Wegen Online-Attacke: Finanzämter blockieren E-Mails von Steuerzahlern
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Wegen eines Online-Angriffs auf die Finanzämter in Niedersachsen haben die Behörden den Mailverkehr eingeschränkt.
© Quelle: Oliver Berg/dpa
Hannover. Wegen einer Online-Attacke gegen die niedersächsische Finanzverwaltung mit gefälschten E-Mails bearbeiten die Finanzämter derzeit keine Mails mit Word- und Excel-Anhängen. Seit dem 21. Mai sei die Annahme entsprechender Anhänge aus Sicherheitsgründen vorübergehend blockiert worden, teilte das Landesamt für Steuern mit. Ersatzweise könnten Anhänge aber als PDF geschickt werden. Unbekannte versuchten mit gefälschten Mails, den Trojaner „Emotet“ im Computersystem der Finanzverwaltung zu installieren. Auch andere Behörden in Niedersachsen hätten bereits Gegenmaßnahmen ergriffen.
Zur Not das Telefon benutzen
Es sei aktuell noch nicht abzusehen, wann die betreffenden E-Mails wieder angenommen werden können, teilte die Steuerverwaltung mit. Es werde empfohlen, sich in dringenden Angelegenheiten über andere Kommunikationswege (zum Beispiel das Onlineportal www.elster.de, per Telefon oder Fax) an die zuständige Behörde zu wenden. Die Kontakte zu den niedersächsischen Finanzämtern sind auf der Internetseite des Landesamts für Steuern veröffentlicht.
Wie das niedersächsische Innenministerium erläutert, wird die Schadsoftware „Emotet“ seit längerer Zeit von unbekannten Tätern mit aufdringlichen E-Mail-Kampagnen verbreitet. Gefälschte E-Mails im Namen von Freunden, Nachbarn oder Kollegen gefährdeten ganze Netzwerke. Der Trojaner sammelt unbemerkt Informationen aus E-Mails und Kontakten, um neue Opfer zu finden und auszuspähen. „Emotet“ gilt als eine der größten Bedrohungen durch Schadsoftware weltweit und verursacht auch in Deutschland aktuell hohe Schäden.
Trojaner wechselt ständig seine Struktur
In jüngster Zeit habe „Emotet“ neue Eigenschaften angenommen, die die Sicherheit gefährdeten. So ändere der Trojaner ständig seine Struktur, weshalb ihn Virenschutzprogramme nicht mehr zuverlässig erkennen könnten. Daher habe Niedersachsen auch für die allgemeine Verwaltung zusätzliche Schutzmaßnahmen ergriffen, um das illegale Abgreifen von E-Mails, Kontaktdaten etc. zu verhindern. Besonders sensible Bereiche wie beispielsweise Polizei und Justiz seien mit ihrer IT-Sicherheitsstruktur bislang nicht betroffen.
Das Landeskriminalamt Niedersachsen hat mit seinem "Ratgeber Internetkriminalität" die Öffentlichkeit über diese Schadsoftware informiert. Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und die Allianz für Cybersicherheit, in der auch Niedersachsen vielfach vertreten ist, bieten für Bürger und Unternehmen Informationen zum Schutz vor dieser Schadsoftware.
Von Michael B. Berger