Stadthagen: Startschuss für Bauprojekt "Zeitlos-Wohnen" ist gefallen

Erste sichtbare Schritte bei einem für die Kreisstadt bisher einmaligen Wohnbauprojekt: Auf dem 4800 Quadratmeter großen Areal im Eckbereich Lauenhäger Straße /Nordwall wird seit einigen Tagen gerodet, bald erfolgt der Abriss eines Altbaus. Entstehen soll an dieser Stelle ein dreigeschossiger Gebäudekomplex mit 21 Wohnungen. Bauherrin ist die Genossenschaft „Zeitlos – Wohnen und Leben im Quartier eG“ – in Stadthagen ein Modell mit Alleinstellungsmerkmal. Zielgruppe: Personen ab 50: Die Genossenschaft zählt nach Angaben von Geschäftsführer Bernd Hellmann bislang 26 Mitglieder. Von den 21 Wohnungen seien bereits zwei Drittel vergeben. „Wir freuen uns auf weitere Interessenten“, fügt Co-Geschäftsführer Eberhard Koch hinzu. Die Wohnungen sollen im Besitz der Genossenschaft bleiben, sie werden vernietet. Mieter müssen Mitglied der Genossenschaft werden und dieser pro angemieteten Quadratmeter 1000 Euro in Form eines zinslosen Darlehens als Einlage geben. Zielgruppe des Wohnprojekts sind Personen über 50 Jahre, „es ist letztlich ein Senioren-Wohnprojekt“, wie Perdita Berg, Vorsitzende des Aufsichtsrats, präzisiert. Möglich sei aber auch, dass ein Lebenspartner jünger als 50 Jahre ist. Grundidee ist eine Wohnform in nachbarschaftlichem Miteinander, „kein anonymes Nebeneinander her wohnen“, so Berg. Die Mieter sollen „aufmerksam aufeinander sein, sich gegenseitig unterstützen und sich im Blick haben“. Auch an die Möglichkeit gemeinschaftlicher Aktivitäten ist laut Berg gedacht. So könne es beispielsweise eine Garten-, eine Koch- und eine Yoga-Gruppe geben. Im inneren Bereich des Areals wird ein einstöckiges Gebäude mit einem großen Gemeinschaftsraum und einer Terrasse für gemeinsame Aktivitäten geben. Die Hintergründe: Wohnbau-Projekt der neuen Art Wohnungen zwischen 60 und 100 Quadratmeter groß: Die Gesellschaftsform der Genossenschaft garantiere die demokratische Mitwirkung aller Mieter, betont Koch. Über die Aufnahme neuer Mieter entscheide der Vorstand, dem ein Belegungsausschuss beisteht. Es sei ein Kriterienkatalog für die Aufnahme erarbeitet worden. Das Motto der Wohnform laute „gemeinschaftlich, selbstbestimmt, zentrumsnah und umweltbewusst“. Der L-förmige Gebäudekomplex wird nach Angaben von Hellmann über eine Gesamtwohnfläche von 1700 Quadratmeter verfügen. Die Wohnungen sind zwischen 60 und 100 Quadratmeter groß. „Die Architektur orientiert sich an der gemeinschaftlichen Wohn –und Lebensidee und bietet zugleich genügend Gestaltungsspielraum für die individuellen Bedürfnisse der Bewohner“, erläutert Berg. Bauantrag soll zeitnah gestellt werden: Über ein zentral gelegenes Treppenhaus mit einem rollstuhlgerechten Aufzug und überdachte Laubengänge werden alle Wohnungen barrierefrei zu erreichen sein. Alle Wohnungen verfügen über einen Balkon. Im hinteren Bereich wird das Areal eine große, parkähnliche Grünfläche aufweisen. Erdwärme soll den Hauptanteil der Energie liefern. Die Genossenschaft hat derzeit beim Architekten die Details- und Ausführungsplanung sowie die Vorbereitung des Bauantrags in Auftrag gegeben. Dieser soll laut Hellmann „zeitnah“ gestellt werden. Fertigstellung 2023 möglich: Mit Blick auf eine zügige Baugenehmigung sind die Genossenschaftler zuversichtlich, da das Projekt schon im Vorfeld eng mit dem Bauamt abgestimmt sei. „Wir erwarten keine Probleme, die nicht auszuräumen wären“, unterstreicht Koch. In zwei Sitzungen des Bauausschusses war zudem eine breite politische Unterstützung für das Projekt deutlich geworden. Lesen Sie auch: Nächster Schritt: Bebauungsplan für "Zeitlos-Wohnen" in Stadthagen wird öffentlich ausgelegt „Dass das Projekt so positiv aufgenommen wird, freut uns sehr“, zeigt sich Berg zufrieden. Hellmann rechnet mit einem Baubeginn noch in diesem Jahr, die Fertigstellung ist für die erste Jahreshälfte 2023 anvisiert. Die Genossenschaft investiert nach Angaben der Geschäftsführer „gut fünf Millionen Euro“ in das Projekt. von Stefan Rothe