Ärger über Pavillon im Schlossinnenhof: „Schildbürgerstreich, der Zweite“

Für Lutz Müller ist es nun der zweite Schildbürgerstreich in Stadthagen, bei dem ein Anbau ein historisch wichtiges Gebäude optisch verschandelt. Nach dem seiner Meinung nach missratenen Toilettenhäuschen im Schlossgarten stört sich der Wendthäger an dem neuen Pavillon im Schlossinnenhof. Vor wenigen Wochen habe er mit sieben weiteren Gästeführern 180 Besucher der Deutschen Burgenvereinigung durch das Schloss und über das Gelände geleitet. Dabei sei er angesichts des Pavillons kopfschüttelnd gefragt worden, wie man das habe zulassen können. „Es hätte doch möglich sein müssen, eine optisch anspruchsvollere Lösung zu finden“, wundert sich Müller. Durch den Unterstand sei die Sichtachse vom Schloss und zum Schloss zerstört. „Hier hat es offensichtlich weder den Willen noch das Gespür gegeben, dieses Gebäudeensemble in seiner Struktur und seinem Erscheinungsbild zu erhalten. Warum Unterstand nicht vor Kavaliershaus? Er sehe ja ein, dass den Rauchern im Sinne des Arbeitsschutzes eine Möglichkeit zum Rauchen gegeben werden soll, „aber warum konnte der Unterstand nicht vor dem Kavaliershaus errichtet worden?“ Dort hätte er niemanden gestört und sei immer noch fußläufig erreichbar. Aus dem Niedersächsischen Finanzministerium heißt es dazu, dass die Standortwahl das Ergebnis des „Abstimmungs- und Abwägungsprozesses“ zwischen dem zuständigen Staatlichen Baumanagement Weser-Leine, dem Finanzamt Stadthagen als Gebäudenutzer und der Stadt, Fachbereich Planen und Bauen, gewesen sei. „Die Standortwahl war maßgeblich von den räumlich begrenzten Möglichkeiten im Schlossinnenhof abhängig“, sagt Sprecher Kai Bernhardt. Müller meint: „Als Stadt- und Gästeführer bin ich über diesen Bau sehr traurig. Man muss ja kein Postkartenidyll schaffen, aber man muss es ja auch nicht zerstören. Und genau das ist passiert.“ Nicht vorrangig "Raucherlounge": Das Finanzministerium bleibt indes bei seiner Aussage, dass es sich bei dem 45 0000 Euro teuren Bau „nicht vorrangig um eine ,Raucherlounge‘“ handelt. „Der Pavillon dient primär als Unterstand für Fahrräder und Mülltonnen und ist für diesen Zweck errichtet worden“, so Bernhardt. Bisher seinen die Räder in Hängevorrichtungen im Toreingang abgestellt worden, was sich jedoch als unzweckmäßig erwies haben, „da es mitunter auch zu Kollisionen mit Lieferfahrzeugen kam“. Bei der Konzeption sei eine Mitnutzung des Pavillons als wettergeschützter Unterstand für die Raucher berücksichtigt worden. Lesen Sie auch: So kommentiert Verena Gehring aus der SN-Redaktion den Pavillon-Neubau Abgenickt hat den Bau die oberste Bauaufsichtsbehörde im Umweltministerium. Die denkmalrechtlichen Belange seien mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) abgestimmt worden. Für Müller ist indes klar: „Das war ein denkmalschützerischer Missgriff sondergleichen. Da müssen die Denkmalschützer einen besonders schlechten Tag gehabt haben.“ Das Zustimmungsverfahren umfasst auch die Einholung des gemeindlichen Einvernehmens – hier das der Stadt Stadthagen. von Mira Colic Mehr zum Thema: Finanzamt Stadthagen bleibt im Schloss Neuer Pavillon im Stadthäger Schlosshof Kritik nach Lusthaus-Sanierung: WC-Anlage versperrt die Sicht

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