Stadthagen: Streit zwischen Jugendlichen schwelt schon lange

Die Hintergründe der Ausschreitungen zwischen Dutzenden Jugendlichen in der Innenstadt sind nahezu geklärt. Die Polizei ist nach eigenen Angaben sicher, dass in der Nacht Mitte Juli eine Gruppe junger Türken und Kurden mit einer Gruppe Flüchtlinge in Streit geraten waren. Wie Polizeisprecher Axel Bergmann mitteilt, liegt nun der Bericht der extra gegründeten vierköpfigen Arbeitsgruppe vor. Aus diesem werde auch deutlich, dass es in der Nacht auf den 19. Juli tatsächlich keine Massenschlägerei gab, sondern einen lautstarken Streit zwischen beiden Parteien. Die Erkenntnis haben die Beamten aufgrund einer Aussage eines Zeugen. „Der war mit vor Ort und hat sehr glaubwürdige Angaben zum Verlauf des Konfliktes gemacht“, erläutert der Behördensprecher. Alle weiteren überprüften Personen schweigen zu dem Vorfall. Doch 40 statt 100 Jugendlicher: Wie berichtet, hatte ein Augenzeuge gegen 1.30 Uhr den Notruf gewählt und eine Massenschlägerei im Bereich des Schlossparks gemeldet. Umgehend rückte die Polizei aus. Aufgrund der gemeldeten Personenzahl – etwa hundert – riefen die Verantwortlichen alle Schaumburger Dienststellen sowie Kräfte aus Hameln-Pyrmont, Nienburg sowie einen Mannschaftszug der Bereitschaftspolizei aus Hannover nach Stadthagen. Auch Polizeihunde waren vor Ort. Bergmann spricht von 13 Streifenwagen. Laut Abschlussbericht gehen die Ermittler tatsächlich von 40 Jugendlichen aus. Warum der Augenzeuge von hundert Personen gesprochen hat, ist unklar. Möglicherweise lag es an der unübersichtlichen Situation. Eine Anwohnerin bestätigte nach Polizeiangaben, dass etwa 40 Personen lauthals schreiend aneinandergeraten waren. Tatort war nach Erkenntnis der Beamten auch nicht der Hof der Schule am Schlosspark, sondern der Bereich hinter dem Finanzamt. Alkohol im Spiel: Wie Bergmann weiter mitteilt, gab es offenbar keine körperliche Auseinandersetzung – bis auf etwas Geschubse. Das ist auch die Aussage des jungen Mannes, der gegenüber der Polizei ausgesagt hat. Demnach waren etwa 15 Jugendliche mit türkischen und kurdischen Wurzeln im Park, als eine Gruppe von Flüchtlingen dazu kam. Die Beteiligten hatten Alkohol getrunken. Im weiteren Verlauf entstand die lautstarke Auseinandersetzung. Wie der Szenenkundige jetzt gegenüber den Beamten mitgeteilt hat, schwelt schon seit Längerem ein Konflikt zwischen beiden Parteien. Bereits 2019 ähnliche Auseinandersetzung: Der Vorfall lässt Erinnerungen an die Massenschlägereien wach werden, die im Februar 2019 für Schlagzeilen gesorgt hatten. Seinerzeit waren ebenfalls eine Gruppe von Flüchtlingen mit einer Gruppe von Türken und Kurden – allesamt Jugendliche – aneinandergeraten. Tatort damals war der Bereich um die Obernstraße. Anders als aktuell, registrierte die Polizei bei den Ausschreitungen Verletzte. Bereits 2019 ähnlicher Vorfall: Wieder Schlägerei in Stadthäger Innenstadt Auch wenn es nun zu keinen gewaltsamen Übergriffen zwischen den Beteiligten kam, beide Vorgänge weisen Übereinstimmungen auf – Altersstruktur und Migrationshintergrund. Ob es sich allerdings um dieselben Personen handelt, konnte Bergmann nicht sagen. Konflikt muss beobachtet werden: Nur so viel: „Auch wenn es dieses Mal keine Massenschlägerei war, entwickelt sich offenkundig eine Art Subkultur beziehungsweise ein Konflikt, der genau beobachtet werden muss“, betont der Polizeisprecher. „Da sind jetzt die Stadtverwaltung und die Arbeiterwohlfahrt am Zug.“ Diesen Streit zu lösen, könne nicht Aufgabe der Polizei sein. „Immerhin müssen wir auch unser eigenes Leben schützen.“ Axel Bergmann , Sprecher Polizei Nienburg/Schaumburg Dass der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe nun ein anderes Bild der Lage zeigt, als erst bekannt gegeben, begründet Bergmann mit der unübersichtlichen Situation in der Nacht. Immerhin seien der Polizei hundert prügelnde Personen gemeldet worden. „Als der erste Wagen eingetroffen ist, sind die Jugendliche in alle Himmelsrichtungen davongelaufen“, erläutert Bergmann. Verstärkung nicht notwendig aber richtig: Die Unterstützung der anderen Kommissariate hinzuzurufen und sogar die Bereitschaftspolizei aus Hannover und Kollegen aus Minden anzufordern, sei auf Grundlage der Erstmeldung ebenfalls richtig gewesen. „Bei der Personenzahl ist klar, dass wir da nicht mit einem Streifenwagen hinfahren“, sagt Bergmann. „Immerhin müssen wir auch unser eigenes Leben schützen.“ Gleichwohl: Wäre von vornherein klar gewesen, dass es sich um 40 Jugendliche handelt, wäre die Verstärkung aus Hannover, Hameln und Minden nicht angefordert worden. Mehr als 40 Jugendliche prügeln sich auf Schulhof in Stadthagen Massenschlägerei in Stadthagen: 100 Jugendliche beteiligt - Polizei gründet Arbeitsgruppe Nach Massenschlägerei auf Schulhof in Stadthagen: Polizei vernimmt Jugendliche von Verena Gehring