Auftakt der Mut-Wochen in Stadthagen

Eigentlich hätte in Stadthagen die neunte Auflage der bundesweiten Mut-Tour beginnen sollen, die für einen unverkrampften Umgang mit Depressionen und anderen Erkrankungen der Psyche wirbt. Weil das Corona-Virus nicht erlaubte, in großen Gruppen – oder beengt in Kajaks – unterwegs zu sein, dachten sich die Organisatoren zusammen mit dem Schaumburger Bündnis gegen Depression eine Variante aus, die zwar eine Nummer kleiner ist, aber genauso effektiv sein soll. Wie Menschen mit Depressionen die Corona-Krise in Schaumburg überstehen Das hat das Bündnis gegen Depression in drei Jahren erreicht Bis zum 20. September kann man auf www.shg-mutwochen.de seine Lieblingsorte im Landkreis benennen und in Bild, Film und Wort dokumentieren, wie man sie zu Fuß oder zu Pferd, auf Inlinern, mit dem Fahrrad oder im Rollstuhl besucht hat. „Wir würden uns freuen, wenn sich möglichst viele Menschen auf den Weg machen“, sagt Sunita Schwarz, die die Aktivitäten des Schaumburger Bündnisses gegen Depression koordiniert, „so kann man seine Solidarität mit jenen Menschen zeigen, die down sind.“ „Dass so viele Leute hierher gekommen sind, belegt die Wichtigkeit des Themas“, sagte Marja-Liisa Völlers, die für die SPD im Bundestag sitzt, in ihrem Grußwort. Dort gehört Völlers unter anderem dem Gesundheitsausschuss an. „Wir müssen noch stärker davon wegkommen, dass Menschen stigmatisiert werden, die an Depressionen erkrankt sind.“ Nur der offene Umgang mit dem Problem könne dazu führen, dass Betroffene „schnell Hilfe bekommen“. Der Schaumburger Landrat Jörg Farr freute sich, dass es trotz der Pandemie gelungen ist, eine Version der Mut-Wochen auf die Beine zu stellen. Auch der Auftakt war davon geprägt, alle Abstandsregeln einzuhalten. Dies galt auch für die Radfahrer, die sich auf die Strecke machten. Fünf Millionen Menschen leiden unter Depressionen: Die Organisatoren hatten sie in kleine Teams aufgeteilt, die auf verschiedenen Routen zum Ziel, dem Bruchhof in Stadthagen, rollten. Landrat Farr steuerte in einem Grußwort eine Zahl bei, die die Dimension der Volkskrankheit belegt: Fünf Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Depressionen, mitbetroffen sind in vielen Fällen Freunde und Familien. Stadthagens Bürgermeister Oliver Theiß (parteilos) erinnerte schließlich an den Selbstmord des Fußball-Nationaltorhüters Robert Enke. Bei der Depression handele es sich um eine „Krankheit, die wirklich schwer zu verstehen ist.“ Vielleicht müsse man mal darüber nachdenken, den Namen der Veranstaltung zu ändern: Es wäre schön, wenn es keines Mutes bedürfte, um eine Depression öffentlich zu machen. von Arne Boecker