Nicole Straller hält sie ihm dicht vor die Augen. „Das kann er erkennen“, sagt sie.
Nikitas Mutter, Anna Bolgodjorowa, ist schon als Kind auf Einladung des Aktionskreises Tschernobyl in der Samtgemeinde Sachsenhagen gewesen. Zusammen mit anderen Kindern sollte sie sich ein wenig von den Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl erholen, dessen Auswirkungen auch in ihrem Heimatort im weißrussischen Tschaptschize die Menschen bis heute beschäftigen.
Dank Spenden mobil
Bolgodjorowa hat vor knapp fünf Jahren Nikita zur Welt gebracht, der an einem Gen-Defekt und einer schweren Stoffwechselstörung leidet. Vor drei Jahren bekam die junge Mutter für ihren Sohn eine Reha-Karre, möglich wurde dies unter anderem durch einen Spendenaufruf in den Schaumburger Nachrichten. Bolgodjorowa konnte ihr Kind nun sitzend und liegend transportieren, oder ihn auf dem verstellbaren Zimmergestell am Leben teilhaben lassen.
In diesem Jahr ist Nikita wieder mit den Kindern aus Tschaptschize und seiner Mutter nach Deutschland gekommen. Der Junge ist in der Familie von Nicole und Hartmut Straller untergebracht, die selbst ein schwerbehindertes Kind betreuen. Als Rettungsassistent weiß Straller, was Nikitia guttut.
Zusammen mit Ulla Thürnau-Freitag vom Arbeitskreis ist er zur KiThcom GmbH, ein Spezialist für die Kinder-Rehaversorgung, gefahren, um Nikitas Reha-Karre überholen zu lassen.
Langsam laufen lernen
Das lohne nicht mehr, wurde ihnen von einer freundlichen Mitarbeiterin beschieden, die umgehend einige Teile für eine neue Karre aus dem Lager holte und sie dem Arbeitskreis kostenfrei überließ. „Das Innenteil haben wir bei einer Firma in Holland bestellt und auch sehr preiswert bekommen“, berichtet Thürnau-Freitag.
Dazu bekam Nikita ein zweites Gerät: Einen Lauf-Steh-Trainer, der nur noch ein wenig eingestellt werden muss. „Das Gerät ist ganz wichtig“, freut sich Straller. Nikita komme so in die aufrechte Haltung. „Er kann theoretisch sogar damit laufen lernen.“ Festhalten und selbst Herumfahren kann Nikita mit dem Gerät auch, wobei die Leichtgängigkeit mit Bremsen reguliert werden kann. Das liegt für Nikita auf dem Rasen der Pfarrwiese in Sachsenhagen noch in weiter Ferne – gegenwärtig interessiert ihn nur das Naheliegende. Die Kette vor seinem Gesicht. jpw