Mahnwache auf Marktplatz: Einzelhändler machen auf Situation im Lockdown aufmerksam

Selbstständige Einzelhändler haben am Montag auf dem Marktplatz protestiert, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Einer der Initiatoren ist Jost Böger. Der Kaufmann steht nach eigener Aussage in regem Austausch mit seinen Kollegen. Die Verzweiflung unter ihnen sei mittlerweile groß. „Ich weiß von sechs Selbstständigen, die bis zum Sommer ihre Läden schließen werden.“ Einen sechsmonatigen Umsatzausfall könnten die wenigsten so lange kompensieren. „Wir haben bisher von den Rücklagen gelebt“, sagt Böger, der ein gleichnamiges Bastelgeschäft an der Niedernstraße betreibt. Auf die angekündigten Staatshilfen warte er seit November. SMS zieht sich zurück: Der Stadtmarketingverein Stadthagen (SMS) hatte zuerst seine Teilnahme an der gestrigen Mahnwache zugesagt, um die Händler zu unterstützen, sich dann am Morgen kurzfristig doch dagegen entschieden. Vorsitzender Detlef Schröter erklärt den Schritt mit dem geltenden Versammlungsverbot. „Wir wollen nicht gegen die geltenden Corona-Auflagen handeln, unterstützen gleichwohl aber den Grundgedanken, dass die Händler auf ihre Not aufmerksam machen.“ Nach Informationen dieser Zeitung ist dies jedoch nur einer der Gründe für die Absage des SMS – und vielleicht nicht der ausschlaggebende. Die Mitglieder wollen dem Vernehmen nach nicht in Verbindung gebracht werden mit Corona-Leugnern und deren Ansichten. Durch den Rückzug des SMS seien auch einige der Selbstständigen verunsichert worden, ob eine Teilnahme wirklich sinnvoll sei, erklärt auch Böger, der nachdrücklich versichert, keinesfalls zur Querdenker-Szene zu gehören. Seit November wegen Corona geschlossen: Waldkater und Stadtkater in Rinteln öffnen nicht wieder Bückeburger Friseurmeister: "Viele werden in die Insolvenz rutschen" Kritik auch aus Schaumburg: Wie Apotheker mit Gratis-FFP2-Masken Kasse machen Die Organisatoren der Mahnwache schreiben indes, sich klar von „rechtsextremem Gedankengut, Corona-Leugnern und Gewalt“ abzugrenzen. Sie wollten darauf aufmerksam machen, dass die Einschränkungen „unweigerlich zu großen wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Schäden der Menschen in unserer Gesellschaft“ führten. Atteste gegen Maskenpflicht: Bei den vergangenen Versammlungen ging es meist um die Maskenpflicht, die die Teilnehmer ablehnen, vor allem für Kinder. Viele der Versammelten konnten der Polizei Atteste vorlegen, nach denen sie vom Tragen einer Maske aus medizinischen Gründen befreit sind. Gegen das Versammlungsverbot verstoßen die Teilnehmer übrigens nicht. Die Mahnwache ist wie vorgeschrieben beim Landkreis angezeigt worden. Es gelten die aktuellen Abstands- und Hygieneregeln. Von Mira Colic