Untersuchung bestätigt zweiten Wolfsriss in Wölpinghausen

Dass im weiteren Umfeld Wölpinghausens ein Wolf unterwegs ist, steht spätestens seit Mitte 2020 fest: Anfang Februar wurden sieben Schafe der dortigen Baumschule gerissen, ein paar Monate später zeigte die DNA-Untersuchung: Es war ein Wolf, der dort Nahrung gefunden hatte. Jetzt hat es eine weitere offizielle Bestätigung gegeben: Auch die beiden Schafe, die im Oktober auf einer Weide in Wölpinghausen starben, sind von einem Wolf gerissen worden. Die betroffenen Schafhalter sind in diesem Fall Fritz und Martina Imkamp. Vor wenigen Tagen haben sie Post vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bekommen. „Nach Auswertung aller verfügbaren Informationen konnte im Sinne der Richtlinie Wolf mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wolf als Verursacher festgestellt werden“, heißt es darin. „Abschließend wird daher die amtliche Feststellung ‚Wolf‘ getroffen.“ 50 Meter vom nächsten Haus entfernt: Für den Wolfsberater Frank Blum, der im Oktober schon die Spuren vor Ort gesichert hatte, ist das angesichts des nachgewiesenen Rudels in Rehburg-Loccum und der ersten bestätigten Risse auf der Schaumburger Seite der Landkreisgrenze keine Überraschung mehr. „Aus Sicht der Betroffenen macht die größere Nähe aber natürlich einen Unterschied“, sagt er. Zumal dieser zweite Fall in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern spielt, 50 Meter vom nächsten Haus entfernt. So könne er gut verstehen, wenn man sich nun sorge, so Blum. Allein: „Das ist nachvollziehbar – aber aus fachlicher, wissenschaftlicher Sicht besteht dazu kein Anlass.“ Für einen Wolf sei so etwas wie Bebauung keine Bedrohung – „der hat nur die Schafe gesehen, leichte Beute in Siedlungsnähe, und war dann wieder weg. Ein Wolf, der mit einem Menschen noch nie eine Begegnung hatte, wird sich ihm nicht nähern“. „Die Probleme mit den Wölfen werden noch größer“ Wolf soll ins Jagdrecht aufgenommen werden: Das sagen Tierhalter und Naturschützer aus Schaumburg Wolf in Rinteln: Schwierige Spurensuche Auch Fritz und Martina Imkamp sind nicht in Panik verfallen. Sie sperren ihre Tiere (neben zehn Schafen auch Hühner, Enten und Gänse) nachts ein, lassen bei der Hunde-Runde etwas mehr Vorsicht walten. Was für die beiden aber ärgerlich ist: Sie hätten eigentlich gerne den Schaden ersetzt, auf „140, 150 Euro“ beziffert Fritz Imkamp diesen. Keine wirklich große Summe, aber „da geht es ums Prinzip“. Mit der sogenannten „amtlichen Protokollierung“ der toten Tiere durch den Wolfsberater und der „amtlichen Feststellung“ des Wolfs als Verursacher sind auf dem Weg zur Entschädigung auch die ersten Hürden genommen. Besonderer Schutz erforderlich: Hoffnung, dass er das Geld tatsächlich bekommt, macht sich Imkamp allerdings nicht. Die weiterführenden Vorgaben des Landes sind da eindeutig und machen ihm einen Strich durch die Rechnung: Dafür sei „ein besonderer wolfsabweisender Grundschutz“ für Schafe, Ziegen und Gatterwild erforderlich, teilt das NLWKN mit. „Eine Gewährung von Billigkeitsleistungen ist also nicht möglich.“ Sprich: kein Wolfsschutzzaun, keine Entschädigung (es sei denn, der Zaun darf aus rechtlichen Gründen nicht aufgestellt werden, was hier aber nicht zutrifft). Das gleiche Problem hatte auch schon die Baumschule, die für ihre sieben Tiere ebenfalls keine Entschädigung bekommen hatte. Zaun kostet über 7500 Euro: Die veranschlagten Kosten für einen solchen Zaun liegen im Fall Imkamp allerdings bei gut 7500 Euro, eine Summe, die Durchschnitts-Hobbyhalter nicht mal eben aufbringen. Das Land bezahlt davon zumindest das Material, um den Aufbau muss sich Imkamp selber kümmern. Er wartet aktuell aber noch auf Nachricht von der Landwirtschaftskammer, dass er Geld für seinen Zaun bekommt – den Antrag gestellt hatte er Ende November. Aufgeben wollen die Imkamps die Schafhaltung nicht. Ist die Bewilligung vom Land da, wollen sie den Zaun aufstellen lassen. Auch wenn das für sie einigen Aufwand bedeutet, etwa beim Zurückschneiden der Hecken. Ihren Humor haben die Hobbyhalter aber nicht verloren. „Was sollen wir denn machen“, sagt Fritz Imkamp. Und Martina Imkamp ergänzt: „Hauptsache hier tauchen nicht plötzlich noch Bären auf.“ Von Thomas Rocho