Schneemassen in Stadthagen: Lieferdienste stecken fest

Komplett geschlossen ist im Moment der Lieferdienst und Schnellimbiss Döner Corner von Ahmet Özhan Ulutas in der Innenstadt. Da Lieferanten aus Hannover enorme Schwierigkeiten hätten, ihn mit Ware zu versorgen, und bei der Witterung auch weniger Kunden ins Geschäft kämen, habe er sich zu der Schließung entschieden – an ein Ausliefern von Bestellungen sei bei dem Wetter ohnehin nicht zu denken. Auch er selbst blieb nämlich schon mit dem Auto stecken – unmittelbar vor seinem Laden. Lesen Sie auch: Wintereinbruch in Schaumburg: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Lage Schon seit Sonntag geschlossen ist die Taverne Gusto. Gastronom Panagiotis Baxewandis hat früh gemerkt, dass es in diesen Tagen schwierig für ihn wird: „Am Sonntag musste ich in zehn Minuten drei Autos vor meinem Laden anschieben. Auch einen Polizeiwagen.“ An Lieferfahrten sei nicht zu denken, weil es zu gefährlich sei, die ungeräumten Straßen zu befahren, und seine Fahrer aus Rinteln und Hannover nur schwerlich überhaupt ihren Arbeitsplatz erreichen würden. Da aufgrund der Schneemassen im Moment auch niemand vor seinem Laden parken könne, habe er sich entschlossen, komplett zu schließen. Busse fahren in Schaumburg am Mittwoch wieder Er hoffe, am Freitag wieder öffnen zu können – Voraussetzung sei aber, dass die Straßen besser befahrbar seien. „Gestern habe ich mich selbst in St. Annen festgefahren. Da musste ich abgeschleppt und angeschoben werden. Der ganze Verkehr stand still“, sagt Baxewandis. Außer-Haus-Geschäft in der Krise recht erfolgreich: Gurmukh Singh von der Pizzeria Singholinos will am Mittwoch wieder öffnen. Auch bei ihm gibt es seit Sonntag weder Essen zum Bestellen noch zum Abholen. „Die Straßen waren noch nicht frei genug. Wir können ja nicht nur an die Hauptstraßen liefern“, sagt Singh. Das Außer-Haus-Geschäft sei in den vergangenen Monaten der Corona-Krise recht erfolgreich gewesen – aber auch die einzige Einnahmequelle im Lockdown. Da würden die Tage, die nun witterungsbedingt ausfielen, natürlich doppelt schmerzen. „So ein Wetter ist zum Glück hier nur einmal in vielen Jahren“, fügt der Restaurantbesitzer hoffnungsvoll an. Auf Nebenstraßen geht nichts: Auch in den vergangenen Tagen aktiv war hingegen der Lieferdienst vom Asia Imbiss Bao Ngoc an der Bahnhofstraße. Laut Betreiber Duy-Quang Chau ist die Zustellung entlang der Hauptstraßen der Stadt möglich – bei kleineren Straßen und in den Ortsteilen müssten aber auch sie aufgeben. Zuzumachen sei für ihn aber keine Option. Er wolle für die Kunden da sein, auch wenn es sich finanziell kaum lohne: „Am Montag haben sehr wenige Menschen Essen bestellt. Es kommen zwar einige zum Abholen vorbei, aber auch das sind weniger als normal.“ Gewerkschaft geht von 70 Prozent in Kurzarbeit aus: Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist das Gros der Beschäftigten dieser Branche im Landkreis in Kurzarbeit. Die NGG geht davon aus, dass die Kurzarbeit aktuell erneut die Ausmaße des Lockdowns vom Frühjahr vergangenen Jahres angenommen habe. Damals hätten 166 gastgewerbliche Betriebe Kurzarbeit angemeldet. Das entspreche fast 70 Prozent aller Betriebe der Branche im Landkreis. Die Zahl der Köchinnen, Kellner und Hotelfachleute in Kurzarbeit stieg laut NGG im April 2020 auf 848. Die Gewerkschaft fordert ein Mindest-Kurzarbeitergeld von 1200 Euro im Monat. Nach Angaben des Ifo-Institutes waren im Januar 2021 bundesweit 56 Prozent aller Beschäftigten des Gastgewerbes in Kurzarbeit. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft lag die Quote bei 7,8 Prozent. „Im Unterschied zu anderen Branchen dauert der derzeitige Lockdown für die Gastronomie und Hotellerie immerhin schon seit Anfang November an“, sagt Lena Melcher, Geschäftsführerin der NGG-Region Hannover. „Die Beschäftigten wissen nicht mehr, wie sie noch ihre Miete bezahlen sollen.“ Von Jan-Christoph Prüfer und Lars Grimpe