„Ich muss mir meine Optionen alle offen halten, muss sehen, was da auf mich zukommt. Erstmal muss ich über diese Enttäuschung hinwegkommen“, sagte der 2,13-Meter-Riese auch mit etwas Abstand nach dem „sudden death“ gegen die San Antonio Spurs am Donnerstag. „Ich werde meine Trauer erstmal sacken lassen, in ein oder zwei Wochen über meine Zukunft tiefer nachdenken.“ Sein Vertrag in Dallas läuft 2011 aus und ist immerhin mit 21,5 Millionen Dollar dotiert. Per Option kann der 31-Jährige aber schon in diesem Sommer aussteigen.
Der Verlust ihres Kapitäns wäre für die Mavericks der Super-Gau. Zum Looser-Image käme dann auch noch das Bild von der Grauen Maus. „Mein Team ohne Dirk? Das kann ich mir nicht vorstellen“, gab „Mavs“- Coach Rick Carlisle zu. Doch um Nowitzki, der mit dem Herzen stark am Club hängt, tatsächlich von einem Verbleib in Dallas zu überzeugen, müsste man ihm wohl einen zweiten Top-Akteur zur Seite stellen. Nur so könnte sich Nowitzki seinen großen Traum vom NBA-Titel bei den Texanern doch noch erfüllen. „Wenn Dirk eine Meisterschaft gewinnen will, braucht er einen zweiten Superstar an der Seite, mit dem er harmoniert und der ihm Verantwortung abnimmt. Ein Superstar alleine reicht heutzutage nicht mehr aus“, meinte auch Bundestrainer Dirk Bauermann im Interview mit „Sport 1“.
Carlisle, nach der 2:4-Pleite gegen die Spurs selbst nicht unumstritten, vertraut darauf, dass Clubbesitzer Mark Cuban noch einmal Geld in die Hand nimmt, um einen zweiten Ausnahmespieler in den American Airlines Center zu locken. „Ist das möglich? Ja. Ist es wahrscheinlich? Viele Leute würden gegen uns wetten. Aber ich würde nicht dazu raten“, sagte Carlisle der „Dallas Morning News“.
Optionen, den nicht Playoff tauglichen Kader zu renovieren, gibt es nach dieser Saison genügend. Amerikanische Medien schreiben schon seit Wochen vom „heißesten Sommer“ seit Jahren, der der NBA bevorsteht. Schließlich sind mit LeBron James (Cleveland), Amare Stoudemire (Phoenix), Joe Johnson (Atlanta), Dwyane Wade (Miami) oder dem in Dallas aufgewachsenen Chris Bosh (Toronto) zahlreiche Superstars als sogenannte Free Agents auf dem Markt.
Zwar sind die Clubs offiziell erst vom 1. Juli an berechtigt, mit vertragslosen Profis zu verhandeln. Doch hinter den Kulissen werden schon in nächster Zeit die Weichen für die Zukunft gestellt. Carlisle hält die „Mavs“ trotz der dritten Erstrundenpleite in vier Jahren weiterhin für attraktiv. „Tolle Stadt, toller Club, toller Besitzer. Und es gibt nach wie vor ein Team mit hoher Qualität. Dirk und Jason (Kidd) werden hier sein, und das sind zwei Spieler, mit denen viele zusammenspielen wollen“, warb der Trainer für seinen Club.
Doch ob Nowitzki und Kidd tatsächlich in der nächsten Saison noch da sind, bleibt abzuwarten. Kidd schwänzte am Freitag das Abschluss- Treffen des Teams, Nowitzki konnte sich erneut nicht zum Bekenntnis zu seinem Lieblingsclub durchringen. Ein Wechsel zu seinem alten Kumpel Steve Nash nach Phoenix, ein Dream Team mit James in Cleveland - vieles scheint denkbar. „Das ist bisher alles nur Spekulation“, beantwortete Nowitzki ausweichend die Frage. Er habe immer gesagt, sich den Traum vom Titel in Dallas erfüllen zu wollen. Doch eine Zusage an die „Mavs“ gab es nicht. „Wir müssen eben abwarten.“
dpa