Mit 180 km/h durch Stadthagen: Raser droht kein Gefängnis mehr

Mit einem 500 PS starken Mercedes und fast 180 Stundenkilometern ist ein 19-Jähriger der Polizei Stadthagen Ende vergangenen Jahres bei einer Verkehrskontrolle ins Netz gegangen. Für eine strafrechtliche Verfolgung reicht es jedoch nicht. Die Bückeburger Behörde hatte geprüft, ob ein Absatz des Paragrafen 315 d angewandt werden muss. Dieser ist noch relativ neu und wird umgangssprachlich Raser-Paragraf genannt. Zur Anwendung kam er im Zusammenhang mit illegalen Autorennen in Großstädten, bei denen Menschen ums Leben kamen und die Fahrer wegen Mordes verurteilt wurden. Mehr zum Thema: 19-Jähriger rast mit 179 km/h durch Stadthagen Der 19-Jährige war allein unterwegs. Für Ermittlungen muss er darauf aus gewesen sein, die „höchstmögliche Geschwindigkeit“ zu erzielen. „Das wird für die kurze Strecke nicht nachzuweisen sein“, sagt Nils-Holger Dreißig. Der Sprecher der Bückeburger Staatsanwaltschaft ergänzt, der junge Mann sei zudem vorher noch nie polizeilich aufgefallen, weder im Verkehr noch anderweitig. Mit dem erwähnten Passus hätte der Gesetzgeber zum Beispiel Motorradfahrer im Blick gehabt, die mit Helmkamera rasen und die Aufnahmen dann ins Internet stellen, ergänzt Dreißig. Damit liegt der Fall nun, trotz der mehr als dreifachen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit, nur als Ordnungswidrigkeit im Kreishaus. Die Führerscheinstelle beim Landkreis entscheidet darüber, ob der Stadthäger Fahranfänger geeignet ist, weiterhin Autos zu steuern. Hinzu kommt eine Geldstrafe. Strafe kann bei Vorsatz höher ausfallen: Mehr als 70 Stundenkilometer zu schnell bedeutet normalerweise 680 Euro, drei Monate Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg, erklärt Kreissprecherin Anja Gewald. „Im Einzelfall kann das aber auch höher ausfallen“, sagt Gewald weiter. „Zum Beispiel, wenn mit Vorsatz gehandelt wurde.“ Mit 179 Kilometern pro Stunde war der junge Autofahrer Ende November in die Lasermessung der Polizei gerast. Postiert hatten die Beamten sich an St. Annen, Fahrtrichtung Innenstadt. Erlaubt ist dort Tempo 50. Die Polizei attestiert dem Mann „besonders rücksichtslose“ Fahrweise. Darum das Ermittlungsverfahren, obwohl es sich nicht im eigentlichen Sinne um ein Autorennen mit weiteren Beteiligten gehandelt hat. jcp