Stadthagen: Bio-Pionier Jens Thieme liefert seit 20 Jahren Gemüsekisten aus

Jens Thieme hat miterlebt, wie bei immer mehr Verbrauchern das ökologische Bewusstsein erwachte. Seit gut 20 Jahren liefert er „Biokisten“, gefüllt mit Obst und Gemüse. Schon im Studium beschäftigte sich der Agrar-Ingenieur mit dem Thema. Heute hat sein kleines Nischengeschäft knallharte Konkurrenz von großen Supermarktketten. Markt wandelt sich in Richtung Bio-Produkte: In den vergangenen Jahren hat sich das Geschäft deutlich gewandelt, sagt Thieme. Die Nachfrage ziehe immer mehr an. „Das spiegelt sich auch im Sortiment der Supermärkte wieder.“ Wo vor wenigen Jahren kaum Bio-Produkte zu finden waren, steht jetzt eine Vielzahl – als fester Bestandteil im Sortiment. „Das ist natürlich Konkurrenz, mit der wir preislich nicht mithalten können“, räumt der Händler ein. Gemüsehändler arbeitet mit einfachem Konzept: Online bestellen und am nächsten Tag frisch bekommen, das ist das Konzept des Händlers aus Stadthagen. „Bio bringt‘s“ nennt Thieme das. Bei der Qualität fürchte er den direkten Vergleich mit den Supermärkten nicht. Allgemein freut es Thieme sehr, dass sich immer mehr Leute für Bio entscheiden. Die Idee, das Obst und Gemüse mit einem Lieferservice zu verkaufen, entstand „so nebenbei“. Damals arbeitete der Diplom-Agrar-Ingenieur bei einer Bioland-Erzeuger-Gemeinschaft in Wunstorf. „Ich habe dort früher schon für Familie und Freunde Großeinkäufe erledigt und nach Hause gebracht“, erinnert sich Thieme. Da sei ihm die Idee gekommen. Dazu: Es brummt ökologisch: Freilandeier sind die Spezialität des Geflügelhofs Böse Brummershop „Bio bringt’s“ seit 1997: Seit Jahr und Tag mache er sich für Bio stark, schon seit seiner Studentenzeit. Mittlerweile hat er sich einen engen Kreis von befreundeten Bio-Erzeugern aufgebaut. „Man kennt sich schon jahrelang. Sein „Bio bringt’s“ gibt es seit 1997. Thieme liefert individuell oder im Abonnement bestellte Kisten. Er beschäftigt sechs Mitarbeiter, die Bestellungen aufnehmen, packen und ausliefern. Regionalität und Saisonalität: Auch Regionalität ist ein großer Punkt. „Ich würde mich, im direkten Vergleich, immer für das Produkt aus dem Umland entscheiden“, sagt Thieme. „Auch wenn man dafür tiefer in die Tasche greifen müsste.“ Auch Saisonalität sei wichtig. Bestimmtes Gemüse gebe es eben nur zu bestimmten Zeiten. Auch interessant: Sachsenhägerin bringt mit Online Shop ein neues Bewusstsein aufs Land Einige seiner Obst- und Gemüsesorten sind in dieser Region aber nicht heimisch. „Banane ist das Lieblingsobst der Leute. Dass die hier nicht wächst, ist klar.“ Solche Produkte bezieht Thieme von einem Großhändler. Corona fördert das Geschäft: Gerade in der Corona-Krise sei das Geschäft durch die Decke gegangen, so Thieme. Im März und April, zu Beginn des Lockdowns, konnte sich Thieme vor Bestellungen kaum retten. „Die Leute wollen mit der Maske nicht einkaufen gehen, davon profitieren wir.“ Eine kontaktlose Übergabe funktioniert hier reibungslos. Für die Zukunft hat der Bio-Pionier noch einiges vor: Die Homepage soll aktualisiert und mit Bildern aufgefrischt werden. Eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre teilt er sich mit zahlreichen Händlern, Handwerkern und Dienstleistern: einen passenden Nachfolger finden. Thieme ist 60. „Es wäre schade, wenn der Laden mit mir aufhört.“ von Luisa Wellenbrock