Familienzentrum Stadthagen alarmiert über Ergebnis von online-Studie

Welche Spuren hinterlässt ein vermeintlich harmloser Klaps auf den Hintern? Helga Freude, Leiterin des Familienzentrums, hat dazu eine klare Meinung: „Gewalt hat in der Erziehung von Kindern nichts zu suchen. Sie hat ausschließlich negative Auswirkungen auf das Kind.“ Auch das Gesetz schreibe seit 20 Jahren vor, dass „Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben“. Nachdem eine Online-Studie ermittelt hatte, dass 43 Prozent der Deutschen nach wie vor einen Klaps auf den Hintern als angemessen einstufen, will das Familienzentrum gemeinsam mit den Kooperationspartnern – dem Kinderschutzbund und der Arbeiterwohlfahrt Schaumburg – auf das Thema „Recht auf gewaltfreie Erziehung“ aufmerksam machen. Die Studie war im Auftrag des Deutschen Kinderschutzbundes und Unicef zur Gewaltfreiheit in der Erziehung erhoben worden. Gewalt entfacht Klima der Angst: „Die Studie hat mich sehr betroffen gemacht. Es ist bedrückend, dass noch so viele Menschen diese Art von Erziehung anwenden und offenbar für richtig halten“, sagt Freude. Die Befragung habe aber immerhin gezeigt, dass die Zustimmung zu autoritären Erziehungsmitteln im Laufe der Jahre abnehme, betont sie. Auch Birgit Schaper-Gerdes vom Schaumburger Kinderschutzbund ist von der hohen Zahl überrascht und möchte eindringlich vor Gewalt in der Erziehung warnen: „Es ist eine alte Methode, damit die Kinder in der Spur laufen.“ Es sei aber schlicht eine Demütigung und entfache ein Klima der Angst. „Wir sagen, Erziehung ist Beziehung und eine gute Beziehung lebt von Wertschätzung und Achtung.“ Werde Gewalt in der Erziehung genutzt, sei auch die Chance groß, dass dieses Verhalten auf die nächste Generation übertragen werde, meint Gisela Schäfer von der Awo. Sie warnt davor, dass Schläge und andere Arten von Gewalt das Urvertrauen der Kinder schwäche. Auch das Selbstbewusstsein leide. Bedürfnisse aller Familienmitglieder sind wichtig: Es sei wichtig, dass die Bedürfnisse aller Familienmitglieder wahr- und ernstgenommen werden, sind sich die Mitarbeiterinnen der unterschiedlichen Organisationen einig. Die Anforderungen der Frauen seien in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen. Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, gehe häufig mit vielen Einschränkungen der eigenen Bedürfnisse einher. Konflikte innerhalb der Familie hätten stets einen Ursprung. Der müsse gefunden werden. Helfen könnten dabei auch die unterschiedlichen Kurse der Stadthäger Institutionen. „Die Stadt hat hier in Stadthagen dafür gesorgt, dass wir wirklich gut aufgestellt sind“, betont Freude. Die Angebote seien sehr niedrigschwellig und viele Stadthäger nutzten sie aus Interesse, „und gar nicht unbedingt, weil sie so große Probleme haben“. Thema des Tages: Starke Eltern braucht das Kind Großelternkurs: Sich gegenseitig stärken Konflikte zwischen Eltern: Kinder leiden unter Psycho-Terror Kurse informieren und helfen: Der Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“ des Kinderschutzbunds etwa sorge für Austausch mit anderen Müttern und Vätern und rege stets zur Selbstreflexion an. Im Mittelpunkt stehe ein friedvolles und freudiges Miteinander in der Familie. Eltern präventiv in ihrer Erziehungstätigkeit zu unterstützen sei ebenfalls ein Schwerpunkt zahlreicher Angebote. Die Awo beispielsweise berät Paare bereits während der Schwangerschaft, und auch das Familienzentrum lädt regelmäßig zu Elternkursen ein. Ebenso könne die Übungsgruppe „Gewaltfreie Kommunikation“ bei Problemen innerhalb der Familie ein gutes Angebot darstellen. In der jetzigen Corona-Situation ruhen die Kurse allerdings. Beratungsgespräche sind aber nach Absprache möglich. von Jennifer Minke-Beil