Stadthäger geht mit Messer auf Nachbarn los - Sicherungsverfahren beginnt

Er glaubt fest an eine groß angelegte Verschwörung. Nach seiner Überzeugung stecken Polizei, Justiz und der Landkreis Schaumburg dabei mit dem Assad-Regime unter einer Decke. Ein Arzt vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Landkreises hält den Syrer für „schwer krank“. Einem Gutachten zufolge leidet der Patient an paranoider Schizophrenie. Staatsanwältin Karin Dubben sieht in ihm eine Gefahr für die Allgemeinheit. In einem Sicherungsverfahren, das jetzt vor dem Landgericht in Bückeburg begonnen hat, verfolgt die Anklagebehörde deshalb das Ziel, den Beschuldigten in der geschlossenen Psychiatrie unterzubringen. Bestraft werden kann er voraussichtlich nicht. Ständige Bedrohung für Nachbarn und Mitmenschen: Durch seinen Wahn ist der Kranke offenbar zur ständigen Bedrohung für Nachbarn und andere Menschen geworden. Auf einen Mann ist der 51-Jährige im September 2019 ohne Grund losgegangen. Er soll versucht haben, dem Nachbarn ein Messer in den Bauch zu stechen. Dieser konnte die Stiche jedoch abwehren, wobei er leicht an der Hand verletzt wurde. Lesen Sie auch: Unbekannter schlägt Kind auf Schulhof in Bad Nenndorf ins Gesicht „Ich hätte tot sein können, aber das hat er nicht geschafft“, sagt das Opfer. An den Folgen leidet der 42-Jährige bis heute. „Ich fühle mich seitdem nicht mehr sicher und denke immer, dass jemand von hinten kommt.“ In jenem Wohnquartier im Nordwesten der Kreisstadt, wo der Syrer damals gelebt hat, waren zuletzt viele schlecht auf ihn zu sprechen. „Er hat immer versucht, uns zu ärgern“, erzählt der Nachbar. So soll der 51-Jährige Eier auf Balkone geworfen oder mit einem Stock gegen die Wohnungstüren der anderen Hausbewohner geschlagen. Darum geht es vor Gericht allerdings nicht. Auf Opfer eingestochen und siebenmal mit Stock geschlagen: Insgesamt werden dem Beschuldigen vier Taten zur Last gelegt. Im Februar 2020 soll er auf ein weiteres Opfer eingestochen und außerdem mindestens siebenmal mit einem Stock zugeschlagen haben, bis der Mann zu Boden ging. Aus der Antragsschrift geht hervor, dass das Opfer in diesem Fall eine Schnittwunde am Oberarm mit Verletzung des Nervs erlitten hat, wodurch zwei Finger der rechten Hand nahezu vollständig gelähmt sind. Zum Weiterlesen: Einbrecher steigen in Gartenlauben am Krummen Bach in Stadthagen ein In anderen Fällen bedrohte der Syrer einen Mann mit dem Tode oder reagierte sich an einem Auto ab, indem er auf den Wagen einstach und dagegen trat. „Mein Mandant räumt die Tatvorwürfe ein“, erklärte Verteidiger Lars Hinners zum Prozessauftakt. Ob die Krankheit des Beschuldigten mit traumatischen Erlebnissen in seiner Heimat zusammenhängt, muss das Gericht klären. Richter Antonius Hüntemann, Vorsitzender der 1. Großen Strafkammer, hat fünf Sitzungstage anberaumt, elf Zeugen und als Sachverständigen einen Psychiater geladen. Das Urteil soll Mitte Januar verkündet werden. Von dem Beschuldigten geht zurzeit übrigens keine Gefahr aus, denn er ist bereits vorläufig in der Psychiatrie untergebracht. ly