Betten Meier in Stadthagen wird 100 Jahre alt

„Vor 100 Jahren bei der Gründung gab es noch kein Ladengeschäft“, erzählt der heutige Inhaber von Betten Meier Carsten Bürgel. „Wilhelm Meier zog in den ersten Jahren mit einem Handkarren durch Stadthagen und die umliegenden Dörfer und verkaufte auf diese Weise textiles Bettzubehör.“ Der Absatz lief freilich so gut, dass Meier die finanziellen Mittel hatte, im Jahr 1927 ein Ladengeschäft an der Niedernstraße 49 zu eröffnen – dort blieb das Unternehmen bis ins Jahr 2005. Das Sortiment wurde nach 1927 Stück für Stück erweitert, neben Bettwäsche gab es dann zum Beispiel Hand- und Geschirrtücher und Tischwäsche, schließlich auch Matratzen. Materialien für Decken verändern sich: Wilhelm Meier begründete rasch nach 1927 auch „die älteste Kernkompetenz unseres Geschäftes, die bis heute wesentliches Standbein und Alleinstellungsmerkmal ist“, wie Bürgel betont, nämlich dass die Decken selber durch eigene Mitarbeiter gefertigt werden. Dabei haben sich die Materialien im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. „1927 bestand die Außenhülle aus viel gröberen Gewebe als heute, die Füllung bestand aus einer Mischung aus Daunen und Federn, während man bei guter Qualität heute ausschließlich Daunen verwendet“, erläutert der Fachmann. Der Firmengründer starb im Jahr 1950, sein Sohn Günter Meier übernahm den Laden im Alter von 27 Jahren und führte ihn bis 1992. „Das war ein Kaufmann von altem Schrot und Korn“, schildert Bürgel. In dessen Tätigkeitsphase fällt laut heutigem Inhaber „ein absoluter Meilenstein der Firmengeschichte“ mit Auswirkungen in die gesamte Branche. Das betraf die Bettenreinigung. „In früherer Zeit waren Leute mit mobilen Bettenreinigungsgeräten über Land gezogen und wuschen mobil.“ Später gab es stationäre Maschinen, die getrennt Füllung und Bezug reinigten. „Da wurde die Füllung herausgenommen, getrennt vom Bezug gereinigt, getrocknet und wieder eingefüllt“, beschreibt der Experte. 1982 entwickelte Günter Meier zusammen mit der Firma Miele eine Anlage zur Komplettreinigung von Bettwäsche. „Betten Meier war der allererste Betrieb mit einer solchen Komplett-Anlage und Günter Meier war an dieser Erfindung maßgeblich beteiligt.“ Kompletter Schlafraum-Einrichter: In die Zeit von Meier fällt auch, etwa Mitte der sechziger Jahre, die Aufnahme von Lattenrosten ins Sortiment. „Vorher gab es grobflächiges Drahtgeflecht mit Sprungfedern“, so Bürgel, nachdem der Lattenrost erfunden war, hielt dieser sofort Einzug bei Betten Meier. Eine enorme Weiterentwicklung erlebten in dieser Phase auch die Zusammensetzung und Vielfalt von Matratzen. In der Zeit von Günter Meier arbeiteten noch seine Frau und etwa drei Beschäftigte im Betrieb, heute weist Betten Meier inklusive Bürgel und seiner Frau acht Mitarbeiter auf. Als Günter Meier 1992 in den Ruhestand ging, übernahm seine Mitarbeiterin Helga Bürgel das Geschäft. Deren Sohn Carsten stieg 1995 in die Firma ein, wurde 2002 Mitinhaber. Seit sich Helga Bürgel 2019 ganz aus dem Geschäft zurückgezogen hat, fungieren Carsten und seine Frau Anette Bürgel als Inhaber. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Betrieb nach Darstellung von Bürgel „vom reinen Bettengeschäft zum kompletten Schlafraum-Einrichter entwickelt“. Für die gesamte Ausstattung übernimmt Betten Meier auf Wunsch die Planung. Das sei „eine existenzsichernde Erweiterung der Leistungspalette“ gewesen, die das Überleben im Konkurrenzkampf sicherte. „Früher gab es in Schaumburg unzählige Bettenfachgeschäfte, heute nur noch zwei“, sagt Bürgel. Gravierender Schritt: Umzug an die Obernstraße: Ein „gravierender Schritt in der Firmengeschichte“ ist der Umzug an die Obernstraße im Jahr 2005 gewesen. Die Verkaufsfläche wuchs damit von 150 Quadratmeter auf drei Ebenen auf 400 Quadratmeter auf einer Ebene an, eine zeitgemäße Präsentation des immer mehr ausgeweiteten Sortimentes war nur so möglich. Für April 2021 ist der Umzug an den Helweg geplant. Für den neuen Standort sprechen laut Bürgel die gute Erreichbarkeit und Parkplätze direkt am Gebäude, eine komfortablere Lager-Logistik und noch etwas mehr Verkaufsfläche, „das i-Tüpfelchen für unsere Möglichkeiten der Präsentation“. Von Stefan Rothe