Karl-Ernst Strebost zeigt Probleme der Flüchtlingsarbeit auf

Kritiker würden Karl-Ernst Strebost möglicherweise als „Gutmenschen“ bezeichnen. Also als Jemanden, der sich unkritisch und übertrieben politisch korrekt verhält. Doch das ist der 83-Jährige mitnichten. Er weiß ganz genau, wie weit sein Einsatz für zwei junge Flüchtlinge gehen kann – und wo ihm Grenzen gesetzt sind. Dass er hilft, ist für den Stadthäger jedoch gar keine Frage. „Am liebsten wäre mir auch, wenn wir dieses Gespräch gar nicht führen müssten“, aber er wolle die Probleme aufzeigen. Durch einen Zufall rutscht das Ehepaar in die Flüchtlingsarbeit: Dabei war es mehr oder weniger Zufall, dass Strebost und seine Frau in die Situation gekommen sind, den jungen Männern aus Syrien unter die Arme zu greifen. Schon seit zehn Jahren vermietet das Ehepaar ein Appartement in seinem Wohnhaus. Auf ein Inserat hätten sich überwiegend nicht-deutsche Interessenten gemeldet. „Wir haben uns dann entschieden, zwei syrische Bewerber aufzunehmen“, erzählt Strebost. Und damit fing das Behördenkarussell an. Land gibt 25 Millionen Euro jährlich für Deutschkurse 3600 Geflüchtete leben im Landkreis Schaumburg Flüchtlinge werden auf dem Schaumburger Arbeitsmarkt gebraucht Denn wie sich herausstellte, hatte einer der Beiden eine Wohnsitzauflage in Bayern – damit steuert der Bund die Zahl der Flüchtlinge in den einzelnen Bundesländern. „Es war ein ständiges Hin und Her zwischen dem Jobcenter und dem Landratsamt in Augsburg. Dieser Knoten wurde nach drei Monaten von der Ausländerbehörde aufgelöst.“ Er habe Monate damit verbracht, bürokratische Klüngel auszuhebeln. Die Integration bezeichnet Strebost als Herkulesaufgabe: Aber auch die Integration vor Ort, zu der unbedingt die Sprache gehöre sowie eine Beschäftigung, sei eine Herkulesaufgabe. „Die Menschen, ich spreche von Neubürgern, haben es sehr schwer.“ Es gebe viele Probleme wie zum Beispiel die fehlende Sprachkompetenz. Es sei nicht einfach, einen Platz in einem Kurs zu bekommen. „Was sollen sie denn beispielsweise mit einem Brief der Rundfunkanstalt anfangen?“ Strebost ist überzeugt, dass Deutschland die Zuwanderung braucht, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Ich finde es sehr makaber, dass die AfD verlangt, Mittel für die Integration und Beihilfe für Behinderte zu kürzen.“ Auf Sprachkurs folgen Führerschein und Job: Nach mittlerweile drei Jahren, in denen die beiden jungen Männer unter dem Dach der Strebosts leben, habe er das Gefühl, dass sie ihren Weg gehen werden. Der Jüngere, der bei seinem Einzug gerade einmal 15 Jahre alt gewesen sei, habe innerhalb von zwölf Monaten Deutsch gelernt, erzählt der 83-Jährige. Mittlerweile habe der 18-Jährige auch seinen Führerschein gemacht und arbeite als Paket-Fahrer. Sein zwei Jahre älterer Cousin sei erst später eingezogen und halte sich mit Aushilfstätigkeiten über Wasser. Er warte noch auf einen Sprachkurs. „Dafür braucht er allerdings einen Berechtigungsschein. Die Behörden müssen jedoch erst einmal die Frage klären, ob er einen solchen schon mal hatte. Sie finden die Unterlagen nicht. Der Teufel steckt im Detail“, sagt Strebost kopfschüttelnd. Nach den Gründen für sein Engagement gefragt, antwortet Strebost, ohne zu zögern. Er habe in den neunziger Jahren jedes Jahr einige Zeit in Indonesien verbracht. Ohne die Hilfe Einheimischer wäre er dort verloren gewesen. Und genau dies wolle er nun zurückgeben. von Mira Colic

Ehrenamtliche Hilfe - Karl-Ernst Strebost zeigt Probleme der Flüchtlingsarbeit auf