Es war nicht zu überhören, dass TV-Kommentator Kai Dittmann zögerte und nicht so recht wusste, ob er diesen Kalauer wirklich raushauen sollte. Wortspiele mit Namen sind bei Reportern eigentlich verpönt; spätestens als Stürmer Ebbe Sand von 1999 bis 2006 oftmals sehr glücklos für den FC Schalke 04 auf Torejagd ging, hat das Ganze überhand genommen und an Reiz verloren. Doch Dittmann konnte nicht widerstehen: „Ein Sa(h)ne-Tor“, entfuhr es ihm nach dem Fallrückzieher des 96-Profis Salif Sané zum 2:2 beim VfL Wolfsburg am vergangenen Spieltag.
Es war ein wirklich schönes Tor, das dem Senegalesen in Diensten von Fußball-Bundesligist Hannover 96 gelungen ist, ein Treffer, der es ziemlich sicher in die Auswahl zum „Tor des Monats“ schaffen wird. Und im Kampf um den Klassenerhalt ein außerordentlich wichtiger noch dazu. Aber nicht nur diesem Traumtor hat es der 24-Jährige zu verdanken, dass er zurzeit im Blickpunkt steht. Schon seit Wochen spielt Sané groß auf und ist als Abräumer aus dem Mittelfeld der „Roten“ nicht mehr wegzudenken.
Wie wichtig Sané mit seinen vielen gewonnenen Zweikämpfen und seinen Balleroberungen für die Mannschaft ist, das weiß auch Michael Frontzeck. „Unabhängig von seinem attraktiven Tor hat mir gut gefallen, wie kontrolliert er in Wolfsburg in der zweiten Halbzeit gespielt hat“, sagte der 51-Jährige. Im Trainingslager in Marienfeld nahm Frontzeck den Mittelfeldspieler zur Seite, gab ihm Tipps und erklärte dem 96-Profi, was er von ihm in den nächsten Spielen erwartet. „Er ist ein sehr zweikampf- und kopfballstarker Spieler, der auch immer wieder den Weg in die Tiefe sucht. Dafür gibt es von mir grünes Licht“, sagte Frontzeck. Allerdings müsse es immer eine Absprache geben, damit ein anderer Mittelfeldspieler die Absicherung übernimmt, wenn Sané sich in den Angriff einschaltet, sagte der Coach.
„Du musst mutig sein“
Fast schon andächtig hörte Sané seinem Trainer zu und nickte brav, wenn Frontzeck ihm gestenreich seine Vorstellungen erklärte. Das war nicht immer so. Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, da machte es den Eindruck, als sei der Senegalese beratungsresistent. Sané, der noch einen Vertrag bis 2017 hat, war wiederholt verspätet zu Terminen und einmal sogar zur Abfahrt zu einem Bundesligaspiel erschienen. Hinzu kam am Ende der vergangenen Spielzeit ein vorzeitiger Urlaubsantritt ohne Genehmigung. Der damalige Trainer Tayfun Korkut schickte ihn Ende Juni in die Regionalligamannschaft, nur allzu gerne hätten die „Roten“ den Problemprofi damals verkauft. Erst Ende November erhielt Sané, nachdem ihm U23-Coach Sören Osterland wiederholt auch außerhalb des Platzes ein vorbildliches Verhalten attestiert hatte, eine zweite Chance und kehrte zu den Profis zurück.
Vor seiner Begnadigung stand der 24-Jährige zuletzt am 28. Spieltag der vergangenen Saison in der 96-Startelf. Sein Comeback gab er Mitte Dezember 2014, und im Heimspiel am Sonnabend hoffen die 96-Fans, dass er wieder eine ganz wichtige Rolle spielt. Der Gegner in allen drei Fällen: Werder Bremen.
„Du musst mutig sein“, hatte Sané nach seinem Traumtor gegen Wolfsburg gesagt. Dazu gehört nicht nur der Mut zu einem spektakulären Fallrückzieher, sondern auch der Schneid, Fehler einzugestehen und daraus zu lernen. Sané scheint das begriffen zu haben. Vom Problemprofi zum Problemlöser: Das wäre (sorry!) allererste Sa(h)ne.