So läuft der Stadthäger Wochenmarkt mit abgespecktem Angebot

Im wieder eröffneten WEZ an der Bahnhofstraße sehen die Stadthäger Marktbeschicker keine Konkurrenz – mit einer Ausnahme. Blumenhändler Holger Hochmuth ist sauer, und er versteht es nicht: Im Supermarkt dürfen frische Blumen angeboten werden; er darf das laut niedersächsischer Corona-Verordnung vom 15. Dezember auf dem Wochenmarkt nicht. In Nordrhein-Westfalen und in Hessen sei es hingegen erlaubt. „Das gibt es doch gar nicht“, zitiert Hochmuth seine Kunden. Er habe überall versucht, eine Erklärung für das Blumen-Verkaufsverbot zu erhalten, habe sogar im Sozialministerium angerufen, aber auch dort nur gehört, es sei eben so. Der Meerbecker fühlt sich benachteiligt. Er sieht im Hinblick auf das florale Geschäft: „Die Supermärkte rüsten richtig auf.“ Dem Blumenhändler bleibt indes der Verkauf von Kartoffeln, Eiern und Vogelfutter. Immerhin: In seinem Geschäft in Meerbeck können Blumen bestellt werden. Bunt und üppig ist das Angebot an den Obst- und Gemüseständen. Die Orangen leuchten an der Ecke Marktstraße/Klosterstraße. Seit drei Jahren schlägt hier der Nienstädter Jeton Nosha seinen Stand auf. Er findet den Wochenmarkt unter den Restriktionen der Pandemie verhältnismäßig gut besucht. Eine Abschwächung seines Geschäftes durch die Wiedereröffnung des WEZ sieht der Nienstädter Gemüsehändler nicht. Allgemein seien halt die Preise für Obst und Gemüse in den Supermärkten oft niedriger als auf dem Wochenmarkt. Dafür biete er seinen Kunden persönliche Beratung, kaufe seine Ware selbst im Großmarkt und probiere die Produkte. Und ein ganzes Netz Orangen muss man bei ihm auch nicht kaufen. Corona: Das sagen Marktbesucher in Stadthagen zu Infektionszahlen und Maskenpflicht Keine Einnahmen: Wie ein Solariumbetreiber aus Stadthagen im Lockdown leidet Verbindungsstraße in Stadthagen soll privatisiert werden Neben dem Erwerb von frischen Produkten für Kühlschrank und Kochtopf bietet der Wochenmarkt die Möglichkeit, mal bekannte Gesichter außerhalb des Familienkreises zu sehen. Auf Abstand und mit Maske sind immer wieder Marktbesucher im Gespräch zu sehen. Das ist für den kontrollierenden Polizeibeamten Carsten Köller in Ordnung, das falle unter „Gespräche im Marktgeschehen“. Verboten hingegen sind geplante Treffs mit vielen Leuten und das Trinken von Alkohol. Ein gutes Bier oder ein kräftiger Wein, das passt am heimischen Tisch zur Landkrakauer oder zur schlesischen Glogauer, polnischen Wurstspezialitäten, die häufig über die Wagentheke der Nikolaj Wurstwaren GmbH aus Lehrte gehen. Mitarbeiter Krzysztof Gadinowski sieht keinen Rückgang im Lockdown. Er freut sich über seine Stammkundschaft und habe außerdem neue Käufer gewonnen. Die Leute hätten Langeweile, könnten kaum irgendwo hin und so kämen sie an den Wagen, „um was Leckeres zum Essen zu kaufen“. Ellen David hingegen blickt ihrer Stammkundschaft traurig hinterher. An ihrem Grillwagen stehen kein Tisch und kein Stuhl. Currywurst und Königsberger Klopse kann die Stadthägerin, die seit Jahrzehnten vom Wochenmarkt nicht wegzudenken ist, nur zum Mitnehmen anbieten. Der Verzehr am Stand ist verboten. Alles sei auf Abstand. „Es ist so wenig geworden“, beschreibt die 64-Jährige ihren Verkauf. Nein, es mache derzeit keinen Spaß. Aber aufgeben will sie nicht, will mit ihrem Wagen weiterhin auf den Wochenmarkt kommen. Nur wenn es noch richtig Eis und Schnee geben sollte, „dann bin ich weg.“ Von Vera Skamira