Sechs Monate altes Baby stirbt nach Gewalttaten
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Sybolbild.
© Quelle: dpa
Göttingen. Ein sechs Monate altes Baby ist in Göttingen an den Folgen wiederholter schwerer Gewalttaten gestorben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur erlitt der kleine Junge zahlreiche Knochenbrüche, unter anderem am Schädel.
„Wir ermitteln wegen Körperverletzung mit Todesfolge“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen, Frank-Michael Laue, am Mittwoch. Einzige Tatverdächtige seien derzeit die Eltern des Kindes. Die 22 Jahre alte Mutter und der 30-jährige Vater hätten bisher keinerlei Aussagen gemacht. Die aus einer russischen Kaukasusrepublik stammenden Eltern befänden sich auf freiem Fuß, weil nicht klar sei, wer von ihnen die Taten begangen haben könnte, sagte der Oberstaatsanwalt. Der kleine Junge war bereits im Januar dieses Jahres im Krankenhaus gestorben. Die Behörden hatten über den Fall bisher nicht berichtet.
Demnach waren die Eltern Anfang Januar mit dem Jungen in einem Göttinger Krankenhaus erschienen und hatten angegeben, das Kind leide unter Luftnot. „Dann hat man dort aber die erheblichen Verletzungen festgestellt“, sagte Oberstaatsanwalt Laue. Ein ermittelnder Kriminalbeamter habe gesagt, solche Brüche habe er bei einem kleinen Kind noch nicht gesehen. Für die Ärzte sei schnell klar gewesen, dass die Verletzungen nicht von einem Sturz herrühren konnten, sondern dass körperliche Gewalt ausgeübt worden sei.
Eltern unter Verdacht – aber weiter auf freiem Fuß
Helfen konnten die Mediziner dem kleinen Jungen nicht mehr. Er starb am 12. Januar. Die Obduktion habe erheben, dass der Säugling verschiedene Knochenbrüche erlitten habe, die auf mehrfache Gewaltanwendung zurückzuführen seien.
„Es steht zwar fest, dass das Kind gewaltsam zu Tode gekommen ist“, sagte der Oberstaatsanwalt. Bisher wisse man aber nicht, was genau passiert sei. Mehr Klarheit erhoffe sich die Staatsanwaltschaft durch ein rechtsmedizinisches Gutachten.
Dass trotz der Schwere der Vorwürfe weder der Vater noch die Mutter des toten Kindes in Untersuchungshaft sitzen, erklärte der Oberstaatsanwalt mit dem einem Dilemma, vor dem die Ermittler stünden: Da die Unschuldsvermutung gelte, müsse man jeweils zugunsten eines Elternteils annehmen, das der andere die Taten begangen haben könnte.
Chronik: Babys sterben an Gewalt und Vernachlässigung
Geschüttelt, verprügelt, vernachlässigt - immer wieder kommen Säuglinge und Kleinkinder gewaltsam zu Tode. Die Täter sind oft Eltern oder deren Lebenspartner. Eine Auswahl von Fällen: August 2017: Ein 31-jähriger Paketfahrer aus Osnabrück schüttelt die 13 Monate alte Tochter seiner Freundin so heftig, dass das Kind Tage später stirbt. Der Mann wird zu acht Jahren Haft verurteilt. September 2015: Ein 28 Jahre alter Vater aus Wolfsburg schüttelt seinen dreieinhalb Monate alten Jungen, weil das Kind nicht aufhört zu schreien. Der Junge stirbt. Der Vater kommt zunächst nicht ins Gefängnis, er wird zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. März 2014: Ein 26-Jähriger verletzt in Osnabrück seine wenige Monate alte Tochter durch Schütteln schwer. Sie ist seitdem mehrfach gelähmt und in höchstem Maße pflegebedürftig. Der Vater wird zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Kind war nach einem vorangegangenen Misshandlungsverdacht vorübergehend aus der Familie genommen worden. November 2013: In einem Mehrfamilienhaus im westfälischen Soest stirbt ein knapp viermonatiges Baby, die Leiche des Mädchens wird erst zwei Wochen später gefunden. Die Mutter hatte es mehrere Tage alleingelassen. Die 22-Jährige kommt lebenslang in Haft.
Von Matthias Brunnert/dpa