Norddeutsche Südfrüchte

Aprikosen und Nektarinen aus dem Alten Land

„Ich weiß, welche reif sind“: Peter Stechmann pflückt die Nektarinen am liebsten selbst.

„Ich weiß, welche reif sind“: Peter Stechmann pflückt die Nektarinen am liebsten selbst.

Buxtehude. Die Aprikosenernte hat Obstbauer Peter Stechmann zur Chefsache erklärt. Der 52-Jährige stapft deshalb seit Ende Juni tagtäglich durch seine Plantagen in Buxtehude (Kreis Stade) und zupft eigenhändig die Früchte vom Baum: „Ich weiß, welche Aprikosen schon reif sind und welche noch einen Tag länger hängen müssen“, sagt er. Bei dem Umgang mit dem Obst sei Fingerspitzengefühl gefragt.

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Stechmanns Aprikosen und Nektarinen direkt vom Baum sind einmalig in Norddeutschland. „Eine Anbauberatung finde ich hier nicht“, sagt der experimentierfreudige Gärtner, der vor sechs Jahren eher aus Neugier mit 20 Bäumen begann. Warum sollen Aprikosen nicht auch im Alten Land wachsen, fragte sich Stechmann, nachdem er in einer Fortbildung von den Erfahrungen der Landwirte aus Süddeutschland erfahren hatte. Heute wachsen die süßen Früchte an fast 500 Bäumen auf einer Gesamtfläche von 300 Quadratmetern. Große Plantagen der Früchte findet man sonst eher in der Türkei, im Iran und in Usbekistan.

Unter der schützenden Gewächshausfolie schafft der erfahrene Obstbauer ein Klima wie am Mittelmeer. Dass es im Winter in Norddeutschland nur selten schneit, kommt dem Anbau der zarten Früchte zugute. Das größte Risiko sei ein milder Dezember und Januar, denn dann beginne die Entwicklung der Knospen. „Wenn es dann noch einmal friert, sieht die Ernte schlecht aus“, sagt Stechmann.

Trotz jahrzehntelanger Erfahrung im Anbau von Kirschen, Erdbeeren und Johannisbeeren habe er bei dem gelbfleischigen Steinobst „viel Lehrgeld“ zahlen müssen. Normalerweise bestäuben fleißige Honigbienen seine Plantagen. „Die Aprikose treibt aber schon vor Ostern aus“, erklärt Stechmann. „Da ist es noch zu kalt für die Bienen.“ Deswegen musste er Hummeln kaufen, die nun ihre Kreise über den Aprikosen- und Nektarinenbäumen ziehen.

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Ende Juni können die ersten Früchte geerntet werden. Stechmanns Ziel: Das Obst soll genussreif sein. „Wenn man sie vom Baum pflücken und direkt in den Mund stecken kann, bin ich zufrieden.“ Die Früchte im Supermarkt dagegen findet er in der Regel viel zu hart.

Bis zu siebenmal schaut sich der Obstbauer jeden Baum an - denn bis jede Frucht reif ist, dauert es unterschiedlich lange. Wird die Aprikose zu spät gepflückt, kann die Haut reißen. Zu früh ist schlecht für das Aroma.

Doch selbst eine zu weiche Aprikose oder Nektarine können noch zu Fruchtaufstrich verarbeitet werden. Sie finden die Kunden in Stechmanns Hofladen in der Kiste mit der zweiten Wahl. Drei Viertel der Früchte haben Stechmann und seine Frau Sabine inzwischen abgeerntet. „Ende August ist die Saison auch schon wieder rum.“

Mittlerweile ist der Obstbauer im Alten Land eine kleine Berühmtheit. Seine Nektarinen und Aprikosen werden in der Regel innerhalb eines Tages nach der Ernte verkauft. Viele der Kunden kommen aus Neugier, sagt der 52-Jährige. Regionale Aprikosen finde man eben selten.

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