Corona-Streife in Stadthagen: Behörden beklagen aggressive Stimmung

Bürgermeister Oliver Theiß tritt Kritik entgegen, die nach einer Aussage von Martin Opfermann in einer Ausschusssitzung aufkam. Dort sagte der Verwaltungsmitarbeiter mit Blick auf den vergangenen verkaufsoffenen Sonntag, dass das Ordnungsamt extra nicht an diesem Tag in der Innenstadt die Einhaltung der Corona-Regeln kontrolliert habe. Das begründete er unter anderem mit dem „großen, psychischen Druck“, dem man die Mitarbeiter nicht aussetzen wollte. Man habe sie vor zu erwartenden, zuvor öfter schon gefallenen „üblen Beschimpfungen“ bewahren wollen. Dafür erntete die Stadt – unter anderem in den sozialen Medien – ordentlich Kritik. Von Kapitulation vor Masken-Verweigerern war die Rede. Das dementiert Theiß ausdrücklich. „Wir werden auch weiterhin kontrollieren“, sagt der Rathaus-Chef. Gleichwohl räumt er ein: „Die Aussage halte ich für unglücklich und teile sie auch nicht.“ Die Verwaltung entziehe sich nicht der Verantwortung und werde weiterhin in der Stadt Präsenz zeigen. Wie der Landkreis ihm gegenüber signalisiert habe, bleibe es bis Ende des Monats bei der Maskenpflicht in der Stadthäger Fußgängerzone. Mit Blick auf den vergangenen verkaufsoffenen Sonntag sei es vielmehr so gewesen, dass ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes erkrankt sei und die Kapazität für einen Einsatz gefehlt habe. Stets die direkte Konfrontation: Dennoch bereite der zunehmend rauer werdende Ton gegenüber den Ordnungsbehörden auch ihm Sorgen. Zwar sei noch keiner körperlich angegangen worden, „aber sie müssen sich schon viel anhören“. Anders als beim Knöllchen-Verteilen, bei dem selten der Autofahrer in dem Moment vor Ort sei, käme es bei den Corona-Kontrollen zur direkten Konfrontation. Den Eindruck teilt auch Polizeisprecher Axel Bergmann. „Die Stimmungslage verändert sich allmählich und wird zunehmend aggressiver.“ Was die Masken-Verweigerer betrifft, seien diese in Stadthagen in der deutlichen Unterzahl. Beim Gang über den Marktplatz würden weit über 90 Prozent den Regeln nachkommen. Das sei in Großstädten gegebenenfalls anders. Geburtstagsparty bislang Höhepunkt: Beamte seien bei ihren Maßnahmen noch nicht körperlich angegriffen worden. Aber auch sie spürten den verschärften Ton. Negativer Höhepunkt war die Auflösung einer Geburtstagsparty einer Großfamilie in Stadthagen. Wie berichtet, feierten Ende Oktober schätzungsweise an die 100 Personen den ersten Geburtstag eines Jungen. Als die Polizei vor Ort war, sei die Stimmung „äußerst aggressiv“ ihnen gegenüber gewesen. Wie viele Personen genau in der Wohnung waren, können die Einsatzkräfte nicht sagen. In einem Raum waren Frauen und Kinder separat untergebracht. Die Männer untersagten den Beamten nach Angaben Bergmanns den Zutritt. Keine Kapitulation: Um die Situation nicht eskalieren zu lassen, verzichtete die Polizei auf ein gewaltsames Einschreiten. Dafür ernteten die Einsatzkräfte im Nachgang Kritik. Auch in diesem Zusammenhang warfen Nutzer im Netz der Behörde Versagen vor. Doch der Sprecher erläutert das Vorgehen der Polizisten vor Ort: „Über jedem Einschreiten von uns steht der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, den wir anwenden müssen.“ Es sei ein ständiges Abwägen. „Man stelle sich nur vor, dass die Lage außer Kontrolle geraten wäre.“ Am Ende stünde eine Ordnungswidrigkeit im Raum. „Und je niedriger der Verstoß, umso höher die Schwelle des Einschreitens.“ Aus diesem Grund hätten die Einsatzkräfte richtig gehandelt und eine weitere Zuspitzung verhindert. „Das hat nichts mit Kapitulation zu tun.“ Wie berichtet, erwarten elf Personen aufgrund des Corona-Verstoßes ein Bußgeldverfahren. von Verena Gehring Stadthagen: Stadt registriert 150 Verstöße in 14 Tagen