Freie Schule Schaumburg: So läuft das erste Lernjahr auf dem Bruchhof Stadthagen

Für eine Freie Schule braucht es vor allem eins: Engagement. Und das sowohl vonseiten der Betreiber, als auch seitens der Lehrkräfte. Und dieses ist in der Freien Schule Schaumburg, die seit Oktober auf dem Bruchhof beheimatet ist, auf jeden Fall da. Denn aktuell ist es nur eine kleine Gruppe von fünf Leuten, die den Betrieb managt. Bei zwölf Kindern, mit denen zum Schuljahr 2020/2021 gestartet wurde, sei dies auch noch machbar, sagt Vereinsmitglied Franziska Hautau. Aber die Schule wolle ja wachsen, die Sekundarstufe I soll beantragt werden, damit die Kinder nach der vierten Klasse nicht zu einem Schulwechsel gezwungen sind. 60 bis 80 Kinder und Jugendliche sollen perspektivisch am Bruchhof gemeinsam lernen. Die Elterngespräche für das nächste Schuljahr laufen – per Zoom. Seit den Herbstferien wird im Bruchhof unterrichtet: Hautau war vor vier Jahren auch die Initiatorin des Projekts. Voller Enthusiasmus war sie im Sommer 2017 ans Werk gegangen, hatte innerhalb weniger Woche 50 Unterstützer um sich versammelt. Später gründete sich der Verein für lebendiges Lernen, der nun Träger der Schule ist. Die Gruppe hatte sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bereits zum Schuljahr 2018/19 zu starten. Doch die Suche nach einer passenden Immobilie sowie das Genehmigungsverfahren beanspruchten mehr Zeit. Schließlich musste auch das Gebäude am Bruchhof erstmal saniert werden. Am 2. September 2020 hat der Verein endlich die Genehmigung der Landesschulbehörde erhalten. Mit Unterstützung des Landkreises konnte im JBF-Zentrum gestartet werden, bis die Bauabnahme am Bruchhof erfolgt war. Nach den Herbstferien sind Schüler und Lehrkräfte dann in ihre frisch sanierten Räume gezogen. Gunther Malz hat Schulleitung übernommen: Seit Mitte November ist Gunther Malz kommissarischer Schulleiter. Die erste Rektorin hat die Einrichtung verlassen, „sie hatte andere Vorstellungen von einer Freien Schule“, so Malz, der bis zu seiner Pensionierung an der IGS Schaumburg unterrichtet hat. Aus Liebe zum Beruf und weil er hinter der Idee des freien Lernens steht, sei er am Bruchhof mit eingestiegen. Gemeinsam mit zwei weiteren Lernbegleitern, wie die Pädagogen an Freien Schulen heißen, deckt er alle Fächer ab. Neben Malz sind Heidrun Kunze und Theresa Papendick dabei. Vereinsmitglied Lena Kunze weiß um die Vorurteile einer Freien Schule, betont deswegen: „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Kinder an Freien Schulen ebensogute Abschlüsse machen.“ Auch Studien belegen dies: In den Abschlussprüfungen der Haupt- und Realschulen schneiden die Schüler der Freien Schulen genauso gut oder schlecht ab wie die der staatlichen Regelschulen. Und auch wenn sie auf ein Gymnasium wechseln, kommen sie gut zurecht. Es wird in Zusammenhängen gelernt: „Bis zum sechsten Lebensjahr lernen Kinder auch alles selbst – wir setzen das einfach fort und lassen es zu“, so Lena Kunze. Denn in jedem Kind stecke dieser Antrieb, „wir schaffen einfach die entsprechende Umgebung“. Lehrerin Heidrun Kunze findet es wichtig, in Zusammenhängen zu lernen, also beispielsweise Rechtschreibung und Grammatik beim Schreiben eines Briefes zu vermitteln. Freie Schule am Bruchhof könnte zum neuen Schuljahr starten Freie Schule in Stadthagen: Darum verzögert sich der Start Eine freie Schule für Schaumburg - das steckt hinter dem Projekt So soll die freie Schule in Bad Nenndorf funktionieren Einen Stundenplan gibt es in der Freien Schulen ebenso wenig wie Diktate, Klassenarbeiten, Pausenklingel oder Noten. Jeden Tag gibt es verschiedene Angebote der Lernbegleiter, aber auch die Kinder können Ideen einbringen und beispielsweise einen Tanzkurs anbieten. Dass es keine Noten gibt, das Curriculum jedoch natürlich trotzdem erfüllt werden muss, schreiben die Lehrkräfte Lernentwicklungsberichte, wie Papendick erläutert. Also viel Arbeit für die Pädagogen. „Man muss das wollen, wir brennen alle dafür“, so Malz. Und Hautau ergänzt: „Wir wären auch nicht vier Jahre am Ball geblieben, wenn wir nicht dafür brennen würden.“ Blumen, Obst und Gemüse werden angebaut: Für Hautau haben sich mit dem Gebäude am Bruchhof alle Wünsche erfüllt, mit denen sie 2017 gestartet ist, inklusive des großen Außenbereichs. „Blätter lernen die Kinder nicht aus Büchern, sondern in der Natur.“ Und da ist mit dem Frühling auf dem Gelände einiges geplant: Eine Blühwiese, Obstbäume, eine Hecke zur Straße sowie ein Gemüsebeet sollen gemeinsam mit den Kindern angelegt werden. Der Verein hat bereits mit dem Nabu und dem Projekt Gemüse-Ackerdemie Kooperationen vereinbart. Auch die Zusammenarbeit mit dem Bruchhof soll, sobald die Pandemie es zulässt, intensiviert werden. Dann soll es auch endlich eine Helferparty geben und einen Tag der offenen Tür, bei dem ein Einblick in die Schule gewährt wird. „Die Menschen sind interessiert, aber skeptisch“, weiß Lena Kunze. Dies könne sich nur über Kontakte und Kommunikation ändern. Von Mira Colic