Naturschutz in der Ostsee

Wie schädlich sind die Sprengversuche der Bundeswehr?

Ab Mai plant die Bundeswehr auf der Ostsee im Sperrgebiet zwischen Damp und Port Olpenitz Ansprengungen, um deren Auswirkungen auf eine Fregatte zu testen. 

Ab Mai plant die Bundeswehr auf der Ostsee im Sperrgebiet zwischen Damp und Port Olpenitz Ansprengungen, um deren Auswirkungen auf eine Fregatte zu testen.

Kiel. Die Bundeswehr hat mit geplanten Sprengversuchen vor Schleswig-Holsteins Küste eine Debatte um den Naturschutz in der Ostsee ausgelöst. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich „irritiert“ darüber, nicht vom Bundesverteidigungsministerium informiert worden zu sein. Der Naturschutzbund Nabu warnte vor unumkehrbaren Schäden. „Wir fürchten massive Störungen, Hörschäden und nicht zuletzt tödliche Verletzungen bei den streng geschützten und bedrohten Schweinswalen“, sagte Landesvorsitzender Ingo Ludwichowski. Auch eine bedeutende Kolonie von Uferschwalben und Laichgebiete von Dorschen würden gefährdet.

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Ab Mitte Mai will die Bundeswehr in ihrem Sperrgebiet bei Schönhagen nördlich von Eckernförde erproben, wie sich Sprengungen im Umfeld und Beschuss aus der Luft auf eine Fregatte auswirken. Dazu versieht sie die im Sommer vergangenen  Jahres außer Dienst gestellte Fregatte „Karlsruhe“ mit Sensoren.  Das Schiff werde rund vier Kilometer vor der Küste mit einem TNT-Äquivalent von deutlich unter einer Tonne angesprengt, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr am Dienstag. „Meeressäuger werden vor der Sprengung mit Unterwasserschallsignalen vergrämt.“

Dem Umweltminister in Kiel reicht das nicht. „Bislang sind der genaue Ort der Maßnahme sowie Umfang und Zeitpunkt den Naturschutzbehörden des Landes nicht bekannt“,  teilte er auf Anfrage mit. Den Vorwurf der Linken-Bundestagsabgeordneten Cornelia Möhring, der Minister habe aus einem Bericht der „Kieler Nachrichten“ seit Juli von der Sache wissen müssen, beantwortete er so:  „Presseberichte über etwaige Vorhaben  sind kein Ersatz für eine Einbeziehung der obersten Naturschutzbehörde Schleswig-Holsteins durch den Bund“.

Habeck will sich bei Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) beschweren. Die vom Nabu befürchtete Gefährdung von Schweinswal und Dorsch durch Sprengungen und Bombardierungen seien „nicht von vornherein auszuschließen,“ meint er.  Auch die Bundeswehr habe die Anforderungen des Naturschutzes zu beachten. Der Kieler Seerechtler Uwe Jenisch hält dem entgegen: „Für das Sperrgebiet ist allein der Bund zuständig.“ Es sei für die Bundeswehr eingerichtet und dürfe von ihr „vollumfänglich“ genutzt werden, meint der Professor.

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Die Bundeswehr nutzt das Sperrgebiet seit Jahrzehnten - allein in den vergangenen sechs Jahren für fünf Sprengversuchen, unter anderem an zwei alten U-Booten und einem kleinen Mehrzweckboot. Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken hervorgeht, ist neben dem Ansprengen der Fregatte „Karlsruhe“ ( F122) in den Jahren 2018/2019 auch eine Ansprengung einer Fregatte vom Typ F125 geplant.

Bürgermeister Horst Böttcher (SPD) im nahen Ferienort Damp fehlt für die geplanten Sprengungen jedes Verständnis. „Das Meeresgebiet vor unserer Küste ist ein sensibler Bereich", sagt er. Schon allein aus touristischen Gründen sei so etwas nicht mehr zeitgemäß.

Von Gabriele Schulte und Heike Stüben

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