„Wer meint, ganz oben zu sein, ist schon wieder auf dem Weg nach unten.“ Wenn dieser Spruch stimmt, gilt dann auch der Umkehrschluss? Ist dann jemand, der sich ganz unten wähnt, schon wieder auf dem Weg nach oben? Schön wär’s ja für Hannover 96.
Auch wenn es mit dem 1. FC Nürnberg und Hertha BSC noch zwei Mannschaften in der Fußball-Bundesliga gibt, die hinter 96 stehen, schlechter als bei den „Roten“ ist die Stimmung bei keinem anderen Klub. Auch nicht beim 96-Gegner 1899 Hoffenheim (Anpfiff in der Rhein-Neckar-Arena ist am Sonnabend um 15.30 Uhr), der zwar genau wie 96 drei Niederlagen in der Rückrunde kassierte, es dabei jedoch mit den Top-Teams FC Bayern, Bayer Leverkusen und Schalke 04 zu tun hatte. Schlimmer geht’s bei 96 nimmer – genau der richtige Zeitpunkt für die Wende.
Immerhin hellte sich in einer aufregenden Woche die Weltuntergangsstimmung bei den „Roten“ nach dem 1:3 gegen Nürnberg durch die Last-Minute-Transfers von Elson und Arouna Koné ein bisschen auf. Die Verpflichtung der beiden Offensivspieler entschärfte sogar die Posse um Torwart Florian Fromlowitz, dem 96 den Cottbuser Keeper Gerhard Tremmel vor die Nase setzen wollte. Für Unruhe in der Mannschaft sorgte die verunglückte Aktion dennoch, was auch für die Konzentration auf den Abstiegskampf und einen Sieg in Hoffenheim sicher nicht von Vorteil war.
Nach den beiden Trainerwechseln hat der Verein mit Elson und Koné seine letzten Joker gezogen, um den Absturz in die Zweitklassigkeit zu verhindern. Jetzt liegt der Ball bei der Mannschaft und Trainer Mirko Slomka – Rückpass ausgeschlossen. Sie müssen die Wende schaffen. Sofort. Mit allen Möglichkeiten. Allein mit spielerischen Mitteln ist das Team zurzeit nicht in der Lage, sich aus der Krise zu befreien. Bleibt der Kampf, was speziell bei einer Elf wie Hoffenheim nicht die schlechteste Idee ist. Zur Erinnerung: Gegen Nürnberg gab es für die 96-Profis nicht eine Gelbe Karte.
Er werde „Entscheidungen treffen, die wehtun“, hatte Mirko Slomka nach dem Nürnberg-Spiel angekündigt, bei der Aufstellung in Hoffenheim wird es am Sonnabend die ersten Konsequenzen geben. Mit Arnold Bruggink fliegt der Kapitän aus der Mannschaft, für ihn wird Elson im offensiven Mittelfeld spielen und Christian Schulz sein Amt übernehmen.
Klare Worte gab es von Slomka an Sergio Pinto, dem der Coach die Hauptschuld an der Nürnberger Führung ankreidete („Das passiert nicht einmal einer Jugendmannschaft“). Für Pinto erhält Sofian Chahed auf der rechten Abwehrseite eine Chance, auf Steve Cherundolo müssen die „Roten“ wegen einer Schulterverletzung noch verzichten.
Am Freitag trainierte die Mannschaft eine Stunde lang in der AWD-Arena, danach ging es mit eiligen Schritten in die Kabine. Nur die beiden Ivorer Constant Djakpa und Koné schossen Ersatztorwart Uwe Gospodarek noch ein paar Bälle um die Ohren. So viel Spaß und Freude, wie die beiden dabei hatten, gab es schon lange nicht mehr im Stadion. Vielleicht gelingt es Stürmer Koné mit einem Volltreffer, ein bisschen Fröhlichkeit und Hoffnung aus Hoffenheim nach Hannover zu holen.