Frau will mit Grundstück näher an St.-Martini-Friedhof in Stadthagen

Mit der Frage, wie dicht die Wohnbebauung an den St.-Martini-Friedhof heranrücken darf, hat sich der Planungs- und Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschäftigt. Anlass war der Antrag einer Grundstückseigentümerin auf Änderung des Bebauungsplanes Nr. 11 „Südlich der Vornhäger Straße“. Dadurch will sie die Verschiebung der Baugrenze des Wohngebiets bis auf fünf Meter an den Friedhof heran erreichen, damit ihr 1500 Quadratmeter großes, nördlich des Friedhofs gelegene Grundstück bebaut werden kann. Derzeit beträgt der Abstand 20 Meter. Verwaltung will Antrag ablehnen: Die Verwaltung schlug vor, dem Antrag nicht stattzugeben. Zwar gebe es in Niedersachsen keine gesetzliche Abstandsregelung – im Gegensatz etwa zu Sachsen, wo 35 Meter und zu Baden-Württemberg, wo zehn Meter Abstand vorgeschrieben sind. Die Verwaltung plädierte gleichwohl dafür, den Abstand von 20 Metern beizubehalten, „damit ein angemessener Sozial- und Pietätsabstand gewahrt bleibt“. Dieses Maß sei auch bei anderen Friedhöfen in der Stadt vorzufinden. Zum anderen müsste im Falle einer Bebauung auf dem Grundstück „alter Baumbestand weichen“. CDU stellt Bedingungen: Heiko Tadge (CDU) schlug eine andere Vorgehensweise vor. Grundsätzlich sei eine Nachverdichtung durch das Füllen von Baulücken innerhalb bestehender Wohnbebauung, wie hier angestrebt, zu befürworten, um Landverbrauch im Grünen zu vermeiden. Daher müsse der Antrag nicht gleich – wie von der Verwaltung gefordert – abgelehnt, sondern genau abgewogen werden. Da es bei dem Antrag um einen individuellen Wunsch der Eigentümerin gehe und kein öffentliches Interesse vorliege, solle die Antragstellerin die Kosten der B-Plan-Änderung inklusive der Beauftragung eines Fachbüros tragen. Sei sie dazu bereit, könne man über die Änderung des B-Plans reden. Darüber hinaus sollte laut Tadge mit der St.-Martini-Gemeinde „eine einvernehmliche Lösung hinsichtlich der Friedhofsruhe gefunden werden“. Denn: „Schließlich muss gewährleistet sein, dass Begräbnisse nicht durch laute Feiern auf dem Nachbargrundstück gestört werden.“ Was den alten Baumbestand angehe, müssten „zumindest die Hecke und die Bäume an der Grenze zum Friedhof erhalten bleiben“, forderte Tadge. Würden alle diese Bedingungen erfüllt, könne man dem Antrag zustimmen. Politik will auf Bürger zugehen: Siegfried Voigt (SPD) und Jürgen Burdorf (WIR) bekundeten, ihre Fraktionen stimmten mit der Haltung Tadges überein. „Wir sind grundsätzlich dem Wunsch gegenüber aufgeschlossen, dass da gebaut wird“, sagte Burdorf. Die von Tadge aufgezeigten Bedingungen müssten allerdings erfüllt werden. Die Ausschussvorsitzende Ute Hartmann-Höhnke (SPD) betonte, mit diesem Vorgehen „geben wir ein Signal, dass wir solche Anliegen nicht immer gleich ablehnen, wie uns das in Stadthagen hin und wieder vorgeworfen wird“. Dem stimmte Tadge zu: „Auf diese Weise zeigen wir, dass wir auf die Bürger zugehen." Der Ausschuss beschloss einstimmig, dass die Verwaltung erkunden soll, ob die Eigentümerin zur Kostenübernahme bereit ist und ob die Kirchengemeinde das Heranrücken der Baugrenze akzeptieren würde. Dann sollen sich die Fraktionen mit den Ergebnissen befassen. von Stefan Rothe Lesen Sie auch: Bebauungsplan für "Zeitlos-Wohnen" in Stadthagen wird öffentlich ausgelegt