Zum Tode des früheren Generalbundesanwaltes Harald Range

Ein Mann mit Prinzipien

Die Unabhängigkeit der Justiz war ihm wichtig: Der frühere Generalbundesanwalt Harald Range.

Die Unabhängigkeit der Justiz war ihm wichtig: Der frühere Generalbundesanwalt Harald Range.

Hannover. Mit seiner Liebenswürdigkeit und seinem hintergründigen Humor entsprach er so gar nicht dem Klischee eines Staatsanwaltes. Er hatte nichts Schneidiges aber eine ganze Menge Schneid.  Er trat sehr bescheiden und zurückhaltend auf,  scheute sich im entscheidenden Moment aber nicht, sein hohes Amt zu opfern für die Unabhängigkeit der Justiz.

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Am Mittwoch ist der frühere Generalbundesanwalt Harald Range gestorben, der von 2011 bis 2015 Deutschlands Chefankläger in Karlsruhe war und zuvor Generalstaatsanwalt in Celle gewesen ist.

Aufsehen erregte der Abgang des gebürtigen Göttingers auf dem Höhepunkt der sogenannten Netzpolitik-Affäre. Der Bundesverfassungsschutz hatte Strafanzeige gegen zwei Journalisten vom Blog Netzpolitik.org gestellt – wegen des Verdachts auf Landesverrats. Range ließ ermitteln, jedoch nicht Redaktionsräume durchsuchen. Stattdessen beauftragte er einen Gutachter, der erst einmal klären sollte, ob überhaupt Staatsgeheimnisse verraten worden seien.

Auf dem Höhepunkt der Affäre wollte der damalige Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD), dass der Chefankläger den Gutachter wieder entpflichten. Range, ein Mann von unerschütterlicher Prinzipientreue, lehnte ab. Und musste gehen. „Mir war es wichtig, vor meinem Ausscheiden die Unabhängigkeit der Justiz hervorzuheben, die bei der Strafverfolgung nicht politischen  Opportunitäten folgen soll“, sagte er nach seinem vorzeitigen Abgang dieser Zeitung. Und dass er ohne Groll geschieden sei.

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Range hat selbst berichtet, dass die Tätigkeit des Ermittlers ihn mehr gefesselt habe als der Beruf des Richters, den er auch einige Jahre ausübte. Als junger Staatsanwalt in seiner Heimatstadt Göttingen sei er sogar in den Hubschrauber gestiegen, um Umweltprobleme von höherer Warte aufzuklären. Als er dabei einen Bauern entdeckte, dessen Rübensilage ein echtes Problem darstellte, habe er es bei der Ermahnung „das stellen sie mal ab“ und einer Geldbuße belassen.  Trotz aller Prinzipientreue war er auch ein Pragmatiker.

Range war ein Liberaler im ureigenen Sinn, der sich stets um ein eigenes Urteil bemühte und sich von großem Bohei nicht sonderlich beeindrucken ließ. Mit seiner „feinsinnigen und klugen Art“, hat er, wie der FDP-Parteifreund und Jurist Stefan Birkner anmerkt, viele beeindruckt. Er blieb auch in seiner Karlsruher Zeit der Wahlheimat Celle treu, wo er sich nach seiner vorzeitigen Pensionierung für die Niederungen der Kommunalpolitik nicht zu schade war. Aus Liebe zur Heimat.

Von Michael B. Berger

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