Stadthagen: So soll der Schlossgarten umgestaltet werden

Den Erhalt als gartenhistorisches Denkmal zu verbinden mit einem Parkgelände für multifunktionale Nutzung – das ist der Kernpunkt des „Pflege- und Entwicklungskonzeptes“ für den Schlossgarten. Dieses wurde vom damit von der Stadt beauftragten Landschaftsarchitektur-Fachbüro „freiraum forum“ (Hannover) in der gemeinsamen Video-Sitzung des Bau- und des Umweltausschusses vorgestellt. Die genannte Kompromisslinie stieß bei den Politikern auf einhellige Zustimmung. Die „überregional bedeutende Gartenanlage“, so Petra Schoelkopf vom Fachbüro, enthalte Elemente der Weserrenaissance, des Barock und der Nachkriegsmoderne. Die „historische Substanz der einzelnen Zeitschichten“ solle erhalten und gepflegt werden: „Die überkommene Aussagekraft des Objekts gilt es zu wahren und angemessen zu präsentieren.“ Spielplatz könnte ausgeweitet werden: Dieser Aspekt ist in dem 95 Punkte umfassenden Maßnahmenplan entsprechend berücksichtigt. So soll das historische Wegenetz „als ästhetischer Genuss“ auf jeden Fall unverändert erhalten bleiben. Dabei sollen nach den Worten von Schoelkopf die wasserableitend zu gestaltenden Wege tiefer gelegt werden, um die heute bei starkem Regen auftretenden Pfützenbildungen auf den Rasenflächen zu vermeiden. Die Teichmauer solle nach historischem Vorbild rekonstruiert und das Ufer der Hülse wiederhergestellt werden. Denkbar sei die Schaffung von grachtenartigen Gräben am Rand des Schlossgartens, wie es zu Zeiten des Barock üblich war. Im Süden sei die Anlage einer Grotte, ebenfalls nach Vorbild des Barock, wünschenswert. Lesen Sie auch: Schlossgarten-Konzept: Umgestaltungsplan soll im Sommer vorliegen Gleichzeitig enthält der Maßnahmenkatalog etliche Vorschläge zur multifunktionalen Nutzung des Schlossgartens. So könne der Spielplatz ausgeweitet werden, nannte Schoelkpof Beispiele. Einige Teilareale würden sich als Flächen für Veranstaltungen eignen. Das frühere Gärtnerhaus (heute ein Wohnhaus) könne als Informationszentrum plus Biergarten umgestaltet werden. Der südliche Bereich des Schlossgartens eigne sich gut für die Sportnutzung, unter anderem für den Boule-Sport. Hier könnten Angebote für den Sport noch ausgeweitet werden. Neupflanzung der Allee muss schnell passieren: Rasch fortgesetzt werden müsse die Neupflanzung der Allee, so die Landschaftsarchitektin, da die Kastanien abgängig sind. Ersetzt werden sollen sie durch Bäume, die besser mit dem Klimawandel zurechtkommen, also etwa Linden, ungarische Eichen und Esskastanien. Wie Schoelkopf berichtete, hat die Stadt beim Bundesförderprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ aus dem Energie- und Klimafonds einen Antrag auf finanzielle Förderung gestellt. Die Gesamtkosten für sämtliche Maßmahmen des Pflege- und Entwicklungskonzeptes wurden dabei auf 3,4 Millionen Euro taxiert. Bei dem Programm gelte eine Förderquote von 90 Prozent. „Was wir von dem Konzept wann umsetzen können, wird maßgeblich davon abhängen, wie viel Fördergeld wir bekommen“, stellte Bauamtsleiterin Mei-Ing Ruprecht klar. Historischer Charakter bleibt erhalten: Das Pflege- und Entwicklungskonzept soll im April noch mit betroffenen Vereinen sowie dann öffentlich auf einer Bürgerversammlung diskutiert werden. Anregungen von dort werden gegebenenfalls in das Konzept eingearbeitet. Im Frühsommer soll dieses dann vom Rat verabschiedet werden. Heiko Tadge (CDU) würdigte, dass es mit dem Konzept gelungen sei, den Erhalt des historischen Charakters mit Nutzungsmöglichkeiten für die Bürger zu verbinden: „Das ist das, was die Politik schon seit Längerem will.“ Dem stimmte Thomas Pawlik (SPD) zu: „Es soll kein reines Denkmal sein, sondern ein Park für die Bevölkerung.“ Rolf Rösemeier-Tietjen (Grüne) lobte ebenfalls die Kompromisslinie. Jürgen Burdorf (WIR) betrachtete das Konzept „als gute Grundlage für den weiteren Umsetzungsprozess“. von Stefan Rothe