Von „Paaskefüür“ bis „Eiertrüllen“: Fünf ostfriesische Osterbräuche
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Bunt gefärbte Ostereier werden auch in Ostfriesland zu Ostern gesucht. Aber die Ostfriesen kennen noch eine ganze Reihe weiterer, zum Teil kurioser Osterbräuche - nicht immer geht es dabei ums Ei.
© Quelle: Janis Meyer
Aurich. Wenn es um ostfriesische Osterbräuche geht, stehen für die Einwohner des Landstrichs im äußersten Nordwesten Niedersachsens Spaß und Geselligkeit im Vordergrund. Diese werden auch im 21. Jahrhundert in vielen Familien mit Begeisterung gepflegt. Praktisch in Corona-Zeiten: Wettkämpfe rund ums Osterei lassen sich oft corona-konform im kleinsten Personenkreis ausüben. Ein Überblick:
EIERSMIETEN
Bei diesem Wettkampf gewinnt derjenige, dessen Ei sowohl am weitesten fliegt, aber dabei den Flug auch unbeschadet übersteht. Eiersmieten ist quasi der Ostereiweitwurf. Das Eiersmieten sei an Ostersonntag feste Tradition in ihrer Familie und gerade auch bei Jüngeren beliebt, berichtet die Ostfriesin Maike Saathoff. Dazu stellen sich die Werfer in einer Linie auf und werfen nacheinander ihre hartgekochten Eier. Entweder frei aus der Hand, manchmal werden dazu auch ein Strumpf oder ein alter Reifen zur Hilfe genommen. Beim Wurf komme es nicht nur auf die Weite an, erklärt Markus Feldhuis - am Ende zähle nur das heile Ei mit der größten Weite.
HICKEN-BICKEN-SÖNNDAG
Der Brauch der Ostereiersuche ist laut der Ostfrieischen Landschaft bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Wer Eier am Ostersonntag findet, will sie natürlich auch essen - doch selbst aus dem Eier-Schälen machen Ostfriesen noch einen kleinen Wettbewerb. Beim „Hicken-Bicken“, „Eierpicken“ oder „Eierditschen“, stoßen zwei Kontrahenten die Spitzen ihrer hartgekochten Ostereier gegeneinander. Wessen Ei den Zusammeprall unbeschadet übersteht, gewinnt. Spätestens bis zum „Upfreten Dingsdag“, also dem Dienstag nach Ostern, sollten dann alle Eier-Reste verspeist sein.
PAASKEFÜÜR
Die traditionellen Osterfeuer an Karsamstag sind in vielen Teilen Norddeutschlands ein beliebtes Beisammensein bei Jung und Alt - nicht nur in Ostfriesland, erklärt Katrin Rodrian von der Ostfriesischen Landschaft in Aurich. In Ostfriesland heißen sie „Paaskefüür“, wobei sich das plattdeutsche Wort „Paasken“ (Ostern) vom jüdischen Passah-Fest ableitet. Oft richten Freiwillige Feuerwehren, Dorfgemeinschaften oder Sportvereine die Feuer aus. Dazu wird Grünschnitt und brennbares Material gesammelt und auf freien Flächen dann zu Haufen aufgeschichtet. Die Feuer sollen den Winter vertreiben und den Frühlingsbeginn einläuten.
EIERTRÜLLEN
Hügel sucht man in Ostfriesland meist vergeblich - aber das hält Ostfriesen nicht davon ab, beim „Eiertrüllen“ hartgekochte Eier um die Wette zu kullern. Schließlich gibt es ja Deiche, Dünen und andere Erhebungen, von denen Eier prima runterrollen können. Vor allem auf Langeoog sei dies bei Familien noch heute ein beliebter Brauch, erklärt Rodrian. Ziel ist es, die Eier möglichst weit und unversehrt ins „Tal“ rollen zu lassen. Während auf Langeoog Dünen dafür genutzt werden, ist in Leer der neun Meter hohe Plytenberg ein beliebter Austragungsort. In Aurich sind es die sogenannten Eierberge. Früher wurde die Tradition vor allem am Ostermontag, dem „Eiertrullende Maandag“, gelebt.
NÖTENSCHETEN
Beim „Nüsse schießen“ geht es ausnahmsweise mal nicht ums Osterei. Stattdessen wird mit Walnüssen geworfen. Das Spiel ähnelt ein wenig dem bekannten Boccia. Mehrere Teilnehmer versuchen dabei mit einer Kugel aus fünf bis zehn Metern Entfernung die meisten Walnüsse aus einer kreisrunden Markierung zu schießen. Da das Spiel aus den Niederlanden stammt, sei es heute vor allem noch im Leeraner Raum und im Rheiderland verbreitet, erklärt Rodrian.
Von RND/lni