Hausbau: Darum sollten Sie einen Bauberater haben
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Ein Bauberater kann die Bau- und Qualitätskontrolle übernehmen und auch bei der Abnahme zur Seite stehen.
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
Freiburg. Der Bau eines Einfamilienhauses ist eine komplexe Angelegenheit. Bis zu 22 verschiedene Gewerke sind daran beteiligt. Da kann manches schiefgehen. Es gibt aber Bau-Profis, die Bauherren für ein Honorar beratend und kontrollierend zur Seite stehen – Sachverständige unabhängiger Organisationen.
Was macht ein Bauberater?
Die Baubegleitung kann bereits vor dem Vertragsabschluss mit der Baufirma beginnen, wie Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren erläutert. Der Berater prüft den Vertragsentwurf und erläutert den Bauherren die Einzelheiten. Der nächste Schritt ist die laufende Bau- und Qualitätskontrolle. „Der Bausachverständige fährt regelmäßig auf die Baustelle, prüft und dokumentiert den Baufortschritt und die Qualität der Arbeiten.“
Er koordiniert beispielsweise aber auch den Terminablauf der einzelnen Gewerke und kontrolliert die Rechnungen. Er kann den Bau von der Bodenplatte bis zur Abnahme begleiten, aber auch nur einzelne Abschnitte der Bauplanung oder des Hausbaus übernehmen.
Wann ist eine Baubegleitung sinnvoll?
Eine Beratung könne „den Bauherren vor schweren Mängeln am Bau bewahren“, sagt Ellinger, der selbst Bauberater ist. Das gelte auch für Bauherren, die ohne eigenen Architekten arbeiten – was für etwa 90 Prozent gilt. Damit hätten die Bauherren keinen Fürsprecher mehr, der für sie nach dem Rechten sieht. Der Bauleiter ist schließlich Angestellter der Baufirma.
Auch der Bundesverband Deutscher Fertigbau sieht Vorteile einer Bauberatung: Sie sei sinnvoll, denn sie stärke das Vertrauen zwischen den Bauunternehmen und ihren Kunden. „Beim Fertighausbau ist der Bauherr in einer komfortablen Situation, denn ihm steht ein einziger Ansprechpartner auf Seiten des Hausherstellers gegenüber“, erklärt Verbandssprecher Christoph Windscheif. „Das macht die Kommunikation einfacher, als es mit den vielen verschiedenen Gewerken bei einem konventionellen Bauvorhaben der Fall ist.“
In manchen Fällen sind Bauberater verpflichtend
Dennoch könne ein unabhängiger Baubegleiter auch bei einem Fertighaus für beide Seiten von Vorteil sein. „Denn anders als viele Bauherren beherrscht der Sachverständige die Fachsprache und wirkt wie ein Dolmetscher, so dass beide Partner immer genau wissen, was der jeweils andere meint“, führt Windscheif aus. In manchen Fällen sind Bauherren sogar verpflichtet, einen unabhängigen Gutachter hinzuziehen, etwa für einen Wärmeschutznachweis oder wenn sie staatliche Fördermittel beantragt haben. Darauf weist der Verbraucherzentrale Bundesverband hin.
Wer darf als Bauberater arbeiten?
Grundsätzlich ist die Bezeichnung nicht geschützt. „In der Regel bieten Architekten und Bauingenieure diese Leistung an, aber auch erfahrene Handwerker“, sagt Gabriele Bapst-Sick, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter.
Gibt es feste Termine für die Baustellen-Besuche?
In der Regel orientieren sich die Sachverständigen am Baufortschritt. „Der Bausachverständige muss da sein, wenn wichtige Bauabschnitte anstehen, zum Beispiel, wenn der Keller abgedichtet wird oder die Rohre für die Fußbodenheizung verlegt werden“, erläutert Bapst-Sick. „Oft hat er nur ein kurzes Zeitfenster, in dem die Bauteile offen liegen. Sind erst Estrich, Putz oder Beton drüber, ist es zu spät.“
Was macht einen guten Bausachverständigen aus?
„Da er schnell auf der Baustelle sein muss, sollte er sein Büro im Umkreis von 20 bis 30 Kilometern haben“, rät Bapst-Sick. Außerdem kann man den Experten nach Tätigkeitsschwerpunkten auswählen.
Sinnvoll ist für Udo Schumacher-Ritz vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau, dass der Sachverständige gut vernetzt ist. „Heutzutage können Einzelkämpfer nicht mehr das komplette Wissen über alle am Bau beteiligten Gewerke abdecken.“ Deshalb sollte man sich jemanden suchen, der in einer Gruppe oder einem Verband arbeitet. „Dann kann er sich mit seinen Kollegen austauschen.“
Welche Anlaufstellen gibt es?
Es gibt in Deutschland mehrere Vereinigungen, etwa den Bauherren-Schutzbund, den Verband Privater Bauherren, den Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau sowie die Verbraucherzentralen. Auch die Architektenkammern der Bundesländer vermitteln Sachverständige.
Verbände in diesem Bereich sind der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger, Bundesverband Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter und Bundesverband Freier Sachverständiger. Viele der Organisationen haben auch eine Experten-Suchfunktion auf ihren Webseiten.
Was kostet die Baubegleitung?
Das ist je nach Leistungsumfang und Region unterschiedlich. In den Städten sind die Preise etwas höher als auf dem Land. Durchschnittlich rund 100 Euro pro Stunde gibt Ellinger für den Verband Privater Bauherren an, bei der Verbraucherzentrale Hamburg kostet die Prüfung der Baubeschreibung beispielsweise 125 Euro pro Stunde. Das ist viel Geld – allerdings können Mängel bei der Planung und dem Bau auch teuer werden.
Finden sich online keine Preise und weiterführenden Informationen, sollten Bauherren spätestens beim ersten Treffen darüber sprechen, welcher Beratungsumfang sinnvoll und angemessen ist und wie hoch das Honorar ausfällt. So erhält man Klarheit über die Kosten.
RND/dpa