Nienbrügger bekommt Einladung zu Corona-Impfung – ist aber vor 38 Jahren verstorben

Friedrich Fahlbusch aus Nienbrügge hat vor wenigen Tagen eine Einladung zur Corona-Impfung erhalten. „Es ist soweit: Niedersachsen impft auch zuhause lebende Personen, die 80 Jahre und älter sind!“, heißt es darin. Tatsächlich hat Fahlbusch dieses Alter auch bereits überschritten – allerdings so weit, dass er heute gar nicht mehr geimpft werden kann. Der Nienbrügger, Jahrgang 1910, ist nämlich vor 38 Jahren verstorben. So hat sich Heinz Fahlbusch, dessen Sohn, doch ein wenig gewundert, als er das Schreiben aus dem Briefkasten fischte. „Sowas geht doch nicht“, sagt Fahlbusch, der das ganze dennoch mit Humor nimmt. „Wie es aussieht, stammen die Daten aus einem alten Telefonbuch.“ Er fragt sich, warum – offensichtlich – nicht das Einwohnermeldeamt zurate gezogen wurde. Klar sei aber auch: „Ich möchte im Moment auch nicht in der Haut der Politik stecken.“ Kein Einzelfall: Gesundheitsministerium entschuldigt sich: Fahlbusch ist nicht der einzige Fall in Niedersachsen. „Insgesamt wurden rund 210.000 Haushalte auf Grundlage der Adressdatenbank der Deutsche Post Direkt GmbH in ganz Niedersachsen angeschrieben“, teilt Anne Hage, Pressesprecherin im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, mit. „Bei einem derart großen Kreis von Adressatinnen und Adressaten bleiben solche Fehler leider nicht aus, auch wenn wir uns das anders gewünscht hätten. Wir entschuldigen uns bei allen Angehörigen, die sich dadurch verletzt fühlen.“ Nächste Panne beim Versand der Hinweisschreiben: Land verschickt Brief an Toten In der Zusammenarbeit mit der Post findet sich dann auch die Antwort auf Fahlbuschs Frage, die auf eine mögliche Zusammenarbeit mit den Einwohnermeldeämtern abzielt: Da es sich bei der Post um einen „privaten Versanddienstleister“ handele, so Hage, sei die Nutzung des sogenannten Melderegisterdatenspiegels, in dem das Land die Meldedaten der 409 niedersächsischen Kommunen speichert, nicht erlaubt. Die Sprecherin verweist dabei auf das Niedersächsische Ausführungsgesetz zum Bundesmeldegesetz – Stichwort Datenschutz. Post: Keine Abfrage aus Personenstandsregistern möglich: Wie es sein kann, dass ein Brief an einen Verstorbenen adressiert wird, erklärt die Post schließlich selbst: Es gebe einfach keine zentrale Datei, in der Todesfälle im Zusammenhang mit Adressdaten hinterlegt werden. Auch hier beruft man sich auf „datenschutzrechtliche Gründe“, aufgrund derer die Informationen auch nicht aus Personenstandsregistern abgefragt werden. Stattdessen nutzt die Deutsche Post Direkt Verstorbeneninformationen ihrer Kooperationspartner zur Pflege ihrer Mietadressen. Diese Datenbanken könnten aber „niemals zu 100 Prozent die Lebenswirklichkeit abbilden“, weshalb man in solchen "Einzelfällen" auf die Rückmeldungen Hinterbliebener angewiesen sei. Impfungen durch Hausärzte ab Frühsommer möglich? Auch wenn es in Nienbrügge zu dieser kuriosen Randnotiz gekommen ist, ist der Inhalt des Schreibens nicht uninteressant: Ab dem 28. Januar ist es für Menschen ab 80 Jahre demnach möglich, einen von zunächst nur wenigen Impfterminen in einem Impfzentrum zu bekommen. Im Februar gebe es landesweit wohl 30.000 Termine pro Woche. Eine Impfung in den eigenen vier Wänden durch Hausärzte sei möglich, „wenn auch in Europa ein Impfstoff zugelassen ist, der keine durchgehende Kühlung benötigt“ – was vermutlich ab Frühsommer der Fall sei. Zudem würden „beizeiten“ auch jüngere Menschen „ab 70 Jahre oder ab 60 Jahre“ angeschrieben und über den Impfstart in ihrer Altersgruppe informiert. Hinterbliebene können verstorbene Angehörige per E-Mail an datenschutz@postdirekt.de für eine künftige Verwendung sperren lassen. Von Thomas Rocho