Stadthäger Bürgermeister und Fraktionsspitzen äußern sich zu Knoche-Kritik

Das Fehlen einer „schlüssigen Zukunftsstrategie“ hatte der Stadthäger Unternehmer und Augenarzt Dr. Michael Knoche auf dem Neujahrsforum der Volksbank Hameln-Stadthagen beklagt. Mit seinen einzelnen Kritikpunkten hat diese Zeitung die Fraktionsvorsitzenden des Rates, Jan-Philipp Beck (SPD/ Grünen/ FDP), Heiko Tadge (CDU) sowie Bürgermeister Oliver Theiß konfrontiert. Dabei äußerte Theiß deutlich sein Unverständnis über Knoches Vorgehen, seine Kritik in einem „so exponierten Forum“ zu äußern, ohne vorher das Gespräch mit ihm gesucht zu haben. Bürgermeister und Fraktionsspitzen reagieren auf Kritik: Es fehle ein „belastbares Konzept“, wie die Verluste durch des anstehenden Faurecia-Weggangs kompensiert werden sollen. Die Mehrheitsgruppe setze sich laut Beck seit Jahren dafür ein, weitere Industrie- und Gewerbeflächen in städtische Hände zu nehmen, um bei Anfragen von Investoren schnell handeln zu können. Ein positives Beispiel dafür sei die Erweiterung von Klocke & Lingemann. Die SPD wäre bereit, so Beck, in Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaftsförderung zu investieren, um die Stadt zukunftsfähig aufzustellen. Eine vorausschauende Flächenvorratspolitik, die Verbesserung der Rahmenbedingungen für kleinere und mittlere Unternehmen und die Ausrichtung auf Digitalisierung seien die Eckpfeiler. Trotz Haushaltslage Gewerbesteuerhebesatz seit Jahren stabil: Weitere wichtige Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung sind aus Sicht der Mehrheitsgruppe angemessene Gewerbegrundstückspreise und entsprechende Preisabschläge für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Zudem sei trotz der angespannten Haushaltslage der Gewerbesteuerhebesatz seit Jahren stabil gehalten worden. Mehr zum Thema: Bürgermeister Oliver Theiß kämpft gegen negatives Image von Stadthagen Für Bürgermeister Theiß ist die Kritik „unverständlich“. Die Wirtschaftsförderung verfolge bereits seit geraumer Zeit eine langfristig angelegte Zukunftsstrategie. „Ohne die Kernbereiche Bestandspflege und Ansiedlungen zu vernachlässigen, wird zur Zeit ein Umfeld geschaffen, in dem sich innovative und kreative Unternehmen, vorzugsweise auch Neugründungen, in Stadthagen ansiedeln und damit mittel- bis langfristig für eine Belebung der Konjunktur sorgen sollen.“ Ein Ziel: Für Stadthagen Alleinstellungsmerkmal schaffen: Mit dem Gründerwettbewerb, dem Coworking Space, im Kompetenznetzwerk, dem Projekt „Living-Care-Lab“, dem Projekt „Business Angels“ seien bereits wichtige Schritte unternommen worden. Ziel der Strategie sei es, für Stadthagen ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen, dass zu einem Standortvorteil führt. CDU-Fraktionsvorsitzender Tadge formuliert seine Antwort kurz und prägnant: „Dem muss ich leider zustimmen.“ Es gebe zwar personell eine gute Wirtschaftsförderung in der Verwaltung, aber sobald – wie bei Faurecia – fachbereichsübergreifende Themen mit strategischer Ausrichtung zu behandeln sind, sei die Führung und Taktung durch den Bürgermeister gefragt. Es fehle eine „zusammenhängende Entwicklung von Wohnarealen“. Diesen Kritikpunkt können weder Theiß noch Tadge nachvollziehen. So weist der Bürgermeister darauf hin, dass im vergangenen Jahr 63 neue Wohneinheiten geschaffen worden seien. „Wir haben als Antwort auf die steigende Nachfrage das Baugebiet ,An der Sandkuhle II‘ für rund 50 weitere Ein-und Zweifamilienhäuser geschaffen.“ Ein weiteres, kleineres Baugebiet ist das Gelände „Südlich des Tulpenweges“. Mit den Projekten an der Krummen Straße und der Klosterstraße werde die Wohnbebauung in der Innenstadt gestärkt. Zudem gebe es bereits Pläne für die Schaffung weiterer Baumöglichkeiten. „Dieses Jahr wird ein Wohnraumversorgungskonzept beauftragt, das die weitere Stadtentwicklung ebenfalls beeinflussen wird.“ All diese Bemühungen dienten der Erreichung des Ziels, Stadthagen als „attraktiven Wohnort im zweiten Speckgürtel von Hannover“ zu etablieren. Blick auf die Entwicklung: „Es gibt weiteres Potenzial.“: Für Tadge steht fest: „Es gibt weiteres Potenzial.“ Mit Blick auf die Entwicklung weiterer Wohnquartiere in der Kernstadt sei auch der Bereich nördlich der Bahnstrecke in die Überlegungen einzubeziehen. Hier würde sich auch ein interkommunales Wohngebiet in Zusammenarbeit mit der Samtgemeinde Niedernwöhren entwickeln lassen. „Parallel dürfen wir aber auch mögliche Lückenschlüsse und Nachnutzungen nicht aus dem Auge verlieren.“ Neben den bestehenden Baulücken, werde auch immer wieder Wohnraum frei werden, der derzeit noch von älteren, häufig allein lebenden Menschen genutzt wird und in naher Zukunft auf dem Markt verfügbar sein wird. Zum Weiterlesen: SMS fordert: Stadthäger Marktplatz zuerst sanieren - Beschluss "völlig unsinnig" Baugebiet „Wahlmanns Tor“ in Enzen wieder aktiviert: Erst kürzlich habe die SPD vorgeschlagen, das stillgelegte Baugebiet „Wahlmanns Tor“ in Enzen wieder zu aktivieren. Letztlich müsse aber auch berücksichtigt werden, dass unbegrenztes kleinteiliges Ausweisen von Baugebieten in Anbetracht der knappen Land-Ressourcen auch vor dem Hintergrund des Klimaschutzes nicht anzustreben sei, so Beck. Bauvorhaben sollten daher auch als mehrgeschossige Einheiten mit vielen Wohneinheiten für ältere, teils pflegebedürftige Bürger verstärkt geplant und möglichst durch die Kreiswohnbau oder hiesige Privatinvestoren sozialverträglich umgesetzt werden. Auf die vielen Leerstände in der Innenstadt werde nur „mit halbherzigen Lösungen“ reagiert. Dass Stadt und Politik in diesem Punkt wenig Einfluss hätten, da sind sich die Parteien und der Bürgermeister einig. „Die Leerstände sorgen mich als Bürgermeister und die gesamte Ratspolitik natürlich auch. Es kann aber gar nicht oft genug betont werden, dass es sich hierbei nicht um ein stadthagenspezifisches Problem handelt. Mit dem Vorwurf von ,halbherzigen Lösungen‘ kann ich nichts anfangen, da er mir viel zu pauschal ist.“ Die Verwaltung sei bereits seit Jahren im Austausch mit Maklern, Immobilieneigentümern, Projektentwicklern und Handelsunternehmen, die die Möglichkeit haben, uns bei der Beseitigung der Leerstände zu unterstützen. Eine Initiative, um Leerstände füllen: Hier verweisen alle auf den Gründerwettbewerb „Start Stadthagen“ – eine Initiative, um Leerstände füllen. Alle Parteien sind sich einig, dass eine veränderte Nutzung frei werdender Immobilien durch zentrumsnahes Wohnen offensiv verfolgt werden sollte. Das in diesem Jahr neu beauftragte Einzelhandelskonzept werde ebenfalls Antworten auf die zukünftige Entwicklung des Einzelhandels in Stadthagen geben, ist Theiß überzeugt. von Mira Colic Auch interessant: Stadthagen im Sparzwang: Das alles wird im Haushalt gestrichen

Kritik an Stadthagen - Stadthäger Bürgermeister und Fraktionsspitzen äußern sich zu Knoche-Kritik