Nach Testfahrt unter Drogen: Motorradfahrer aus Bückeburg muss ins Gefängnis

Von null auf 100 in weniger als drei Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 300 km/h: Bei den schnellsten Serienmotorrädern der Welt steht die rund 200 PS starke BMW S 1000 RR in der ersten Reihe. Unter Drogen hat sich ein Bückeburger ausgerechnet auf dieses Geschoss gesetzt. Prompt landete er auf der Landesstraße 444 bei Apelern im Graben und büßte bei dem Sturz unter anderem mehrere Zähne ein. „Mir ist in einer S-Kurve die Kette gerissen“, erzählt der 35-Jährige, der eigenen Angaben zufolge nur eine kurze Testfahrt für ein Rennen in Polen machen wollte. Einmal im Jahr gehe es mit der Maschine auf die Rennbahn. Lesen Sie auch: Bückeburg: Frau randaliert in Wohnung Widerlegen lässt sich die Sache mit der Kette nicht – obwohl nach einer Untersuchung feststeht, dass der Bruchpilot größere Mengen von Cannabis und Amphetamin im Blut hatte. „Im Zweifel für den Angeklagten“, so Kai Oliver Stumpe, Richter am Amtsgericht Stadthagen. Haftstrafe ohne Bewährung: Stumpe hat den Bückeburger deshalb auch nicht wegen einer Drogenfahrt (Trunkenheit im Verkehr) verurteilt, sondern lediglich wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis sowie eines Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz, denn das Motorrad war nicht angemeldet. Unterm Strich steht eine recht hohe Haftstrafe von fünf Monaten ohne Bewährung. Grund: Das Vorstrafenregister des Wiederholungstäters umfasst 19 Einträge, darunter diverse Verkehrsdelikte. „Das ist sportlich“, stellte Staatsanwalt Lars-Dietmar Kühn fest. Im Gefängnis hat der Angeklagte bereits mehrfach gesessen, einmal wegen räuberischer Erpressung. „In meinem Leben geht es auf und ab“, sagt der Bückeburger, der in Heimen aufgewachsen ist. Ebenfalls interessant: Warum ein Anwohner in Rusbend nur im Winter Fernsehen schauen kann Zurzeit verbüßt er mehrere Haftstrafen, voraussichtlich bis April 2022. Seinen Führerschein hat der 35-Jährige wegen Drogen mit 19 abgeben müssen. Vor seiner Inhaftierung lebte er ein halbes Jahr lang in einem Transporter. Den Job als Leiter eines Shops mit drei Angestellten war er losgeworden, weil sich die Drogensucht vor Kunden nicht mehr verbergen ließ. „In diesem Sommer ging es für mich bergab“, erinnert sich der Bückeburger. „Ich hatte die Arbeit verloren, meine Freundin verließ mich.“ Amphetamin brauchte er, um den Tag zu überstehen, Joints zum Einschlafen. „Die beiden geben sich die Hand.“ Der Motorradsturz war im Juli 2019 passiert. Anders als bei Alkoholdelikten gibt es für absolute Fahruntüchtigkeit, die durch Rauschgift oder Medikamente bedingt ist, keinen Grenzwert. Für eine Verurteilung wegen Trunkenheit im Verkehr, eingestuft als Straftat, müssen Ausfallerscheinungen als Folge des Drogenmissbrauchs festgestellt werden, zum Beispiel Orientierungslosigkeit, verlangsamte Reaktionen oder Beeinträchtigungen des Sehvermögens. Unauffällig bei Tests: Der Bückeburger hatte jedoch nach dem Sturz sämtliche Tests unauffällig durchlaufen. Bei Alkoholdelikten liegt die Grenze zur absoluten Fahruntüchtigkeit bei 1,1 Promille. Zwei weitere Verfahren gegen den Verkehrssünder hat das Amtsgericht eingestellt, weil eine Verurteilung in diesen Punkten der Anklage kaum weiter ins Gewicht gefallen wäre. Im September 2019 war er in Auhagen ohne Fahrerlaubnis am Steuer eines Transporters erwischt worden. Seine Erklärung: „Ich wollte schlafen und hatte kein Cannabis mehr.“ Er wollte zu seinem Dealer fahren. Außerdem hatte der Bückeburger in Lindhorst ein Fahrrad von einem Grundstück gestohlen.