Samtgemeinde Sachsenhagen: Hühner müssen wegen vordringender Vogelgrippe in den Stall

Wilhelm und Susanne Rust gehören zu den Landwirts-Familien, die sich durch ein breitgefächertes Angebot auf dem Markt behaupten. Hofladen, Kürbisscheune, Spargelfelder, dazu eben auch zwei Hühnermobile; 900 Tiere schlafen darin, tags können sie unter freiem Himmel picken und scharren. Weil die Wagen regelmäßig umgesetzt werden, belastet Hühnerkot die Böden nicht so stark. Die Eier, die die Hühner legen, verkaufen die Rusts direkt vom Hof. Am Wochenende sickerte die Nachricht durch, dass im benachbarten Landkreis Nienburg eine tote Gans gefunden wurde, die das Vogelgrippe-Virus in sich trug. Darauf erließ nach dem Landkreis Nienburg und der Region Hannover auch der Schaumburg eine Allgemeinverfügung, wonach „private und gewerbliche Geflügelhalter“ ihre Tiere in Ställe stecken müssen, um sie vor „Wildvögeln und deren Koteinträgen zu schützen“. Die Verfügung betrifft Hagenburg, Altenhagen, Wiedenbrügge und Schmalenbruch, weil diese Gemeinden im „Wildvogel-Durchzugsgebiet“ liegen. Feuchtwiesen und Gewässer machen die Region für Wat- und Wasservögel besonders interessant. Wirtschaftliche Folgen drohen: Bei der „aviären Influenza“, so die offizielle Bezeichnung der Vogelgrippe, handelt es sich um eine „ansteckende Viruserkrankung“, die laut Landkreis-Verfügung „schnell epidemische Ausmaße annehmen und damit große wirtschaftliche Schäden zur Folge haben kann“. Also muss Geflügel in Ställe gesperrt werden. Alternative: Die Tiere kommen in eine Vorrichtung, die nach oben und zur Seite so abgesichert ist, dass sie nicht mit Wildvögeln oder deren Kot in Berührung kommen. Vor allem die Virus-Variante mit der Bezeichnung H5N8 wird von Fachleuten gefürchtet, weil sie extrem ansteckend ist. 2006 hatte diese besonders gefährliche Vogelgrippen-Version – unter der Bezeichnung H5N1 – erstmals für Aufsehen gesorgt, als sie auf der Insel Rügen Schwäne niederstreckte. Lesen Sie auch: Wattenmeerküste: Wildvögel sterben an Vogelgrippe Bereits schlechte Erfahrungen mit der Vogelgrippe: Wilhelm Rust hat seine Hühnermobile in Windeseile zu Hochsicherheits-Trakten gegen die Vogelgrippe umgebaut. Die Wagen hat er eng eingezäunt, selbst die Größe der Maschen – maximal 25 Millimeter – ist vorgeschrieben. Daneben hat er ein Zelt in die Höhe gezogen und bewehrt, Grundfläche acht mal vier Meter. Die Rusts aus Hagenburg haben vor drei Jahren schon mal schlechte Erfahrungen mit der Vogelgrippe gemacht. Auf der Rückfahrt aus dem Urlaub rief sie am 25. November das Kreis-Veterinäramt durch: Vogelgrippen-Alarm. Wilhelm Rust erinnert sich mit Schaudern daran, wie lange er die Aufstallung durchziehen musste: „Das ging damals über Monate, bis Mitte März.“ Seinerzeit bewirtschaftete er noch ältere Hühnermobil-Modelle, bei denen Ammoniak schnell die Luft schwer machte. „Die modernen Mobile sind besser ausgestattet“, sagt Rust, „dafür sorgt allein schon ein Ventilator.“ Wie gut vertragen sich die Hühner? Der Hagenburger Landwirt lässt aber keinen Zweifel daran, dass die neue Umgebung für die Hühner nicht sehr kommod ist. „Das ist, als ob man jeden Tag einen Fünf-Stunden-Spaziergang macht und dann auf einmal monatelang auf dem Zimmer bleiben muss. Das Essen wird zwar geliefert, aber…“ Auf einem Quadratmeter drängen sich bei den Rusts in nächster Zeit neun Hühner, in virusfreien Zeiten bepickt statistisch gesehen jedes Huhn einen Quadratmeter. Wilhelm Rust ist nicht sicher, wie gut sich seine Hühner in der drangvollen Enge vertragen werden, zumal den Haltern inzwischen verboten ist, deren Schnäbel zu kürzen. Rust leidet selber unter der Situation. „Ich muss natürlich zum Füttern hin, aber gern gehe ich im Moment nicht zu den Hühnern“, sagt er. von Arne Boecker Lesen Sie auch: Geflügelhalter in Niedersachsen fürchten Ausbruch der Vogelgrippe