Landgericht Bückeburg: Frau bricht bei Aussage gegen mutmaßlichen Vergewaltiger zusammen

Die Frau hatte zum Auftakt des Vergewaltigungsprozesses unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt und war während ihrer Vernehmung nach wenigen Minuten kollabiert. Ein Notarzt musste gerufen werden. Zurzeit werde geprüft, ob die Zeugin verhandlungsfähig ist, so Richter Peter Rohde, Vorsitzender der 1. Großen Strafkammer des Bückeburger Landgerichts, am gestrigen zweiten Verhandlungstag. „Meine Mandantin möchte gerne eine Aussage machen“, erklärte Opferanwalt Dietmar Weyland. „Sie macht sich Vorwürfe, dass sie es nicht geschafft hat.“ Insgesamt geht es in dem Verfahren um 16 Straftaten. Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung und Sachbeschädigung: Dreimal soll der Stadthäger seine Lebensgefährtin vergewaltigt haben. Außerdem legt Staatsanwältin Karin Dubben dem vorbestraften 25-Jährigen gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung und Sachbeschädigung zur Last. Ein früherer Nachbar des mutmaßlichen Opfers hat den Angeklagten gestern schwer belastet. „Sie war blaugeschlagen, total verwirrt und sehr verängstigt“, erinnerte sich der 34-Jährige an einen Tag Anfang 2018, als die Frau zu ihm gekommen sei. „Es war nicht zu übersehen, was mit ihr passiert ist. Daraufhin habe ich beschlossen, die Polizei zu rufen, damit das mal geklärt wird. Ich weiß nicht, was sonst noch passiert wäre.“ Bei seiner polizeilichen Vernehmung hatte der Zeuge zu Protokoll gegeben, dass die Frau „von Hämatomen übersät“ gewesen sei. Ihr Gesicht sei angeschwollen gewesen, die Nase kaum noch zu erkennen. Von einer Bisswunde war ebenfalls die Rede. Auch soll der 25-Jährige seine Freundin eingesperrt und auf sie uriniert haben. „Sie hat alles erzählt“, berichtete der ehemalige Nachbar. Als Täter soll die Frau den Angeklagten genannt haben. Sie wird zurzeit vom Bückeburger Büro der Opferhilfe betreut. In einem der 16 Fälle soll der Mann eine andere Frau geschlagen haben, mit der er vorher ebenfalls eine Beziehung hatte – eine 20-Jährige aus Stadthagen, die das Gericht gestern vernommen hat. Wegen 16 Straftaten vor Gericht: Stadthäger soll Freundin vergewaltigt haben Prozess um Vergewaltigung in Bückeburg: Urteil vielleicht erst im Herbst „Er hat mich auf den Arm geschlagen, aber das meiste war Psychoterror“, sagte sie und nannte ein Beispiel: „Abschottung von Freunden, ich sollte mich nicht mehr mit anderen treffen.“ Auch diese Zeugin bestätigte, dass die Frau, die der Stadthäger vergewaltigt und geschlagen haben soll, körperlich verletzt war: „Ich habe ihre blauen Flecken gesehen.“ Der Angeklagte verfolgt die Verhandlung ohne erkennbare Regung und macht von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Ob die Frau dann aussagen kann, war gestern zunächst unklar. Möglicherweise kommt es zu Verzögerungen. ly