"Afrika Bekele": Neuer Verein will Situation von Afrikanern in Schaumburg verbessern

„Das Leben hier in Deutschland ist für Afrikaner sehr schwierig“, sagt Anicet Koffi. Seit fünf Jahren lebt der zweifache Familienvater mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Stadthagen. Der Mann von der Elfenbeinküste ist Vorsitzender von „Afrika Bekele“ und schildert gemeinsam mit seinem Stellvertreter Lassina Bamba, mit welchen Herausforderungen und Ressentiments sich Menschen vom afrikanischen Kontinent auseinandersetzen müssen. Denn Deutschland macht es Migranten aus Afrika schwer, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Menschen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus haben keinen Zugang zum Arbeitsmarkt und keinen Anspruch auf einen Sprachkurs. Viele haben keine Papiere und werden vom Staat dazu aufgefordert, an der Beschaffung ihres Passes mitzuwirken. Weder Arbeit noch Abschiebung: Das Problem: In vielen afrikanischen Herkunftsländern arbeiten die Behörden anders. „Die Infrastruktur unterscheidet sich stark, Anfragen nach Pässen werden nicht beantwortet oder nicht bearbeitet“, sagt Sunita Schwarz, Vorsitzendes des Integrationsbeirates. Können die Betroffenen dann nicht beweisen, dass sie ihre Papiere beschaffen wollen, drohe ihn sogar, dass eine bereits erteilte Arbeitserlaubnis wieder entzogen wird. Die Folge sei eine Sackgasse: Ohne Papiere dürfen sie weder arbeiten noch abgeschoben werden, sie verharren über Jahre in einer Situation ohne Bleibeperspektive, ohne Aussicht, das Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Lesen Sie auch: Nur Aufenthaltstitel: Afrikaner darf Paket in Stadthagen nicht abholen Depressionen und Diskriminierung: „Die Situation ist schwer, viele haben keine Arbeit und kein Vertrauen, viele leiden an einer Depression“, erklärt auch Bamba. Zudem würden Afrikaner im Alltag wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert, noch immer gebe es zahlreiche Vorurteile. Umso wichtiger sei es, meint auch Koffi, sich zusammenzuschließen und einander zu unterstützen. Wer zum Beispiel gut deutsch spreche, könne anderen bei Behördenterminen oder Übersetzungen von Briefen helfen. Wer schon lange in Deutschland lebe, könne anderen erklären, welche kulturellen Unterschiede es gebe, um auf diese Weise die Integration zu erleichtern. Gesellschaftliche Wahrnehmung verbessern: Der Verein will zudem Projekte zu Themen wie Gesundheitsvorsorge, psychischer Gesundheit, Sprache und Bildung initiieren. Auch die Vernetzung über Sport- und Freizeitangebote ist möglich. Feste und Veranstaltungen für alle Menschen in Schaumburg sollen zudem die gesellschaftliche Wahrnehmung von Afrikanern verbessern. „Wir wollen Hand in Hand daran arbeiten, dass sich alle hier gut zurechtfinden“, betont Bamba und erläutert damit auch den Namen des Vereins. „Afrika Bekele“ bedeute übersetzt „Afrika ist eins“. Damit bezieht er sich auf die kulturelle Vielfalt des afrikanischen Kontinents und gleichzeitig auf das Motto der Europäischen Union: „In Vielfalt geeint“. von Katharina Grimpe