Darum ist die Arbeit eines Bestatters in der Corona-Krise komplizierter

„Die Arbeit wird stressiger, nerviger und bürokratischer. Es ist viel mehr Aufwand“, sagt René Beckmann vom Bestattungshaus Becker. Im Sommer habe er wegen Corona auch Trauerfeiern unter freiem Himmel ausgerichtet. Im Winter sei das aber nicht möglich. „Ohne die Regeln zu brechen, können wir kaum etwas machen“, fügt er an. Ein Großteil der Trauerfeiern würde direkt am Grab stattfinden – viele Hinterbliebene würden aus Infektionsschutzgründen auf ein Zusammenkommen in einer Kapelle verzichten wollen. „Manche tragen es mit Fassung. Für andere ist es grauenvoll“, sagt Beckmann mit Blick darauf, was eine Beerdigung in Corona-Zeiten für Angehörige bedeutet. Auch wenn es schwierig sei, dürfe es beim Trauern keine Ausnahmen vom Infektionsschutz geben – auf das Abstandhalten zu verzichten, sei im Trauerfall genauso gefährlich wie sonst. Würdiges Abschiednehmen weiterhin möglich: Auch für Bestatter Phillip Böhning bedeutet die Pandemie, sich an eine Vielzahl von Vorschriften halten zu müssen. Von Kapelle zu Kapelle seien je nach der Größe zum Beispiel unterschiedlich viele Trauergäste erlaubt. „In der Hauptkapelle von St. Martini dürfen 18 Menschen Platz nehmen und in einem Vorraum weitere sechs“, sagt Böhning. Auch wenn an der Grabstelle im Freien bis zu 50 Personen erlaubt seien, würden viele Trauerfeiern mit weniger Gästen stattfinden. Es komme aber immer drauf an, wie groß die Kernfamilie sei. „Bei großen Familien kann die maximale Anzahl auch schon mal erreicht werden“, so der Bestatter weiter. Ein würdiges Abschiednehmen sei aber nach wie vor möglich. „Es finden normale Trauerfeiern statt. Nur in einem anderen Rahmen und kleiner“, fährt Böhning fort. Da nicht gesungen werden dürfe, werde die Musik stattdessen eingespielt. Probleme, den Angehörigen die Notwendigkeit der Regeln zu erklären, habe er bisher nicht gehabt. Viele würden aber auch in dieser Zeit den Abschied gerne in einer Kapelle feiern und nicht nur draußen, direkt an der Grabstelle. Lesen Sie auch: Bestatter Nerge in Vehlen: „Wir haben mehr Covid-Tote befürchtet“ Trauerfeiern werden gefilmt: Etwas anders nimmt dies Irmhild Möller-Lindenberg, Bestatterin aus Meerbeck, wahr. Sommers wie winters kämen Anfragen von Trauernden, die eine Feier nur im Freien abhalten möchten. Dies habe auch damit zu tun, dass hier mehr Menschen eingeladen werden können und das Infektionsrisiko geringer sei. „Viele fragen sich, wen sie einladen können und wen nicht. Sie wollen ja niemanden vor den Kopf stoßen“, fügt die Bestatterin an. Um selber etwas zur Entschärfung dieser für viele Angehörige misslichen Lange beizutragen, bietet sie an, die Trauerfeier zu filmen und sie den Angehörigen auf einem USB-Stick zur Verfügung zu stellen. „Wenn es Corona zulässt, bieten wir als Ergänzung auch Gedenkfeiern in Cafés oder Gemeindehäusern an, wo dieses Video dann gezeigt werden kann“, sagt die Bestatterin. So sollen, einige Zeit nach der Beisetzung, mehr Menschen die Möglichkeit bekommen, sich zu verabschieden. Für viele Angehörige sei es schwierig, auf den weiteren Kontakt nach der eigentlichen Trauerfeier zu verzichten. „Sie vermissen den Beerdigungskaffee. Die sehen sich ja dann alle nicht wieder. Einige bleiben deswegen etwas länger auf dem Friedhof und unterhalten sich mit Abstand noch weiter“, so Möller-Lindenberg. Auch das Maskentragen fällt nicht immer leicht: „Wenn man weinen muss und eine Maske auf hat, dann ist die schnell hinüber. Deswegen haben wir immer Ersatzmasken dabei.“ Die allermeisten Trauernden hätten zwar Verständnis für die Regeln, sie habe aber auch schon Gäste mithilfe des Pastors vor die Tür setzen müssen, weil sie sich weigerten, eine Maske zu tragen. Trotz aller Schwierigkeiten sei es aber auch in dieser Zeit möglich, würdevoll Abschied zu nehmen – auch bei Verstorbenen, die an Corona-erkrankt waren. von Lars Grimpe