Wie viele Prostituierte es hierzulande gibt, ist nicht genau bekannt. Schätzungen gehen von mehreren Hunderttausend aus. In Corona-Zeiten ist Prostitution verboten. Legale Sexarbeiterinnen sind arbeitslos. Sie fühlen sich ungerecht behandelt und gehen auf die Straße.
Hamburg. Mehr als 80 Huren, maskiert und teils in Lack und Leder, ziehen mit Plakaten, einer Lichtshow und zu Rockhymnen über das nasse Kopfsteinpflaster von der Herbertstraße zur Davidwache. Was Anfang der Woche auf St. Pauli als professionell inszenierte Show daherkam ist Protest. „Wir kämpfen um unsere Existenz“, sagt die 50-Jährige, die sich Ginger nennt und als Domina in der Herbertstraße arbeitet - dort, wo die Prostituierten sonst dicht an dicht und leicht bekleidet in Schaufenstern sitzen und auf Freier warten. Sonst. Denn seit Corona ist alles anders, käuflicher Sex verboten und Ginger wie viele ihrer Kolleginnen arbeits- und einkommenslos.
„Der Staat fickt uns, aber zahlt nicht“, „Auch an Sexarbeit hängen Existenzen“ steht auf den Plakaten, mit denen Prostituierte nicht nur in Hamburg auf die Straße gehen, um eine Wiederöffnung der Bordelle zu fordern. Auch in Berlin, Köln und weiteren Städten gab es Proteste und Aktionen zur Vorstellung von Hygienekonzepten, mit denen auch das Sexgeschäft ohne größeres Infektionsrisiko wieder möglich sein soll – wie in andern Branchen mit sogenannten körpernahen Dienstleistungen.