Living Care Lab in der Innenstadt von Stadthagen gibt es seit einem Jahr

Einen Arbeitsplatz, dessen Stellenbeschreibung hauptsächlich aus „Netzwerken“ besteht, zwei Wochen vor dem ersten Lockdown anzutreten, ist sicher kein Vergnügen. So erging es Mario Bierschwale am 1. März vergangenen Jahres, als er die Projektleitung des Living Care Lab Schaumburg in Stadthagen übernahm. Allerdings habe die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig Innovationen und die Digitalisierung sind, die die Pflege erleichtern. „Die Mitarbeiter in den Alten- und Pflegeheimen sind ja besonders betroffen von dieser Krise“, so Bierschwale. So habe er sich sehr gefreut, dass die Ludwig Fresenius Schulen Stadthagen, die Pflegefachkräfte ausbilden, eine Kooperation eingehen wollen. Lesen Sie auch: Während des Lockdowns: Viele freie Plätze in Tierpensionen „Die Produkte, die wir hier im Lab ausstellen, sollen schließlich Anwendung finden und die Pflege besser machen. Das ist unser Ziel.“ Denn die Qualität und Attraktivität der Arbeitsplätze müsse steigen, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Prognosen zufolge sollen 2030 in Schaumburg 1000 Pflegestellen fehlen. In den Räumen an der Niedernstraße sind zahlreiche Produkte ausgestellt, die von Interessierten immer dienstags und donnerstags von 9 bis 17 Uhr getestet werden können – natürlich nach Ende des Lockdowns. Der zentrale Standort in der Innenstadt sei ideal. „Die Menschen sind froh, einen Ansprechpartner zu haben, gerade wenn sie Angehörige zu Hause pflegen“, weiß Bierschwale. Große Pläne für die Zukunft: Aber beispielsweise auch die Seniorenresidenz Rosenblatt sei auf ihn zugekommen und habe einen Becher für Menschen mit Schluckstörungen testen wollen. Er habe den Kontakt zum betreffenden Start-up hergestellt. Der Leiter hat für die nächsten zwei Jahre – so lange läuft die Landesförderung noch und er setze aufgrund des Erfolgs auf eine Fortsetzung darüber hinaus – noch einiges vor. Vor allem wolle er alles nachholen, was durch Corona nicht habe stattfinden können. So wie die Teilnahme an der Altenpflege-Messe in Hannover und die Gestaltung von Workshops in den eigenen Räumen. Dort hatte auch ein zweitägiges Mitgliedertreffen des Vereins „Care for Innovation“ – ein Zusammenschluss von Innovatoren der Pflege – stattfinden sollen. Selbstständige in der Pflege können das Lab auch als Co-Working-Space nutzen. Ebenfalls interessant: Stadthäger SPD fordert zentrales Bürgerportal Zwei Anfragen habe er bereits gehabt, die aufgrund der Pandemie die Arbeit vor Ort noch nicht haben aufnehmen können, so Bierschwale. Für Jessica Lietzau von der Wirtschaftsförderung ist das Lab angesichts des demografischen Wandels ein wichtiges Thema, nicht nur für Altenheime, sondern auch, um Senioren so lange wie möglich ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Von Mira Colic