Wildtierstation Sachsenhagen hat 2020 ungewöhnlich viele Jung-Luchse aufgenommen

Geht es um Tier-Notfälle, ist die Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen in weitem Umkreis eine wichtige Anlaufstelle. Jedes Jahr landen dort unter anderem verwaiste Jungtiere – und werden großgezogen, bis sie wieder in die Natur entlassen werden können. Selbst für die dortigen Maßstäbe hat das Team um Dr. Florian Brandes in diesem Jahr aber gleich drei „ganz besondere“ – und damit ungewöhnlich viele – „Gäste“ aufgenommen, wie die Verantwortlichen mitteilen: Jungluchse aus dem Harz. Luchse in Deutschland: Bedrohte Tierart hat sich wieder etabliert: Der Luchs ist in Deutschland stark bedroht. Deswegen wurde mit dem Luchsprojekt Harz Anfang 2000 erstmals in Deutschland ein Wiederansiedlungsversuch gestartet. „Inzwischen hat sich der Luchs im Harz wieder erfolgreich etabliert und breitet sich sogar über die Grenzen des nördlichsten deutschen Mittelgebirges hinweg aus“, erklärt Brandes. Kranke oder verwaiste Luchse werden geborgen und wenn möglich auch versorgt, um sie später wieder auszuwildern Dr. Florian Brandes , Leiter der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen „So kommt es, dass den Mitarbeitern des Luchsprojektes in der Nationalparkverwaltung gelegentlich auch kranke oder verwaiste Luchse gemeldet werden. Diese werden geborgen und wenn möglich auch versorgt, um sie später wieder auszuwildern“, so der Leiter der Wildtierstation weiter. Das Ziel: Wiederauswilderung im Harz: Ebendiese Versorgung findet auch in der Wildtierstation statt. Bereits im Juli wurde ein nur wenige Wochen altes Luchsbaby im Harz in der Nähe von Rhüden aufgefunden. Weil dieses medizinische Hilfe und intensive Pflege benötigte, wurde es direkt in Sachsenhagen eingeliefert. Wildtierstation Sachsenhagen pflegt verwaisten Luchs aus dem Harz gesund Zwei weitere, noch nicht selbstständige Jungluchse wurden im November in Goslar und Stiege eingefangen, sie hatten sich ausgehungert über mehrere Tage im Siedlungsbereich aufgehalten. Da die projekteigenen Auffanggehege bei Bad Harzburg nicht auf die Pflege mehrerer Luchse gleichzeitig ausgelegt sind, wurden auch diese an die Wildtierstation abgegeben. „Hier werden die Drei nun in einem Gehege hinter den Kulissen heranwachsen, bis sie zur Vorbereitung auf die Wiederauswilderung in den Harz zurückgebracht werden können“, sagt Brandes. Damit sie sich nicht an Menschen gewöhnen, werde der Kontakt dabei so weit wie möglich reduziert. Anschleichen, jagen, balgen: Spielparadies im Luchs-Kindergarten: „Nachdem der Jungluchs aus Rhüden lange Zeit allein bei uns gelebt hat freut er sich offensichtlich über die neuen Spielkameraden im Luchskindergarten“, so Brandes mit einem Augenzwinkern. „Schon wenige Tage nach der Zusammenführung liegen die Jungluchse gemeinsam auf ihren Schlafplätzen. Bei ihren nächtlichen Aktivitäten können sie nun anschleichen, jagen und balgen üben, wie man es von jungen Hauskatzen kennt.“ Dieses spielerische Training sei eine gute Vorbereitung auf die Auswilderung, die im Frühjahr 2021 erfolgen soll. Dann sind die Luchse alt genug, sich in der Natur selbständig mit Nahrung zu versorgen. Von Thomas Rocho