Kurt Maurer und Oliver Glißmann stellen „Jüdische Friedhöfe in Stadthagen“ vor

Sein neuer Wohnort hat ihn zu einer Dokumentation angeregt: Kurt Maurer, Vorstandsmitglied im Förderverein ehemalige Synagoge Stadthagen, dokumentiert im Buch „Die jüdischen Friedhöfe in Stadthagen“, herausgegeben vom Förderverein, auf 160 Seiten alle Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof an der Seiler Straße. Im Eingangskapitel beschreibt der Historiker Oliver Glißmann die Entstehung und Geschichte der jüdischen Begräbnisstätten. Historisches Interesse: Vor sieben Jahren ist Kurt Maurer (76) mit seiner Ehefrau aus dem Nordhessischen Melsungen nach Stadthagen gezogen. Historisches Interesse brachte den pensioniert Beamten bald mit dem Synagogen-Verein in Kontakt. Maurer war im Katasteramt tätig, was ihn schon immer bewogen habe, über alte Register-Papier hinaus Geschichte zu erforschen. Und da er in Stadthagen an die Parkstraße gezogen war, lag die Beschäftigung mit dem jüdischen Friedhof nahe. Jüdische Bestattungen aus dem 16. Jahrhundert: Oliver Glißmann wiederum interessierte sich schon seit längeren Jahr für die jüdischen Friedhöfe in Stadthagen und hatte sich schließlich mit Kurt Maurer für die Arbeit an dem Buch kurzgeschlossen. Angaben über den Ort und die Form der jüdischen Bestattungen aus dem 16. Jahrhundert und später habe er im Stadtarchiv gefunden, berichtete Glißmann bei der Buchvorstellung in der ehemaligen Synagoge. Alte Stadtrechnungen identifizieren den ersten Friedhof am niederen Wall (Nordwall), zwischen dem Stadtturm am Viehmarkt und der damaligen Niedernmühle. In einer Rechnung heißt es 1597, dass der Jude Nathan für das Begräbnis seines Vaters auf dem niederen Wall „eine Gebühr von fünf Talern an den Stadtkämmerer entrichtete“, schreibt Glißmann. Gräber am Ostwall alle zerstört: Dass die Begräbnisstätte auf dem Wall lag, sei nicht ungewöhnlich gewesen. Man habe versucht, den Juden den Erwerb eines Friedhofes zu erschweren und ihnen nach Möglichkeit wirtschaftlich kaum nutzbares Areale, etwa sumpfige, steinige oder wie im Fall Stadthagens abschüssige Flächen gegeben. Grabsteine durften nicht gesetzt werden. Im 18. Jahrhundert fanden jüdische Bestattungen auf dem Ostwall statt, etwa in der Verlängerung der heutigen „Gasse zur alten Synagoge“, fand der Historiker heraus. Der Wall ist an dieser Stelle heute eingeebnet. Glißmann: „Alle Gräber dürften zerstört sein und auch keine Skelettteile der Verstorbenen im Erdreich mehr zu finden sein.“ D. S. Salfeld 1822: Torpfeiler weisen darauf hin, wann etwa das Grundstück für den heute noch existenten Friedhof an der Ecke Seiler Straße/Parkstraße erworben wurde. In Hebräischer Sprache ist dort zu lesen: „Diese Torpfeiler hat der geehrte Salomon, im Jahre 5583 gespendet.“ Die Zahl entspricht dem jüdischen Kalender. Gleichzeitig sind in deutscher Inschrift der Name D. S. Salfeld und die Jahreszahl 1822 vermerkt. Ältester Grabstein ist der des Rabbiners Mordechai: Auf dem Friedhof, entstanden in einer Gartenanlage – damals außerhalb der Stadt gelegen – war es nun auch gestattet, Grabsteine zu setzen. Es sind heute 79 Steine, die Kurt Maurer sämtlich im Detail und mit den hebräischen und deutschen Inschriften beschreibt. Die hebräischen Texte hat Giora Zwilling übersetzt, Mitarbeiter der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, der damals in Minden wohnte. Der älteste Grabstein auf dem jüdischen Friedhof ist der des Rabbiners Mordechai, der dort am 18. August 1824 bestattet wurde. Auflage von 200 Stück: Das Buch, über dessen Erscheinen sich der Vorsitzende des Fördervereins, Andreas Kraus, freut, findet auch großen Anklang bei der jüdischen Gemeinde im Landkreis. „Diese Arbeit weiß ich sehr zu schätzen“, sagte Marina Jalowaja, Beisitzerin und Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde im Landkreis Schaumburg. Das Buch (ISBN 978-3-00-066136-5) im DIN-A-4-Format ist in einer Auflage von 200 Stück erschienen und für eine Kostenerstattung von 20 Euro bei der Tourist-Info am Markt erhältlich sowie beim Förderverein ehemalige Synagoge Stadthagen, E-Mail: kraus-stadthagen@online.de. von Vera Skamira