Stadthäger geht FBI ins Netz: Mehr als 8500 Kinderpornos gesammelt

Aus reiner Neugier will ein Stadthäger (57) im Internet mehr als 8500 Dateien mit Kinderpornos heruntergeladen haben. Kai Oliver Stumpe, Richter am Amtsgericht Stadthagen, glaubt das nicht. Stumpes Begründung: „Die Dateien waren nach vier Jahren immer noch nicht gelöscht, sondern auf verschiedenen Medien gespeichert. Deshalb liegt der Schluss nahe, dass sie durch Betrachten genutzt worden sind.“ Außerdem habe sich der Stadthäger auf einer Plattform im Darknet registrieren lassen und zur Abmeldung diverse Schritte absolviert. Das Darknet ist der verborgene Bereich des Internets. Freiheitsstrafe von vier Monaten auf Bewährung: Verurteilt hat das Amtsgericht den 57-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von vier Monaten auf Bewährung. Damit die Entscheidung nicht bloß auf dem Papier steht, soll der Angeklagte 1000 Euro Bußgeld zahlen. Für Bewährung spricht aus Sicht Stumpes, dass die Tat schon länger zurückliege und das Strafverfahren dem Angeklagten bereits Warnung genug gewesen sei. Außerdem ist er bisher nicht vorbestraft. 8582 Kinderpornos: Im Januar 2019 waren bei dem Stadthäger auf verschiedenen Speichermedien 8582 Kinderpornos gefunden worden – ausschließlich Bilder, keine Filme. Zuvor hatte die US-Bundespolizei FBI mit der groß angelegten „Operation Pacifier“ (übersetzt: ,,Schnuller‘‘) einen Kinderpornoring ausgehoben. Weltweit wurden dabei rund 900 Verdächtige festgenommen, 370 davon in Europa. Fast 300 sexuell missbrauchte Kinder konnten identifiziert und gerettet werden. FBI-Ermittler setzen Schadsoftware ein: Nachdem es gelungen war, den Administrator des Netzwerkes „Playpen“ („Laufstall“) festzunehmen, übernahm das FBI die Kontrolle über den Server und die Seiten. Dabei setzten die Ermittler Schadsoftware ein. Besucher der Internetseite wurden gehackt, um sich auch in deren Computern einzunisten. Ein ähnlicher Fall: Nach sexuellem Missbrauch am eigenen Sohn: Pädagoge zieht vors Landgericht Bückeburg „Playpen“ war eine der weltweit größten Kinderporno-Plattformen. Auf das Netzwerk hatten fast 150000 Nutzer Zugriff. Kinderpornos wurden in einem abgeriegelten Forum ausgetauscht, das nur Mitgliedern zugänglich war. Der Gründer der Website, ein damals 58-jähriger Mann aus Florida, ist in den USA zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Europol ermittelt in Europa: 57-Jähriger habe Daten aus Neugier runtergeladen: Europol koordinierte die Ermittlungen in Europa. Beweise und verdächtige Adressen gingen in Deutschland an das Bundeskriminalamt (BKA). Eine von vielen Spuren führte zum Rechner des jetzt angeklagten Stadthägers. „Ich habe mich 2015 im Darknet bewegt und aus Neugier die Dateien runtergeladen“, erklärte der 57-Jährige jetzt vor Gericht. Er behauptete, sich nicht alle Kinderpornos angesehen zu haben. Mehr aus Stadthagen: Jugendliche Joggerin brutal in Probsthagen überfallen: Hinweise bislang ohne Treffer "Pädophile Neigungen habe ich nicht“: „Ich wollte sie irgendwann löschen, bin aber nicht dazu gekommen“, versicherte der Stadthäger. „Es war eine Dummheit, die ich sehr bedaure.“ Auf die Frage, warum sich die Dateien auf verschiedenen Speichermedien befunden hätten, antwortete der Mann: „Sie sind irgendwie rübergerutscht. Ich kann es mir nicht erklären. Pädophile Neigungen habe ich nicht.“ Während Staatsanwalt Nils-Holger Dreißig von einer „enormen Anzahl“ spricht, hat Volkmar Wissgott, der Anwalt des Angeklagten, „schon in Fällen verteidigt, wo es in die Hunderttausende ging“. Der Verteidiger wies darauf hin, dass sich 8582 nach viel anhöre. Die Dateien seien jedoch komprimiert gewesen. Tatsächlich habe sich sein Mandant „innerhalb eines Monats einige wenige Male“ Dateien heruntergeladen oder im Internet schicken lassen. ly Zum Weiterlesen: Stadthäger Lehrer in U-Haft: "Das Vertrauen ist erschüttert"

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