Wie Michail Gorbatschow vor 23 Jahren nach Stadthagen kam

Michail Gorbatschow, ehemaliger Präsident der 1991 aufgelösten Sowjetunion und Friedensnobelpreisträger, war am 28. Februar 1998 in der Kreisstadt zu Gast. Ermöglicht hatte den prominenten Besuch der damalige CDU-Landtagsabgeordnete Friedel Pörtner, der hohe Spendengelder für die Gorbatschow-Stiftung aufgetrieben hatte. „Es ist nasskalt an diesem Sonnabendvormittag. Doch trotz des miesen Wetters stehen schon lange vor der geplanten Ankunft von Michail Gorbatschow und seiner Frau Raissa Hunderte von Menschen vor der Buchhandlung Schmidt auf dem Marktplatz“, hat Bernd Hilder, damals Chefredakteur der Schaumburger Nachrichten, die Szenerie vor dem Eintreffen des einst zweitmächtigsten Mannes der Welt beschrieben. Insgesamt wohl 2500 Menschen, „die sich den Hauch der Weltgeschichte nicht entgehen lassen wollten,“ hatten sich auf dem Markt und in der übrigen Fußgängerzone gedrängt. Eine halbe Stunde zu spät: Mit halbstündiger Verspätung traf der Gast um 12.15 Uhr auf dem Hundemarkt ein. Mit Leibwächtern und Empfangskomitee bewegte sich Gorbatschow durch die dichte Menschenmenge in der Rathauspassage in Richtung Marktplatz. Immer wieder brandet auf dem Weg Applaus auf. Hier wurde nicht nur eine prominente, ferne Persönlichkeit gefeiert. Die Menschen waren berührt, Freude kam zum Ausdruck, bei vielen wohl auch Dankbarkeit. Mit dem russischen Gast verbanden die Leute das Verschwinden der Grenze zwischen West- und Ostdeutschland, die deutsche Einheit, damals noch keine zehn Jahre alt. In seiner Rede auf dem Markt bezeichnete Gorbatschow die Wiedervereinigung als „Glück für die Deutschen.“ Und er warb für eine friedliche Kooperation zwischen Deutschland und Russland. So reagieren die Stadthäger auf den erneuten Ausfall des Schützenfestes Seit 1920 gibt es den Sportplatz in Stadthagen - Jetzt droht das Aus Michail Gorbatschow und seiner Frau wollten anschließend so viele Menschen wie möglich nahe kommen – in einer Signierstunde in der Buchhandlung Schmidt. Diese war nach kurzer Zeit so überfüllt, dass sie von Polizisten abgeriegelt werden musste. Unterschrift auf der Toffifee-Packung: Durch das Gedränge kämpften sich unter anderem die damaligen Ratsgymnasiasten Sebastian Koller und Lars May. Spontan hatten sich die Jungen zum Dabeisein entschlossen: „Das ist historisch!“ Allerdings fehlte die Vorlage zum Signieren, erinnerte sich Koller gestern. Die Siebzehnjährigen leerten damals kurzerhand zwei Packungen „Toffifee“ und platzierten per Drucker jeweils ein Gorbatschow-Konterfei auf die Pappen: Fertig waren die Autogrammkarten, die nun den begehrten Schriftzug tragen. Bürgermeister Jürgen Hoffmann hingegen schob Gorbatschow zwischen den vielen zur Unterschrift gereichten Büchern das Goldene Buch der Stadt hin. Um 13.30 Uhr beendete „Gorbi“ die Signierstunde und strebte samt Tross zurück zur Limousine – allerdings ohne seine Schiebermütze. Die war beim Signieren abhandengekommen. Vielleicht ruht sie zur ewigen Verehrung seit 23 Jahren in einem Schaumburger Schrank. Von Vera Skamira