Schule Am Schlosspark setzte Unterrichtsfach "Glück" auf den Lehrplan

Was wäre das Leben ohne Glück? In jedem Fall weniger lebenswert. Aber was macht ein glückliches Leben aus – und wie schaffe ich es, ein solches zu führen? Einige Schüler von der Schule Am Schlosspark sind diesen Fragen im vergangenen Schuljahr nachgegangen – im Unterricht, genauer: In einem neuen Unterrichtsfach mit dem Titel „Glück“. Einer der großen Bestandteile des Projekts – neben regelmäßigem Unterricht im und am Forsthaus Halt – war ein Camp auf der Zeltwiese am Forsthaus. An dessen Umsetzung war auch Thomas Held von der Wildnisschule Schaumburg maßgeblich beteiligt. „Wir setzen das Projekt um mit allem, was dazugehört“, sagte er. Sprich: Selbstverpflegung, Zelten, Umgang mit Wetter, Kälte und der eigenen Komfortzone, Stichwort „Frusttoleranz“. „Die Jugendlichen sind alle super damit umgegangen“, so Held. Von Teambuilding bis zum Feuer machen : Frust kam bei den vielen Aktivitäten ohnehin nicht auf. Die Jugendlichen sägten und spalteten Holz, machten Feuer und lernten, damit sicher umzugehen. „Die Kinder sind aktiv mit eingebunden“, sagte Held. So entstand beim Teambuilding in der Natur, bei der gemeinsamen Arbeit wie dem Kochen oder Saubermachen schnell eine Gemeinschaft, potenzielle Konflikte kamen nicht über den Keim hinaus. Die Kinder hatten aber auch Zeit für sich. Einige lernten zum Beispiel ein „Bowdrill“-Set zum Feuermachen aus Holz und Schnüren zu bauen und stellten beim „Glutbrennen“ Holzschalen her. Die Intention all dieser Aufgaben erklärte Held: „Sie lernen, durchzuhalten und nicht aufzugeben, aufmerksam und achtsam zu sein. Es ist ein großes Glücksgefühl, das geschafft zu haben.“ Der Wildnis-Profi ergänzte zudem: „Hier darf das freie Kind herauskommen.“ Auf gesellschaftliche Herausforderungen vorbereiten: Das Camp, bei dem die Schüler neben Held von Tatjana Kiel, Gunda Stoelken-Rahde und Annika Söchtig betreut wurden, war allerdings nur ein kleiner Bestandteil von etwas viel Größerem: Seit dem vergangenen Schulhalbjahr steht für die teilnehmenden Schüler des siebten Jahrgangs der Schule Am Schlosspark im Rahmen eines Wahlpflichtkurses das Fach „Glück“ fest auf dem Lehrplan – einmalig in Schaumburg, niedersachsenweit ganz selten. „Uns geht es um die Neudefinition des Bildungsbegriffs. Wir wollen unsere Schüler nicht nur kurzfristig ausbildungsfähig machen, sondern auf gesellschaftliche Herausforderungen vorbereiten“, sagte Schulleiterin Britta Liebelt. Folgt man ihren Worten, müssten Schulen das Fach eigentlich bundesweit anbieten: „Wir wollen unsere Schüler in die Lage versetzen, später ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen – und das nicht nur für sich, sondern für die gesamte Gesellschaft.“ ein Zugang zu Natur und Umwelt mehr: Denn im Fach Glück gehe es, neben vielen anderen Inhalten, die klassische Schulfächer ebenfalls aufgreifen, auch um das Thema des globalen Lernens – und damit um die Frage: „Wir können wir alle gut zusammenleben?“ Der Wildnispädagogik-Bestandteil zeige dagegen andere, große Zusammenhänge auf – zum Beispiel, „wie mein gutes Leben mit dem Leben und Überleben in der Natur zusammenhängt“. So würden den Schülern anschaulich Alltagskompetenzen vermittelt, die spätestens im Berufsleben wichtig werden – manchmal auch auf kleinen Umwegen. Solche Fragen blieben heute nämlich oft auf der Strecke, so Liebelt. „Wir haben bei uns viele Schüler, die zum Beispiel aufgrund ihres Migrationshintergrundes oder ihrer Lebenssituation nicht mehr unbedingt einen Bezug zu Natur und Umwelt haben“, erklärte sie. So seien in der Gruppe auch Jugendliche, die noch nie im Wald, geschweige denn abseits der dortigen Wege waren. Das könnte Sie auch interessieren: Wie man das „Sekundenglück“ lernen kann Lernen, zusammenzuarbeiten: „Die Schüler lernen Selbstbewusstsein, haben Spaß dabei. Sie haben hart gearbeitet und sind stolz, es geschafft zu haben“, ergänzte Betreuerin Söchtig. Und, wiederum Liebelt: „Das Arbeiten in der Natur ermöglicht es und, Unterrichtsinhalte zu vermitteln, die die Schüler sonst als langweilig oder trocken wahrnehmen.“ Was aber sagen die Schüler? Aus dem Camp nahmen sie zum einen ganz handfeste Dinge mit wie den Umgang mit Feuer, Tieren, Natur und äußeren Einflüssen wie dem Wetter. Daneben zeigte sich aber auch, dass die von den Betreuern erläuterten Ziele nicht zu hoch gesteckt waren. „Wir haben hier Teamarbeit, Selbstbewusstsein und das Überwinden von Ängsten gelernt“, sagte Sahin. Und Can ergänzte: „Mit neuen Menschen klar kommen, respektvoller gegenüber Fremden und älteren Personen sein. Es geht nicht immer nur um mich oder eine andere Person. Wir lernen, zusammenzuarbeiten.“ Kooperation zwischen Schule und Kreisforstamt: Aber auch den Nutzen der handwerklichen Übungen erkannten die beiden: „Das Feuer machen war anfangs nicht leicht, aber jetzt können wir es und wissen zum Beispiel auch, was wir aus der Natur essen können – das hilft, wenn wir uns mal verlaufen sollten.“ Vor allem die erlernte Teamarbeit lässt sich ebenso auf die Umsetzung des Unterrichtsfachs Glück übertragen. Dabei handelt es sich nämlich um eine umfassende Kooperation zwischen der Schule Am Schlosspark und dem Kreisforstamt, der Jägerschaft, der Wildnisschule Schaumburg, dem Verein Niedersächsicher Bildungsinitiativen (VNB) und dem bundesweiten Programm „Bildung trifft Entwicklung“ (BtE). Die Kosten des Projekts wurden von Schule und BtE getragen. Kultusministerium unterstützt Projekt: Neben diesen Organisationen unterstützt auch das niedersächsische Kultusministerium das Projekt. Selbstverständlich tragen es auch das gesamte Schlosspark-Kollegium, der Schulvorstand und die Gesamtkonferenz mit. „Zusammenarbeit – nur so kann so etwas funktionieren“, betont Liebelt. Weiterlesen: Darum sollte „Glück“ auf dem Stundenplan stehen

Projekt mit Kreisforstamt - Schule Am Schlosspark setzte Unterrichtsfach "Glück" auf den Lehrplan