andere Elemente angelegt. Dass einige Hobbysportler abseits der Wege fahren, ist laut Niedersächsischem Waldgesetz bußgeldbewehrt. Peters wünsche sich, dass an mehreren Wochenenden Präsenz im Deister gezeigt wird und die Ordnungsbehörden Bußgelder verhängen. Dies spreche sich in den Netzwerken der Hobbysportler schnell herum, vermutete Peters. Er selbst habe bereits versucht, auf die Downhill-Fahrer einzuwirken. Lesen Sie auch: Die neue Juso-Chefin joggt gern im Deister „Aufklärerische Gespräche haben in der Masse überhaupt kein Ergebnis gebracht“, schildert er. An sonnigen Wochenendtagen fährt ihm zufolge alle zwei Minuten ein Radler durch sein Waldstück. Die ersten Bauelemente, beispielsweise Sprungrampen, habe er bereits vor zehn Jahren auf seiner Parzelle gefunden. „Im Frühjahr ist es aber explosionsartig mehr geworden, die Frequenz hat sich potenziert“, sagte Peters. Auch Förster sind besorgt: Der Teil des Deisters, der nicht in Privatbesitz ist, gehört zu den Niedersächsischen Landesforsten. Zuständig ist hier das Forstamt Saupark. Dessen Leiter, Christian Boele-Keimer, beschreibt die Situation im Deister seit rund zehn Jahren als „angespannt“. Seinen Informationen zufolge kommen die Hobbysportler aus einem großen Einzugsbereich in Norddeutschland. Es seien bereits Menschen mit einem Bagger vor Ort gewesen, um Trails anzulegen, sagte er. Zu der Sachbeschädigung kommt auch die Beunruhigung des Wildes. „Die Situation ist für uns sehr unbefriedigend“, schilderte der Forstamts-Leiter. Das Forstamt setzt auf rigorosen Rückbau. Da dies auch einen finanziellen Aspekt aufwirft, ist diese Lösung aber mutmaßlich keine Option für die Besitzer kleiner Parzellen. Ein Lösungsansatz wird bereits seit 2014 verfolgt. Zusammen mit dem Verein Deisterfreunde und der Region Hannover sind zwei legale Trails und eine BMX-Strecke eröffnet worden. Diese werden von den Deisterfreunden gepachtet, instandgehalten und durch deren Mitglieder genutzt. Andere Strecken im Umfeld dieses Pacht-Gebietes werden von dem Verein zurückgebaut, wie auf der Vereins-Homepage betont wird. „Wir sind froh und dankbar, dass die Deisterfreunde diese Verantwortung tragen“, lobte Boele-Keimer. Bekenntnis zur Legalität gefordert: Das Engagement, dass demnach positiv bewertet wird, soll aber vorerst nicht auf zusätzliche Strecken ausgeweitet werden. In Internet-Foren der deutschen Szene sei zu lesen, dass einige Downhill-Fahrer offenbar bewusst gegen die geltende Ordnung verstoßen und nicht auf Angebote wie jenes der Deisterfreunde zurückgreifen, schilderte Boele-Keimer. Er fordert deshalb ein „klares Bekenntnis der Szene zur Legalität“, bevor das Forstamt dem Bau weiterer Trails zustimmt. „Solange das nicht kommt, wird es von uns keine Zugeständnisse geben“, betont er. Von den Deisterfreunden erhoffe er sich einen Zugang und einen lenkenden Eingriff in die Szene. Die Deisterfreunde selbst lehnten ein Gespräch mit dieser Zeitung ab. Der Verein bemüht sich aber offenbar um die Ausweitung von Strecken, die die Ausübung dieses Hobbys legal ermöglichen. Auf ihrer Internetseite ist das Ziel zu lesen, weitere Strecken betreiben zu wollen. Weil der Deister rund 13 Kilometer lang ist, wäre eine regelmäßigere Streckenabdeckung für beide Seiten von Vorteil, weil dann „weniger wild gebuddelt wird“. Phänomen Downhill: Das fasziniert Sportler an den Trails im Deister Sogar im Nenndorfer Kurpark sorgen Mountainbiker für mächtig Ärger Kein Durchkommen für Rettungskräfte: Parkdisziplin im Deister gefordert Dazu müssten „noch andere Waldeigentümer vom Nutzen offizieller Strecken überzeugt werden“. Die Deisterfreunde hatten 2020 auf ihrer Internetseite noch einmal das Angebot erneuert, Trails im Rahmen einer einjährigen Testphase zu pachten. Das Angebot umfasste auch den Rückbau bestehender und etwaiger neu entstehender, illegaler Spuren. Von Andrea Göttling